Der am 13. Oktober 1953 in Eisenstadt geborene Karl Proyer begann seine berufliche Laufbahn als Radiomechaniker. Nach der Hauptschule ging er 1969 zur Radiofabrik Ingelen/ITT Schaub Lorenz in Wien, wo er zunächst Radiomechaniker lernte und dann Werkmeister für Maschinenbau und Betriebstechnik wurde. Bei Ingelen war er im Angestelltenbetriebsrat aktiv. 1980 begann er seine Karriere bei der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA).
Von 1980 bis 1988 war Proyer in der GPA-Zentrale Wien als Sekretär der Sektion Industrie und Gewerbe tätig. Ab 1988 wurde er als stellvertretender Leitender Sekretär für den Arbeitsschwerpunkt Kollektivvertragspolitik zuständig. Ab dem Jahr 2000 war er dann Geschäftsbereichsleiter Interessensvertretung in der GPA-Zentrale und ab 2005 stellvertretender Bundesgeschäftsführer der Privatangestellten-Gewerkschaft.
Seit dem Jahr 2001 führte Proyer für die GPA die Kollektivvertragsverhandlungen in der Metallindustrie. Doch auch in vielen anderen Branchen, etwa im Handel oder bei den Medien, kümmerte er sich um die Anliegen der Beschäftigten und stärkte den Betriebsräten den Rücken. Privat war der Gewerkschafter ein Liebhaber von Balkanmusik und Austria-Wien-Fan.
Heuer hatte Proyer wegen seiner schweren Erkrankung die Verhandler bei der traditionellen Herbstlohnrunde nicht mehr anführen können. Er starb während einer nächtlichen Verhandlungsrunde "seiner" Metaller. Proyer hinterlässt eine Frau, eine Tochter und einen Sohn.
"Wir sind unendlich traurig und fassungslos", kondolierten der GPA-djp-Vorsitzende Wolfgang Katzian und Bundesgeschäftsführerin Dwora Stein. Mit Proyer verliere die gesamte österreichische Gewerkschaftsbewegung "einen Kollegen und Freund, dessen Leben vom unermüdlichen, oft bis an die Grenzen gehenden Einsatz für die gewerkschaftlichen Werte von Solidarität und Gerechtigkeit geprägt war". Sein Tod hinterlasse eine große Lücke.
Neben Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), ÖGB-Präsident Erich Foglar und Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske trauern auch die Sozialpartner der Arbeitgeberseite, Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und Industriellenvereinigungs-Generalsekretär Christoph Neumayr. Proyer habe Visionen für die Zukunft, aber auch ein pragmatisches Verhandlungsgeschick bewiesen und sich immer für tragfähige Lösungen eingesetzt, so der Tenor der Reaktionen.
(Quelle: salzburg24)