Nach Explosion

Gesundheitssystem in Gaza laut Rotem Kreuz vor Kollaps

Nach der verheerenden Explosion in einem Spital im Gazastreifen hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuzvor einem Kollaps des Gesundheitssystems gewarnt. 
Veröffentlicht: 17. Oktober 2023 19:52 Uhr
Das Rote Kreuz warnt nach der Explosion in einem Spital vor einem Kollaps des Gesundheitssystems im Gazastreifen. Die Krankenhäuser seien überfüllt, zudem fehle es an Ärzten und Material.
SALZBURG24 (StephKö)

Nach der verheerenden Explosion in einem Spital im Gazastreifen mit womöglich Hunderten Toten und weltweiter Bestürzung hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) vor einem Kollaps des Gesundheitssystems in dem von Israel abgeriegelten Küstenstreifen gewarnt. "Die Lage ist äußerst prekär", sagte Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger am Mittwoch im Deutschlandfunk. Die Krankenhäuser seien überfüllt. Es fehle an Ärzten, Material, Betten und Operationssälen.

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"Es ist eine Frage von Stunden oder Tagen, bis das ganze System zusammenbricht." Zivilisten seien durch das humanitäre Völkerrecht geschützt, betonte Spoljaric Egger. "Sie haben das Recht, jederzeit humanitäre Hilfe und medizinische Versorgung zu erhalten. Und wir müssen das jederzeit und heute umso mehr einfordern, weil wir sehen, wie schlimm es ist, wenn dieses humanitäre Völkerrecht gebrochen ist."

Raketeneinschlag: Israel und Hamas beschuldigen sich gegenseitig

Im Al-Ahli-Krankenhaus im Gazastreifen wurden nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums durch einen Raketeneinschlag mindestens 500 Menschen getötet und verletzt. Israel und die im Gazastreifen herrschende, islamistische und militante Palästinenser-Organisation Hamas machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.

Spoljaric Egger sagte, die Möglichkeiten, medizinisches Personal von außen zur Unterstützung in den Gazastreifen zu bringen, seien durch fehlende Sicherheitsgarantien und mangelnde Bewegungsfreiheit eingeschränkt. "Deshalb fordern wir alle Parteien auf, uns diesen Zugang zu gewähren und die Sicherheit zu geben, damit wir die Menschen, die großes Leid erfahren und die dringend Nahrung, Wasser und medizinische Unterstützung brauchen, damit wir diese Menschen erreichen können." Israel hatte nach dem überraschenden Großangriff der Hamas den Gazastreifen vor elf Tagen abgeriegelt und auch die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser gekappt.

Israels Armee veröffentliche Luftaufnahmen

Israels Armee zweifelt die Zahl der palästinensischen Todesopfer bei dem angeblichen Raketenangriff auf die Al-Ahli-Klinik an. Es habe keinen direkten Treffer auf die Einrichtung gegeben, sagte der Sprecher der israelischen Armee, Admiral Daniel Hagari. In der Früh veröffentlichte Israels Militär Luftaufnahmen, die beweisen sollen, dass eine fehlgeleitete palästinensische Rakete für den tödlichen Einschlag verantwortlich sei.

In dem Videozusammenschnitt sind Luftaufnahmen der Klinik und eines Parkplatzes zu sehen, auf dem ein Brand ausgebrochen war. Verglichen werden Luftaufnahmen vor und nach dem tödlichen Vorfall. Es sei kein typischer Krater zu sehen, wie er sonst bei israelischen Luftangriffen entstehe. Der Islamische Jhihad, neben der Hamas eine weitere militante Palästinenser-Organisation, wies die Darstellung Israels zurück.

Israel will Beweise für fehlgeleitete Rakete der Hamas haben

Der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus sagte dem US-Sender CNN außerdem, man habe Beweise vorliegen über ein von Israel abgehörtes Gespräch zwischen Hamas-Terroristen. Sie hätten gesagt: "Oh, da gab es offenbar eine Fehlfunktion oder eine Explosion einer Rakete, die im Gazastreifen gelandet ist." Zudem sei kurz vor dem Vorfall eine Salve von Raketen aus dem mittleren oder nördlichen Abschnitt des Gazastreifens in Richtung Israel abgefeuert worden. Diese sei auf Israels Radarsystem verzeichnet worden.

Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium hat die Zahl der Opfer mit mindestens 500 angegeben. Es hatte zuvor selbst von einem Treffer im "Hof eines Krankenhauses" im Zentrum von Gaza-Stadt gesprochen.

Weltweit wurde die Attacke auf das Krankenhaus verurteilt. US-Präsident Joe Biden reagierte mit Bestürzung. Er sei "empört und zutiefst betrübt" über die Explosion in dem Krankenhaus und den schrecklichen Verlust von Menschenleben, der dadurch verursacht worden sei, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme Bidens, die Dienstagabend vom Weißen Haus veröffentlicht wurde.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls habe er mit Jordaniens König Abdullah II. und Israels Premierminister Benjamin Netanyahu gesprochen und sein Team angewiesen, weitere Informationen über den genauen Hergang zu sammeln. "Die Vereinigten Staaten treten unmissverständlich für den Schutz der Zivilbevölkerung während eines Konflikts ein, und wir trauern um die Patienten, das medizinische Personal und andere Unschuldige, die bei dieser Tragödie getötet oder verwundet wurden", hieß es weiter in der Stellungnahme.

Jordanien-Reise Bidens abgesagt

Biden war Dienstagabend nach Israel aufgebrochen, wo er am Mittwoch zu einem Kurzbesuch erwartet wird. Ursprünglich hatte der US-Präsident im Anschluss nach Jordanien weiterreisen wollen, um dort noch am Mittwoch mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas, Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi und dem jordanischen König Abdullah II. zusammenzukommen. Nach dem Vorfall um die Al-Ahli-Klinik wurde das Treffen in Jordanien jedoch kurzfristig abgesagt.

"Ich bin entsetzt über die Tötung Hunderter palästinensischer Zivilisten heute bei einem Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza, den ich aufs Schärfste verurteile", schrieb UNO-Generalsekretär António Guterres auf Twitter (X). "Mein Herz ist bei den Familien der Opfer. Krankenhäuser und medizinisches Personal unterliegen dem Schutz des humanitären Völkerrechts."

Das russische Außenministerium sprach von einem schockierenden unmenschlichen Verbrechen. Großbritannien zeigte sich bereit, sich an einer Untersuchung zu der Explosion zu beteiligen. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf X: "Ich bin entsetzt über die Bilder, die uns von der Explosion in einem Krankenhaus in Gaza erreichen." Er forderte eine genau Aufklärung.

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(Quelle: apa)

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