Die Auseinandersetzung mit Büchner ist die Bedingung, die die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Trägern der renommiertesten literarischen Auszeichnung des Landes macht. Goetz, seit jungen Jahren für aufmüpfige und ungestüme Prosa bekannt, dürfte zu dem unweit von Darmstadt geborenen Büchner (1813-1837) vermutlich einiges einfallen. Mit dem Dramatiker und Revolutionär verbindet Goetz, der sich bei einem legendären Auftritt 1983 in Klagenfurt die Stirn aufritzte, die Lust zum Theater und zur Provokation. Und wie Büchner die deutschen Kleinfürsten mit Hohn und Spott überzog, hat sich Goetz immer wieder über den selbstverliebten Medien- und Kulturbetrieb lustig gemacht.
Der Kritiker des Feuilletons gehört aber schon längst zu dessen Lieblingen. Die Preisvergabe der Akademie an den "rasenden Chronisten unserer Gegenwart" ("Zeit") hat viel öffentliche Zustimmung gefunden. Der in München aufgewachsene Goetz, promovierter Arzt und Historiker, begann einst mit dem furiosen Debütroman "Irre" (1983). Darin beschrieb er seine Zeit als Nervenarzt.
2012 lieferte er mit "Johann Holtrop" einen Roman über Aufstieg und Fall eines zynischen Medienmanagers ab, für den nach allgemeiner Lesart der frühere Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff Pate stand. In seinen Romanen, Dramen und Erzählungen hat sich der eigenwillige Autor mit Vorliebe mit der deutschen Gegenwart beschäftigt. Er schilderte 1998 in "Rave" das Abtauchen in Sex und Drogen in Berliner Technoclubs. Zur selben Zeit entstand ein Internet-Tagebuch ("Abfall für alle").
Der Büchner-Preis, seit 1951 vergeben, ist mit 50.000 Euro dotiert. Zugleich verleiht die Akademie für Sprache und Dichtung zum Abschluss ihrer Herbsttagung den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (20 000 Euro) an den Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg. Die Journalistin und Autorin Gabriele Goettle (69) erhält den ebenfalls mit 20.000 Euro dotierten Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay.
In Braunschweig wird ebenfalls an diesem Wochenende - am Sonntag (1.11.) - der mit 30.000 Euro hoch dotierte Wilhelm-Raabe-Preis verliehen. Er geht an den bereits vielfach ausgezeichneten jungen Österreicher Clemens J. Setz für seinen Roman "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre". Der 33-Jährige entwerfe darin eine neue, verstörende und zugleich hochkomische Dimension der Realität, hieß es zur Begründung. Rainald Goetz hatte den Wilhelm-Raabe-Preis im Jahr 2000 erhalten.
(Quelle: salzburg24)