Der aus Marokko stammende Es Satty habe zum Zeitpunkt seiner geplanten Abschiebung eine vierjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüßt, hieß es.
Imam hinter Terrorzelle hätte abgeschoben werden sollen
Der zuständige Richter habe jedoch geurteilt, der Imam sei "um eine Integration in die spanische Gesellschaft" bemüht.
Es Satty gilt als Drahtzieher hinter den Anschlägen in Katalonien mit 15 Toten und mehr als 120 Verletzten. Am Dienstag hatten nach Justizangaben zwei der festgenommenen Terrorverdächtigen in einer Gerichtsanhörung ausgesagt, der Imam habe hinter den Anschlagsplänen gesteckt und habe sich als Selbstmordattentäter in die Luft sprengen wollen.
Nach dem Imam wurde in der Folge der Anschläge tagelang gefahndet. Nach letzten Erkenntnissen der Ermittler kam er kurz vor den Attentaten bei einer Sprengstoff-Explosion in einem Haus in Alcanar ums Leben.
Suche nach Mittwissern geht weiter
Nach dem Geständnis eines der Terrorverdächtigen von Barcelona fahndete die Polizei am Mittwoch weiter nach Mitwissern. Beamte starteten laut Polizeiangaben in der Nacht mehrere Razzien, um ein mögliches Unterstützer-Netzwerk der Terrorzelle ausfindig zu machen. Die Ermittler gingen auch Spuren ins Ausland nach.
Bei einer ersten Anhörung der vier überlebenden Verdächtigen waren am Dienstag wichtige Details der Anschlagsplanung bekannt geworden. Der Terrorverdächtige Mohamed Houli Chemlal hatte am Dienstag vor einem Richter in Madrid gestanden, dass die Gruppe Bombenanschläge "größeren Ausmaßes" auf Sehenswürdigkeiten in Barcelona geplant habe.
Katalonien kündigte am Mittwoch schärfere Sicherheitsvorkehrungen unter anderem an der Kirche Sagrada Familia in Barcelona an. Gegen Chemlal und den Verdächtigen Driss Oukabir wurde Haftbefehl erlassen. Ein weiterer Verdächtiger kam unter Auflagen frei. Den Fall des vierten Verdächtigen wollte der Richter weiter prüfen.
Anschläge in Katalonien: Was geplant war und was wirklich passierte
Aus Unterlagen des Madrider Gerichts wurde ersichtlich, dass die Terrorzelle zunächst einen Bombenanschlag geplant hatte. Im Unterschlupf der Gruppe in Alcanar wurden demnach mindestens 500 Liter Aceton, große Mengen Nägel und Zünder und etliche Gasflaschen gefunden. Aus diesen Materialien lässt sich der Sprengstoff TATP herstellen, der häufig von der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) eingesetzt wird.
Nach der versehentlichen Explosion habe die Gruppe laut Aussage vom Dienstag einen Plan B in Kraft gesetzt - ein Autoanschlag anstelle eines Bombenattentats. Sie habe einen Kleintransporter gemietet, den geplanten Anschlag aber zunächst nicht ausführen können, weil sie umgehend in einen Verkehrsunfall verwickelt worden sei. Erst mit dem zweiten gemieteten Fahrzeug sei dann der tödliche Anschlag auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas verübt worden.
Die Ermittler verfolgten auch Spuren nach Frankreich, Belgien, in die Schweiz und nach Marokko, woher die meisten Mitglieder der Terrorzelle stammten. Spanische Medienberichte, wonach es in Marokko im Zusammenhang mit den Anschlägen Festnahmen gegeben habe, wollten die dortigen Behörden nicht bestätigen.
(APA/dpa)
(Quelle: salzburg24)