Bisher seien auf 27 der insgesamt 62 Textseiten Plagiatsfundstellen dokumentiert. Die Medizinische Hochschule Hannover überprüft auf Wunsch der Ministerin die Arbeit. Erste interne Ergebnisse werden für die nächsten Tage erwartet.
Von der Leyen wehrt sich gegen Kritik
Von der Leyen wehrte sich gegen die Kritik. "Den Vorwurf des Plagiats kann ich zurückweisen", sagte die CDU-Vizevorsitzende den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie habe Ende August "von den Aktivitäten im Netz" erfahren. Noch am selben Tag habe sie die Hochschule gebeten, die Dissertation "durch eine fachkundige und neutrale Ombudsstelle überprüfen zu lassen". Über die Vorwürfe hatte zuerst "Spiegel Online" berichtet.
Erste Ergebnisse in den nächsten Tagen
Ein Sprecher der Hochschule sagte, dass die Ombudsperson die Arbeit den gültigen Verfahrensregeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (GWP) gemäß prüfe. "Mit dem vertraulichen Bericht über die Ergebnisse der Vorprüfung an die Hochschulleitung ist in den nächsten Tagen zu rechnen", kündigte er an. Danach sei mit der Einleitung einer förmlichen Untersuchung durch die GWP-Kommission zu rechnen.
Von der Leyen sagte weiter: "Es ist nicht neu, dass Aktivisten im Internet versuchen, Zweifel an Dissertationen von Politikern zu streuen." Tatsächlich haben Plagiatsvorwürfe schon mehrere Spitzenpolitiker in Bedrängnis gebracht - bis hin zum Rücktritt.
Plagiatsvorwürfe bringen Politiker zu Fall
Deutschlands Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) musste 2011 sein Amt niederlegen, nachdem ihm die Universität Bayreuth den Doktortitel aberkannt hatte. 2013 trat Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) nach dem Entzug ihres Titels durch die Uni Düsseldorf zurück. Plagiatsvorwürfe gab es auch gegen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Die Uni Gießen stellte in seinem Fall 2013 weder wissenschaftliches Fehlverhalten noch Täuschungsabsicht fest.
Von der Leyen: Bis zu 75 Prozent abgeschrieben
Aus den Auswertungen auf "VroniPlag Wiki" zu von der Leyens Arbeit geht hervor, dass drei der beanstandeten Seiten zwischen 50 und 75 Prozent Plagiatstext enthalten und fünf Seiten mehr als 75 Prozent.
"Mittelschwerer Fall"
Der Jusprofessor Gerhard Dannemann von der Berliner Humboldt-Universität, der seit Jahren bei "VroniPlag" mitarbeitet, sagte "Spiegel Online", die Arbeit sei "eher ein mittelschwerer als ein schwerer Fall". Problematisch finde er allerdings die 23 gefundenen Fehlverweise - also Hinweise auf Quellen, in denen der zitierte Inhalt gar nicht zu finden sei. "Das ist im medizinischen Bereich besonders gefährlich."
Promotion in Frauenheilkunde
Von der Leyen promovierte im Bereich Frauenheilkunde. Der Titel der Arbeit lautet: "C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung".
"Eine Frage der Glaubwürdigkeit"
Die Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger forderte sofortige Aufklärung. "Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit", sagte sie der "Mitteldeutschen Zeitung" (Montag). Ihr Fraktionskollege Kai Gehring wies darauf hin, dass von der Leyen als Verteidigungsministerin auch oberste Dienstherrin der Bundeswehr-Universitäten sei. "Daraus erwächst eine ganz besondere Verantwortung."
(APA)
(Quelle: salzburg24)