Rund 48 Stunden nach dem Absturz des deutschen Germanwings-Airbus in den französischen Alpen scheint das Unglaubliche festzustehen: Eine absichtliche Tat des Co-Piloten riss nach Erkenntnisse der Blackbox-Auswertung 150 Menschen in den Tod. Das teilte die Staatsanwaltschaft Marseille mit. Ermittler Brice Robin vermied dabei das Tabu-Thema "Piloten-Suizid". Doch Robin ließ keinen Zweifel dran: Der junge Co-Pilot hat bewusst den verhängnisvollen Sinkflug eingeleitet, nachdem er zuvor den Flugkapitän ausgesperrt hatte.
Kein terroristisches Motiv
Der junge Pilot hatte nach Darstellung des deutschen Innenministers Thomas de Maiziere kein terroristisches Motiv für die Tat. Es gebe nach derzeitigem Erkenntnisstand "keine Hinweise auf einen irgendwie gearteten terroristischen Hintergrund", sagte der deutsche Innenminister de Maiziere am Donnerstag in Berlin. Die deutschen Sicherheitsbehörden hätten bereits am Tag des Absturzes routinemäßig in den Informationenssystemen von Polizei und Nachrichtendiensten eine Abfrage vorgenommen, um die Besatzung mit Blick auf mögliche terroristische Verbindungen zu überprüfen. "Wir haben alle überprüft." Die Ergebnisse seien allesamt negativ ausgefallen. Dies betreffe auch den Co-Piloten, sagte de Maiziere.
Warum der Co-Pilot den Airbus der Germanwings am Dienstag absichtlich zum Absturz gebracht hat, ist ein Mysterium. "Wir haben keinerlei Erkenntnis, was den Co-Piloten zu dieser schrecklichen Handlung veranlasst haben könnte", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstagnachmittag bei einer Pressekonferenz.
Lubitz war "ein netter und lustiger Mensch"
L. wuchs nach Stadtangaben in der Westerwald-Kommune Montabaur auf, in einem ruhigen Wohngebiet im Süden der Stadt, inmitten von Einfamilienhäusern mit Gärten und nicht weit von einem Freizeitbad. Dort war er auch noch teilweise zu Hause, auch in Düsseldorf soll er gewohnt haben.
L. lernte das Fliegen im Luftsportclub Westerwald (Montabaur) lieben. Lange Jahre stieg er dort in die Flieger und landete sie sicher. Im vergangenen Jahr habe er seine sogenannten Scheinerhaltungsflüge gemacht, sagte der Vereinsvorsitzende Klaus Radke. "Da habe ich ihn als sehr netten, lustigen und höflichen Menschen kennengelernt", sagte er weiter. Seinen "Traum vom Fliegen", den habe er sich erfüllen können und teuer mit seinem Leben bezahlt - so hieß es in der Traueranzeige für den Kopiloten des LSC Westerwald. Die Internet-Seite des Luftsportclubs war nach den Meldungen aus Frankreich nicht mehr abrufbar.
Co-Pilot zu 100 Prozent flugtauglich
Der 27-Jährige sei zu 100 Prozent flugtauglich gewesen, ohne Einschränkungen und Auflagen, sagte Spohr. Er war seit September 2013 als Pilot bei der Lufthansa-Tochter Germanwings beschäftigt und hat 630 Flugstunden absolviert. Vorher war er nach Lufthansa-Angaben während einer Wartezeit Flugbegleiter. "Er war 100 Prozent flugtauglich, ohne Einschränkungen und Auflagen", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Als Absolvent kam Andreas L. frisch von der Verkehrsflieger-Schule der Lufthansa in Bremen zum Kölner Unternehmen. Er habe seine Ausbildung zum Piloten für mehrere Monate unterbrochen, dies sei aber nicht unüblich. Zu den Gründen sagte Spohr nichts.
(APA)
(Quelle: salzburg24)