In Zagreb, das am Sonntagfrüh von dem stärksten Erdbeben in den letzten 140 Jahren erschüttert wurde, haben die Behörden die Bewohner aufgefordert, vorerst nicht in ihre beschädigten Wohnungen zurückzukehren. Bei dem Erdbeben wurde ein 15-jähriges Mädchen schwer verletzt.
Zwei mittelstarke Erdbeben in einer Abfolge von etwas mehr als einer halben Stunde haben Sonntag früh in der kroatischen Hauptstadt Zagreb schwere Schäden angerichtet, wie das Nachrichtenportal "24sata.hr" berichtete.
"Es hat über zehn Sekunden gedauert", sagte ein Zeuge. "Es war bei weitem das Stärkste, das ich je gefühlt habe." Es habe mehrere Nachbeben gegeben. Der Erdbebendienst der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien teilte mit, dass sich das Erdbeben um 6.24 Uhr ereignet und eine Magnitude von 5,4 aufgewiesen habe.
Kroatien: "Haben jetzt zwei Krisensituationen"
Vor allem ältere Gebäude in der Innenstadt wurden stark beschädigt. Um die Trümmer von den Straßen zu beseitigen, wurde laut Medien auch die Armee eingesetzt. Die Menschen wurden gleichzeitig aufgerufen, wegen der Corona-Epidemie Abstand zu einander zu halten. "Wir haben jetzt zwei Krisensituationen", sagte der kroatische Premier Andrej Plenkovic. Laut dem Vorsitzenden des Zivilschutzstabs, Innenminister Davor Bozinovic, ist das Coronavirus nach wie vor eine größere Herausforderung als das Erdbeben.
Der kroatische Premier kündigte an, dass die Bauexperten umgehend damit beginnen werden, die betroffenen Gebäude auf ihre Sicherheit zu prüfen. Eine Bewertung der Situation sollte es am Nachmittag geben, hieß es.
15-Jährige schwer verletzt
Bei dem Erdbeben wurde ein 15-jähriges Mädchen schwer verletzt. Das Mädchen befindet sich in kritischem Zustand, hieß es aus dem Kinderspital, wo sie behandelt wird, berichtete die Nachrichtenagentur Hina. Zunächst hatte es geheißen, die Jugendliche sei gestorben.
Beben sogar in Salzburg spürbar
In Österreich sei nicht mit Gebäudeschäden zu rechnen. Die Bevölkerung in der Steiermark und im südöstlichen Teil Kärntens habe die Erschütterungen "großräumig deutlich verspürt". Auch in weiter entfernten Städten wie Villach, Salzburg, Linz und Wien sei das Beben vor allem in höheren Stockwerken wahrgenommen worden.
Kathedrale in Zagreb beschädigt
Medien zufolge fielen Ziegel von den Dächern, Fassaden bekamen Risse, Mauern stürzten ein und Trümmer beschädigten parkende Autos. Auch die Kathedrale im Zentrum, das Wahrzeichen der Stadt, wurde beschädigt - eine der beiden Turmspitzen fiel aus mehr als 100 Metern Höhe zu Boden.
Gleich zwei Erdbeben
Das European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) gab die Stärke des ersten Bebens um 6.24 Uhr mit 5,3, die des zweiten Bebens um 7.01 Uhr mit 5,0 an. Die Zentren der beiden Beben lagen sieben beziehungsweise zehn Kilometer nördlich von Zagreb.
Schäden nicht abschätzbar
Der kroatische Innenminister Davor Bozinovic mahnte die Bevölkerung über Twitter, wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus Abstand voneinander zu halten. Die kroatische Seismologin Ines Ivancic sprach von einem starken Beben. Die Schäden könnten noch nicht abgeschätzt werden.