Welt

HCB-Skandal: Emissionen für Sachverständigen "unerklärlich"

Amtssachverständige des Landes Kärnten wurden befragt
Veröffentlicht: 25. Februar 2015 16:53 Uhr
Im Untersuchungsausschuss zum HCB-Skandal im Kärntner Görtschitztal sind am Mittwoch im Klagenfurter Landhaus Amtssachverständige des Landes Kärnten befragt worden. So sagte ein Verfahrenstechniker, die Emissionen seien ihm unerklärlich. Auf Basis des eingereichten Projekts hätten sie nicht entstehen dürfen. Ein Chemiker des Landes sah keine Notwendigkeit für die Empfehlung von Kontrollen.

Ewald Sallinger war als Amtssachverständiger für Sicherheitstechnik in das Projekt Blaukalkverbrennung im "w&p"-Zementwerk in Wietersdorf eingebunden. Im ersten Ansuchen des Unternehmens sei die Stelle, wo der Kalkschlamm hätte eingebracht werden sollen, nicht vermerkt gewesen. Wichtig für ihn und die rückstandsfreie Verbrennung sei jedoch die Einbringung der kontaminierten Stoffe bei hoher Temperatur gewesen. Daher sei auf Verlangen der Behörde in einer ergänzenden Eingabe von Wietersdorfer der Einbau eines Fallrohres nachgereicht worden, erzählte er. Von einer Eingabe des Blaukalks über den Förderweg mit den anderen Rohstoffen über die Rohmehlmühle sei nie die Rede gewesen.

Kontrolliert habe er den Einbau des Rohres und die Einhaltung des Behördenbescheids durch die Wietersdorfer nicht. "Dazu brauche ich einen Behördenauftrag. Ich darf als Sachverständiger nicht selbst irgendwo hingehen und kontrollieren", präzisierte er.

Ernst Zenkl, Chemiker, der in der Umweltabteilung des Landes Kärnten für den Bereich Luftreinhaltung zuständig ist, sagte, er habe keine Messung von HCB oder Kontrollen im Rahmen der Blaukalkverbrennung empfohlen, weil es erstens in "keinen technischen Regelwerken Grenzwerte für HCB" gebe und weil "Chlorverbindungen, zu denen Hexachlorbenzol gehört, bei Temperaturen von 850 bis 1.000 Grad Celsius zerfallen". Wichtig bei diesem Prozess seien also Temperatur und Verweilzeit.

Da für eine Zementerzeugung die geforderten hohen Temperaturen benötigt werden, sei ihm das Projekt plausibel erschienen. Und daher würde er auch bei heutigem Wissenstand keine andere Empfehlung abgeben, sagt der Beamte. Würden die Parameter Temperatur und Verweildauer nicht eingehalten werden, würden nicht nur HCB, sondern auch Dioxine emittiert, und diese seien sehr wohl erfasst worden. Die Messung der Dioxinwerte im laufenden Betrieb von Wietersdorfer habe keine Auffälligkeiten gezeigt, sagte er weiter.

Ob es üblich sei, dass man dem Projektwerber vorbehaltlos vertraue, ohne dessen Angaben und die Einhaltung des Bescheides zu überprüfen, fragte Abgeordneter Hartmut Prasch vom Team Stronach. Eine solche Überprüfung wäre Sache der Behörde, die dazu wiederum Sachverständige zu Rate ziehen könne, antwortete der Zeuge.

Am Nachmittag wurden weitere Experten befragt. Sie bekannten sich auch weiterhin zur thermischen Verwertung des Blaukalks aus der Deponie der Donau Chemie in Brückl. Michael Rabitsch, in der Landesregierung als Amtssachverständiger für Altlasten zuständig, erzählte, er habe im September 2014 vom Leiter der Umweltabteilung des Landes den Auftrag erhalten, die Agrarabteilung bei der Entnahme von Bodenproben zu unterstützen. "Es gebe ein Problem", habe es geheißen. Messergebnisse habe er zu diesem Zeitpunkt keine gekannt. Ein Kollege der Umweltabteilung habe dann "so rasch wie möglich" begonnen, das Zementwerk Wietersdorfer & Peggauer, die den Kalkschlamm aus der Deponie der Donau Chemie in Brückl thermisch verwertete, zu überprüfen.

Rabitsch ist nach wie vor überzeugt, dass die thermische Verwertung des Kalkschlamms in einem Zementwerk die beste Variante für die Deponiesanierung sei. Dem schloss sich der Geologe Hartwig Kraiger an, der im Auftrag der Donau Chemie als Bauaufsicht die Sanierung der Deponie überwacht. Das sei eine "wunderbare Sache", wenn man eine solche Möglichkeit habe, denn bei der thermischen Verwertung des Kalkschlamms bleibe nur der Kalk übrig, die Schadstoffe würden zerstört, erklärte er in seiner Befragung.

(Quelle: salzburg24)

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