Welt

Gewalt überschattet Präsidentenwahl in Nigeria

Veröffentlicht: 28. März 2015 23:04 Uhr
Von islamistischer Gewalt bedroht und von technischen Pannen behindert haben die Nigerianer am Samstag einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Amtsinhaber Goodluck Jonathan, der vor der Wahl Kopf an Kopf mit Muhammadu Buhari lag, brauchte selbst mehrere Anläufe für die Registrierung. Bei Anschlägen der Boko Haram wurden mehrere Menschen getötet.

Im Nordosten Nigerias wurden bei einem Anschlag der Terrororganisation Boko Haram 23 Menschen getötet. Mehrere der Opfer seien enthauptet worden, andere bei dem Überfall auf das Dorf Barutai im Bundesstaat Borno in ihren Häusern verbrannt, sagte der örtliche Beamte Malam Ibrahim Adamu der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Zunächst hatten Anrainer nach dem Überfall in der Nacht auf Samstag von 15 Opfern gesprochen. Von Behördenseite gab es keine Stellungnahme zu dem Angriff. Ob der Anschlag in Verbindung zu der Wahl stand, blieb zunächst unklar. 

Knapp 70 Millionen Menschen hatten sich in Afrikas bevölkerungsreichstem Land in die Wahllisten eingetragen. Unter den 14 Bewerbern ums höchste Staatsamt war erstmals eine Frau. Ernsthafte Chancen hatten nur der Christ Jonathan aus dem Süden und der Muslim Buhari, ein ehemaliger Putschgeneral, aus dem Norden. Buhari stand von 1983 bis 1985 schon einmal an der Staatsspitze. Mit ersten Ergebnissen wurde am Sonntag gerechnet.

Nigeria ist mit 173 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Der Urnengang war wegen des Vormarschs von Boko Haram im Norden des Landes um sechs Wochen verschoben worden. In den Wochen vor der Wahl meldete die nigerianische Armee Erfolge im Kampf gegen die Extremisten.

Dennoch kam es am Samstag zu neuer Gewalt: Zwei Angriffe ereigneten sich laut Bewohnern und einem Wahlhelfer in den Dörfern Birin Bolawa und Birin Fulani im nordöstlichen Bundesstaat Gombe. Dem Wahlhelfer zufolge riefen die Angreifer: "Wir haben euch davor gewarnt, zur Wahl zu gehen!" Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau hatte mit Anschlägen auf Wahlbüros gedroht. Die Islamisten halten demokratische Wahlen für "unislamisch".

Zwar ist Nigeria nach Jahrzehnten politischer Instabilität unter Goodluck zu Afrikas größter Wirtschaftsmacht aufgestiegen. Doch ist es dem Präsidenten nicht gelungen, Boko Haram zu stoppen oder zu bremsen. Politische Beobachter wagten keine Prognose über den Ausgang. Jonathans Partei PDP ist seit der Rückkehr zu einer zivilen Regierung vor sechs Jahren an der Macht, muss sich aber einer erstarkten Opposition stellen. Insgesamt traten 2.537 Kandidaten von 28 Parteien für die 469 Parlamentssitze an.

Der Wahlauftakt wurde durch technische Pannen und verspätete Wahlorganisatoren verzögert. Der 57-jährige Amtsinhaber selbst musste stundenlang in glühender Hitze warten, weil gleich zwei neue Geräte zum Lesen der biometrischen Wählerkarten versagten. Jonathan rief seine Landsleute auf, angesichts des neuen Systems Geduld zu bewahren und in Ruhe zu wählen.

Am Samstagabend gab die Wahlkommission bekannt, dass der Urnengang in 300 von 150.000 Wahllokalen aufgrund technischer Probleme nachgeholt werden muss. Der Kommissionsvorsitzende Kayode Idowu sagte, in 109 Lokalen hätten die biometrischen Daten der Wähler überhaupt nicht ausgelesen werden können. In den übrigen Wahllokalen gab es ebenfalls Fehlfunktionen bei den Kartenlesegeräten zur Registrierung der Wähler.

Wähler müssen sich in Nigeria zunächst in einem der rund 150.000 Wahllokale registrieren lassen. Vom frühen Nachmittag (13.30 Uhr MEZ) bis zum späten Abend können sie dann ihre Stimme abgeben. Belastbare Ergebnisse werden nicht vor Montag erwartet.

Außer langen Schlangen vor den Wahlbüros war es auf den Straßen des Landes überwiegend ruhig, der Autoverkehr war aus Sicherheitsgründen für acht Stunden untersagt worden. Über der Hauptstadt Abuja kreisten Militärhubschrauber. In der südöstlichen Stadt Enugu explodierte eine Autobombe vor einem Wahlbüro. Nach Polizeiangaben gab es aber keine Opfer. Bei Gewalt während der Wahl im Jahr 2011 hatte es etwa tausend Tote gegeben.

(Quelle: salzburg24)

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