Rund 2.000 Flüchtlinge demonstrierten im Zentrum der griechischen Hauptstadt Athen für die Öffnung der sogenannten Balkanroute. Zudem forderten sie die Annullierung des EU-Türkei-Flüchtlingspaktes über die Rückführung von Migranten aus Griechenland in die Türkei. Auf Transparenten stand "Nieder mit dem rassistischen Pakt" und "Öffnet die Grenzen". Unter den Demonstranten waren auch linke Aktivisten, wie das Fernsehen berichtete.
In den kommenden Tagen will das griechische Parlament über eine Gesetzesvorlage debattieren, auf deren Grundlage der Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei umgesetzt wird. Dabei geht es unter anderem um die Rechtmäßigkeit der Rückführung von Migranten mittels Schnellverfahren in die Türkei gehen. Diese soll am 4. April beginnen.
Wie die Athener Tageszeitung "Kathimerini" am Mittwoch berichtete, wurden am Vortag in Idomeni Polizisten mit Steinen beworfen, als sie versuchten, die von Migranten besetzten Bahnschienen zu räumen. In der Nacht zum Mittwoch kam es dann auch zwischen den Bewohnern des Lagers zu Gewaltausbrüchen. In Idomeni leben Schätzungen zufolge derzeit gut 12.000 Menschen. Sie hoffen noch immer darauf, dass Mazedonien die Grenze wieder öffnet und sie über die sogenannte Balkanroute weiter Richtung Österreich und Deutschland gelangen.
Auch in anderen Lagern ist die Lage angespannt, auch weil unterschiedliche Nationalitäten aufeinanderprallen. So kam es am Dienstagabend im "Hotspot" der Insel Chios zu Auseinandersetzungen zwischen Afghanen und Irakern, wobei ein Mensch leicht verletzt wurde und im Krankenhaus behandelt werden musste.
Am Hafen von Piräus harren mittlerweile mehr als 5.700 Migranten aus. Sie schlafen in überfüllten Wartehallen und haben zudem rund 1.100 Zelte aufgeschlagen. Nun sollen Dolmetscher eingesetzt und Flugblätter auf Arabisch verteilt werden, um die Menschen zum Umsiedeln in offizielle Flüchtlingslager zu bewegen, berichtete der Radiosender Athina 984. Auf einem Militärgelände nahe Athen soll ein Auffanglager mit Platz für 6.300 Menschen entstehen.
Migranten in Piräus sagten, sie hätten Angst, in Flüchtlingslagern "vergessen" zu werden, wenn sie dorthin ziehen. Auch Kritik an den Zuständen in den staatlichen Lagern wurde laut - man wolle nicht in einem Lager wohnen, wo es Skorpione und Schlangen gebe, sagte eine Frau dem Fernsehsender "Skai". So sei es im Auffanglager in der mittelgriechischen Stadt Larissa gewesen, das sie aufgesucht habe.
Innerhalb der kommenden Wochen will die griechische Regierung Unterkünfte für weitere 30.000 Menschen schaffen. Derzeit halten sich im Land mehr als 50.000 Flüchtlinge auf. In den vergangen 24 Stunden erreichten zudem wieder mehr Schutzsuchende die griechischen Inseln - der Flüchtlings-Krisenstab der griechischen Regierung berichtete am Mittwochmorgen von mehr als 700 Neuankünften seit dem Vortag. Die Ankunftszahlen sind jedoch immer noch weit entfernt von jenen im Spätsommer und Herbst des Vorjahres: Damals erreichten durchschnittlich 5.000 Menschen täglich die griechischen Inseln.
Inzwischen bereitet sich die Türkei auf die Rückkehr von tausenden Flüchtlingen vor. Wie die Zeitung "Habertürk" am Mittwoch meldete, will das türkische Ausländeramt in der Nähe des Küstenortes Dikili an der Ägäis ein Registrierungszentrum für die Rückkehrer einrichten. Dikili liegt gegenüber der griechischen Ägäis-Insel Lesbos, dem Hauptziel vieler Flüchtlinge, die über die Türkei in die EU wollen. Türkische Beamte waren bereits vergangene Woche nach Griechenland gereist, um die Rücknahme der Flüchtlinge vorzubereiten. Die Menschen sollen mit Fährschiffen in die Türkei gebracht werden.
Laut "Habertürk" betonen die türkischen Behörden, dass in Dikili kein neues Flüchtlingslager entstehen soll. In dem Zentrum würden die Menschen lediglich registriert und anschließend auf die 26 bestehenden Lager verteilt, die sich vor allem in der Nähe der syrischen Grenze befinden. Alle Flüchtlinge sollen demnach ein vorübergehendes Bleiberecht in der Türkei erhalten. Menschen, die nicht in ein Flüchtlingslager wollen, können sich eine Wohnung suchen. Der Zeitung zufolge sorgen sich die Bewohner von Dikili, dass sich in der Gegend bald Zehntausende Flüchtlinge niederlassen könnten.
(Quelle: salzburg24)