Welt

G-20-Länder wollen Wachstumsschwäche mit Reformen bekämpfen

Sorgen um die Weltwirtschaft dominierten das Treffen
Veröffentlicht: 28. Februar 2016 15:06 Uhr
Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer wollen die wirtschaftliche Schwäche vieler Staaten mit Reformen bekämpfen. Einseitige Währungsabwertungen, um so Vorteile auf dem Weltmarkt zu erlangen, sollen dagegen vermieden werden, wie die G-20-Staaten am Samstag zum Abschluss ihrer Konferenz in Shanghai versicherten.

IWF-Chefin Christine Lagarde hatte zuvor vor einer weiteren Eintrübung der Weltwirtschaft gewarnt. Die Börsenturbulenzen im Zuge des massiven Ölpreisverfalls, die deutliche Konjunkturabkühlung in China sowie die Flüchtlingskrise in Europa bereiten vielen Experten Sorgen. Auch ein möglicher EU-Austritt Großbritanniens ist laut G-20- Abschlusserklärung ein Risiko.

Lagarde sagte in der chinesischen Finanzmetropole, die Weltwirtschaft könne vom Kurs abkommen, wenn es kein gemeinsames politisches Handeln gebe. Das sei aber vielen bewusst. Für den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble sind Strukturreformen entscheidend für nachhaltiges Wachstum. Sein Kollege aus der Volksrepublik, Lou Jiwei, ergänzte, China sei bereit, seinen Beitrag dazu zu leisten. Investitionen in die Infrastruktur seien wichtig. Zudem müssten Märkte stärker geöffnet werden und es mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt geben.

In der Schlusserklärung kündigen die G-20-Länder an, Handlungsoptionen zu erarbeiten, um notfalls gemeinsam auf Gefahren für Wachstum und Stabilität reagieren zu können. Die Notenbanken könnten nicht allein für mehr Wachstum sorgen. Von Konjunkturprogrammen, die Schäuble ablehnt, war nicht die Rede. Aus Schäubles Sicht führen diese zu einer noch höheren Verschuldung und Preisblasen an den Kapitalmärkten.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) setzt sich dagegen für solche Nachfrage-Impulse ein. Er hatte erst im Jänner seine Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum um jeweils 0,2 Punkte auf vergleichsweise magere 3,4 Prozent für dieses und 3,6 Prozent für nächstes Jahr zurückgenommen. Laut Lagarde sind weitere Revisionen nach unten möglich.

Der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hält die Befürchtungen an den Finanzmärkten um den Zustand der Weltwirtschaft dagegen für übertrieben. "Aus meiner Sicht besteht kein Anlass, die Wirtschaftsaussichten allzu schwarz zu sehen." Chinas Wirtschaft hatte 2015 so gering zugelegt wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr - mit entsprechenden Auswirkungen für die globale Konjunktur. China will sein exportlastiges System auf mehr Konsum umstellen und nimmt dabei kurzfristig auch geringere Wachstumsraten in Kauf.

Über Entwicklungen an den Devisenmärkten wollen sich die G-20-Länder enger austauschen, wie sie weiter erklärten. Zielmarken für Währungskurse soll es aber keine geben. Vor allem die Notenbanken Japans und der Eurozone hatten zuletzt mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik für eine Abwertung gesorgt. Der Dollar ist angesichts leicht steigender Zinsen in den USA dagegen im Aufwind, was zulasten der Exportindustrie in der weltgrößten Volkswirtschaft geht. Der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, sagte, es solle künftig gegenseitige Vorabinformationen bei Maßnahmen geben, die zu einer Währungsabschwächung führen könnten. Dies solle über das G-20-Format oder den IWF geschehen.

Außerdem will sich der Finanzstabilitätsrat (FSB) der G-20 womöglich bald Start-up-Unternehmen aus dem Umfeld der Bankenbranche vorknöpfen. Damit könnte es für sie Regeln geben, die Innovationen erschweren oder sogar verhindern, wenn diese zulasten der Stabilität des gesamten Finanzsystems gehen.

Das nächstjährige Treffen der G-20-Finanzminister und -Notenbankchefs wird in Baden-Baden stattfinden. In Kreisen des deutschen Finanzministeriums wurde am Sonntag entsprechende Berichte von "Welt" und "Handelsblatt" bestätigt. Nach China übernimmt Deutschland im kommenden Jahr die G-20-Präsidentschaft. Der Gipfel der Staats- und Regierungschefs findet in Hamburg statt.

(Quelle: salzburg24)

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