Afghanistan

Geheimdienste gehen von baldigem Fall Kabuls aus

(FILES) In this file photo taken on July 5, 2021, an Afghan policeman stands guard inside Bagram US air base after all US and NATO troops left, some 70 kms north of Kabul. - Taliban territorial gains have raised doubts about the Afghan military's strength as foreign troops leave -- a showdown between two very different forces in which experts say morale could be as decisive as equipment and personnel. (Photo by WAKIL KOHSAR / AFP) / TO GO WITH Afghanistan-conflict-Taliban-military,ANALYSIS by Mushtaq Mojaddidi and Qasim Nauman
Veröffentlicht: 11. August 2021 12:50 Uhr
Angesichts des schnellen Vormarsches der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan könnte die Hauptstadt Kabul nach einem Zeitungsbericht viel früher in die Hände der Aufständischen fallen als bisher von den USA angenommen. Der Zusammenbruch könnte in 30 bis 90 Tagen erfolgen, berichtete die "Washington Post" am Dienstag unter Berufung auf nicht genannte Quellen in den US-Geheimdiensten. Unterdessen haben die Taliban die neunte Provinzhauptstadt erobern können.

Noch im Juni hatten US-Geheimdienstmitarbeiter die Lage so eingeschätzt, dass Kabul in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten nach dem Abzug des US-Militärs unter Kontrolle der Taliban geraten könnte. Trotz der sich schnell verschlechternden Sicherheitslage verteidigte US-Präsident Joe Biden erneut den Abzug des US-Militärs. Angesichts des jüngsten Vormarschs der Islamisten nach dem weitgehenden Abzug der internationalen Truppen sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus, die Afghanen müssten nun "selbst kämpfen, um ihren Staat kämpfen". Ihre Streitkräfte seien den Taliban militärisch überlegen, auch in Bezug auf die Truppenstärke.

Taliban erobern sechste Provinzhauptstadt

Die radikalislamischen Taliban haben die sechste afghanische Provinzhauptstadt binnen weniger Tage erobert. Am Montag übernahmen sie die Kontrolle in Aybak in der Provinz Samangan im Norden des …

"Aber sie müssen auch kämpfen wollen", sagte Biden. Der US-Präsident appellierte auch an die politische Führung in Kabul, an einem Strang zu ziehen. Wörtlich sagte er: "Ich glaube, sie beginnen zu verstehen, dass sie an der Spitze politisch zusammenkommen müssen." Biden versprach, die USA würden die afghanischen Sicherheitskräfte weiterhin finanziell und militärisch unterstützen. Er werde jeden Tag über die Lage unterrichtet.

US-Soldaten aus Afghanistan abgezogen

Mit Blick auf den von ihm angeordneten Abzug der US-Soldatinnen und Soldaten fügte der Präsident hinzu: "Aber ich bedauere meine Entscheidung nicht." Zum Zeitpunkt der Entscheidung hatten die USA noch rund 2.500 Soldaten in Afghanistan. Inzwischen ist der Abzug nach Militärangaben zu mehr als 95 Prozent abgeschlossen. Bis zum Monatsende soll er komplett beendet sein. Das Bundesheer, die deutsche Bundeswehr und die Soldaten anderer NATO-Länder haben Afghanistan bereits verlassen.

Seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen Anfang Mai haben die Taliban viele Gebiete erobert. Mit Faizabad sei die Hauptstadt der nordöstlichen Provinz Badakhshan in die Hände der Islamisten gefallen, bestätigten ein Provinzrat und ein Parlamentsvertreter der Provinz der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Damit kontrollieren die Taliban nun die Hauptstädte von neun der 34 afghanischen Provinzen. Nur Stunden vor dem Fall von Faizabad nahmen die Aufständischen am Dienstag die Provinzhauptstädte Pul-e-Khumri in der nördlichen Provinz Baghlan und Farah in der gleichnamigen Provinz im Westen des Landes ein.

Taliban im Austausch mit Russland

Nach russischen Angaben haben die Taliban die Kontrolle über Afghanistans Grenzen zu den früheren Sowjetrepubliken Tadschikistan und Usbekistan übernommen. Die Taliban hätten versprochen, die Grenzen nicht zu überschreiten, zitierte die Zeitung "Kommersant" am Mittwoch Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Moskau werde aber weiterhin Militärübungen mit seinen Verbündeten in der Region abhalten. Russland rüstete zudem seinen Militärstützpunkt in Tadschikistan mit Waffen und neuen gepanzerten Fahrzeugen auf. Die beiden Länder gehören einem Militärbündnis an. Sollte es zu einer Invasion in Tadschikistan kommen, wäre Russland zum Beistand verpflichtet.

Die Sowjetunion hatte Afghanistan zwischen 1979 und 1989 besetzt. 15.000 ihrer Soldaten wurden getötet, Zehntausende verletzt.

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(Quelle: salzburg24)

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