Amnesty-Bericht

Höchste Zahl an Hinrichtungen weltweit seit 2015

Ein Bild vom 9. September 2022 zeigt den Galgen im Zentralgefängnis von Nikosia.

Veröffentlicht: 08. April 2025 08:07 Uhr
Mindestens 1.518 Menschen wurden laut Amnesty International 2024 weltweit hingerichtet – so viele wie seit neun Jahren nicht mehr. Obwohl weniger Länder die Todesstrafe anwenden, steigt die Zahl der Exekutionen deutlich, vor allem im Iran, Irak und Saudi-Arabien. Die Organisation fordert die Abschaffung der Todesstrafe.

2024 sind laut dem jährlichen Bericht von Amnesty International zur Todesstrafe weltweit mindestens 1.518 Menschen in 15 Ländern hingerichtet worden. Damit ist die Zahl der Länder, welche die Todesstrafe vollstrecken, auf dem niedrigsten Stand seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1977. Die Zahl der Hinrichtungen erreichte hingegen den höchsten Wert seit 2015. Die Länder mit den meisten Hinrichtungen waren im Vorjahr einmal mehr China, gefolgt vom Iran und Saudi-Arabien. An vierter bzw. fünfter Stelle lagen laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Irak und der Jemen. Genaue und vor allem offizielle Zahlen zu den Hinrichtungen in China sind nicht bekannt. Tausende von Exekutionen pro Jahr in der Ein-Parteien-Diktatur gelten allerdings als belegt.

Starker Anstieg im Iran, Saudi-Arabien und Irak

Verantwortlich für die starke Zunahme bei den Hinrichtungen sind der Iran, Irak und Saudi-Arabien. Die drei Länder zusammengenommen standen im Vorjahr hinter mehr als 90 Prozent aller dokumentierten Exekutionen. Im Iran wurden 972 Fälle erfasst (2023: 853), in Saudi-Arabien 345 (2023: 172) und im Irak 63 (2023: 16). Amnesty geht allerdings von einer gewissen Dunkelziffer aus. Zahlen zu Palästina und Syrien waren aufgrund der aktuellen, teils kriegerischen Konflikte in der Nahost-Region nicht verfügbar.

Auch 44 Frauen hingerichtet

Die meisten Opfer der Todesstrafe sind Männer. Laut der Menschenrechtsorganisation wurden 2024 in sechs Ländern aber auch mindestens 44 Frauen hingerichtet. Auch hier wurden gestiegene Zahlen verzeichnet, denn 2023 ging die Amnesty-Statistik von 31 exekutierten Frauen in vier Ländern aus.

Fast drei Viertel aller Länder weltweit haben die Todesstrafe per Gesetz abgeschafft oder wenden sie in der Praxis zumindest nicht mehr an. Zum ersten Mal seit 2018 gab es im Vorjahr in Bangladesch keine Hinrichtung, im Oman gab es die erste Exekution seit 2021. Belarus ist nach wie vor das einzige Land in Europa, das die Todesstrafe hat und auch anwendet. Ein Deutscher, der in Belarus zum Tode verurteilt worden war, weil er sich angeblich vom ukrainischen Geheimdienst als Söldner hatte anwerben lassen, wurde 2024 begnadigt und kam im Rahmen eine Gefangenenaustauschs frei.

Fünf Tötungsmethoden in Anwendung

Fünf verschiedene Hinrichtungsmethoden wurden 2024 eingesetzt. Laut Amnesty werden zum Tode Verurteilte in Saudi-Arabien enthauptet, in Ägypten, Iran, Irak, Kuwait, Singapur und Syrien werden sie gehängt. In China, den USA und Vietnam werden Todesurteile mit tödlichen Injektionen vollstreckt, in Afghanistan, China, Nordkorea, dem Oman, Somalia und dem Jemen durch Erschießung.

In den USA kam erstmals Ersticken mittels Stickstoff als Hinrichtungsmethode zum Einsatz, eine laut Amnesty "neue und grausame Hinrichtungsmethode, die zum ersten Mal auf der Welt angewendet wird". Die UNO fordert ein Verbot.

In 637 dokumentierten Fällen wurden Menschen im Zusammenhang mit Drogendelikten exekutiert. Das entspricht mehr als 40 Prozent aller Hinrichtungen. Die Anwendung der Todesstrafe bei derartigen Delikten verstößt gegen das Völkerrecht und internationale Normen, betont Amnesty International. Auch wenn Menschen hingerichtet werden, die die Straftaten begangen haben, als sie jünger als 18 Jahre waren, ist das nicht zulässig. Davon waren mindestens acht Personen betroffen. In mindestens acht Fällen 2024 fanden Hinrichtungen öffentlich statt.

(Quelle: apa)

UNO
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