Welt

Graz: Tausende gedachten der Opfer der Amokfahrt

Trauerzug vom Griesplatz zum Hauptplatz in Graz
Veröffentlicht: 28. Juni 2015 17:28 Uhr
Rund 12.000 Menschen - etwa 20.000 waren erwartet worden - haben am Sonntagabend in Graz der Opfer eines 26-jährigen Amokfahrers in einem Trauermarsch und einem Gedenkakt am Hauptplatz und in der Herrengasse gedacht. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl fasste die Stille der Stadt am Sonntag im Gedenken an die Opfer des Amokfahrers zusammen: "Es fehlen einem die Worte".

Gegen 17.00 Uhr waren die Spitzen der Regierung, Bundespräsident Heinz Fischer und das Nationalratspräsidium in der Zweiglgasse eingetroffen. Fischer wurde von Verteidigungsminister Gerald Klug willkommen geheißen, der als erster eingetroffen war. Der Zug führte die große Trauergemeinde - die von den Organisatoren in mehrere Blöcke eingeteilt war, der erste Block umfasste Politik sowie Vertreter verschiedener Organisationen - über die abgesperrte Strecke und einer stillen Murvorstadt vorbei am ersten Tatort in der Zweiglgasse nahe der Augartenbrücke und der Synagoge zur Grazbachgasse.

Bewegende Ansprache von Nagl

Die Route führte dann über die Wielandgasse bis zum Joanneumring, dann weiter zum Eisernen Tor, in die Herrengasse und zum Hauptplatz. Dort gab es Trauerreden von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Bundespräsident Heinz Fischer.

Nagl (ÖVP), der beinahe selbst ein Opfer des Amokfahrers geworden wäre, welcher drei Menschen getötet und 36 zum Teil schwerst verletzt hatte, zitierte Victor Frankl: "Das menschliche ist eine Legierung aus Gut und Böse". In den Augen des Täters sah er ein Stück Hölle, in den Augen der Helfer aber den Himmel. Nagl sagte beim abschließenden Gedenkakt am Hauptplatz am Abend, er trauere um die Opfer, um den getöteten Adis und um den getöteten Valentin: "Und ich trauere auch um jene junge Frau, deren Lebensgeschichte ich nicht kenne, und die nicht einmal im Tod jemanden abgegangen zu sein scheint".

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) wandte sich direkt an die "Familienangehörigen der Opfer" und sprach sein Beileid aus. "Das Leid, dass dieser Amoklauf über sie gebracht hat, kann nie ungeschehen gemacht werden. Solidarität heißt, dass man in guten wie in Krisenzeiten zusammensteht. Dass man Erste Hilfe leistet, Rettung und Exekutive unterstützt. Graz hat zusammengehalten, in diesen Tagen, das konnte man in ganz Österreich spüren. Lassen wir nicht zu, dass eine solche unfassbare Tat genutzt wird, um Hass und Zwietracht säen", so der Kanzler.

Viele kämpfen mit den Tränen

Nach dem Ende der Veranstaltung, mit der die offizielle Trauerwoche zu Ende ging, trugen sich der Bundespräsident und die Bundesregierung neben vielen anderen Teilnehmern sich im Kondolenzbuch der Stadt ein. Fischer und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) kämpften mit den Tränen, als sie sich ins Kondolenzbuch eintrugen. "Begegnen wir der Dunkelheit nicht mit Angst, sondern mit Licht", stand auf einem Transparent in der großen Menschenmenge am Hauptplatz, in der sich viele ihrer Tränen nicht schämten.Über 300 Polizisten waren am Sonntag im Einsatz, die Ordnungswache, die Feuerwehr und Rettungskräfte stehen ebenfalls in großer Zahl bereit. Bei der Amokfahrt eines 26-jährigen Familienvaters wurden vor acht Tagen drei Menschen getötet und 36 zum Teil schwerst verletzt.

Graz: Tausende gedenken der Opfer

In der Zweiglgasse war ein 28-Jähriger getötet worden, seine 25-jährige Ehefrau wurde schwer verletzt. Hier hatte der Mann auch den zufällig hier befindlichen Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl mit seinem Wagen anvisiert, dieser und ein weiterer Passant konnten sich retten. Nagl war ebenfalls unter den stillen Menschen im Trauerzug. Menschen blickten aus den Fenstern hinab, stille Zaungäste des Gedenkens.

In der Grazbachgasse hatte der Amokfahrer gestoppt und mit einem Messer ein junges Paar attackiert, das dort gerade aus einem Geschäft kam. Dabei war der Mann schwer, seine Freundin leicht verletzt worden. Dann bewegte sich der Zug langsam über die Wienlandgasse zum Joanneumring und über das Eiserne Tor in die Herrengasse. Nach etwa einer Stunde war der Hauptplatz erreicht.

Großer Gottesdienst am Vormittag

Der Gedenktag hatte mit einem Gedenkgottesdienst am Sonntagvormittag in der Stadtpfarrkirche in der Grazer Herrengasse begonnen. Nach dem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche - bei warmen Wetter und wolkigem Himmel - hätte es eigentlich das traditionelle Sommerfest geben sollen, doch angesichts der Ereignisse lud man im Brunnenhof zu einer einfachen Agape. Damit wollte die Kirche "Raum und Möglichkeit bieten, aller Betroffenheit Ausdruck zu verleihen".

In der Innenstadt waren am Sonntagvormittag bereits die Kerzen von diversen Stellen am Hauptplatz und in der Herrengasse weggeräumt und zur Stadtpfarrkirche gebracht worden. Dies wurde auch auf entsprechenden Aushängen der Stadt mitgeteilt und um Verständnis ersucht - verbunden mit der Bitte, keine Kerzen mehr aufzustellen. Ein Lichtermeer gab es nur noch an den jenen Stellen, wo die drei Opfer gestorben waren - in der Zweiglgasse und in der Herrengasse vor der Kirche und einer Bank Austria-Filiale. (APA)

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(Quelle: salzburg24)

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