Die Europäische Zentralbank (EZB) könne mit ihrer Geldpolitik, die auf Preisstabilität abziele, nicht auf Schocks in einzelnen Staaten reagieren. Die Euro-Länder müssten die Währungsunion vollenden, indem sie ihre Wirtschaftspolitik enger abstimmten und auf eine Kapitalmarktunion hinarbeiteten, forderte der EZB-Präsident.
Durch eine Wirtschaftsunion steige das Vertrauen der Märkte in künftiges Wachstum und sinke die Wahrscheinlichkeit von negativen Reaktionen bei vorübergehenden Rückschlägen wie höheren Budgetdefiziten. "Das heißt gemeinsam regieren", schrieb Draghi. Statt Koordinierung sei ein gemeinsamer Entscheidungsprozess notwendig, statt Regeln seien Institutionen gefragt.
Ein einheitlicher Kapitalmarkt mache die Eurozone auch weniger krisenanfällig. "Wie Risiken verteilt werden hängt von der Tiefe der Kapitalmärkte, insbesondere der Aktienmärkte, ab. Deshalb müssen wir schnell auf dem Weg zu einer Kapitalmarktunion vorangehen", so Draghi.
Auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, forderte Strukturreformen. Der Weltwirtschaft drohe eine langwierige Phase von niedrigem Wachstum, schrieb Lagarde ebenfalls in einem Gastbeitrag für "Il Sole 24 Ore". Die beim G-20-Treffen beschlossenen Maßnahmen zur Ankurbelung des Wachstums müssten umgesetzt werden, betonte Lagarde.
Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) wollen die globale Konjunktur in den nächsten fünf Jahren um zusätzliche 2,1 Prozentpunkte anschieben, auch um Millionen neue Jobs zu schaffen, wie die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Treffen Mitte November erklärten. Dazu sollen Anreize für Investitionen, etwa zum Ausbau der Infrastruktur, sowie der Abbau von Handelshemmnissen beitragen. "Die Geldpolitik muss weiterhin locker bleiben, während das Wachstum schwach bleibt. Wir müssen aber das Risiko möglicher Nebenwirkungen genau beobachten", schrieb Lagarde.
(Quelle: salzburg24)