Es gab Partys und spontane Straßenfeste, und auch das Weiße Haus machte mit: Die Nordseite der US-Regierungszentrale war am Freitagabend in den Regenbogenfarben angestrahlt. Bereits zuvor hatte Präsident Barack Obama das Urteil als "Sieg für Amerika" gewürdigt.
Dagegen kritisierten die meisten republikanischen Präsidentschaftsbewerber für die Wahl 2016 das Urteil scharf. Lediglich die Kandidaten Jeb Bush und Lindsey Graham schlugen versöhnlichere Töne an und warben für Toleranz auf beiden Seiten - Kritikern und Befürwortern.
In manchen Städten setzten die zuständigen Amtsrichter die sonst übliche 72 Stunden lange Wartezeit für Eheschließungen aus, und Paare konnten frischverheiratet ins Wochenende gehen. In manchen Fällen gab es jedoch auch Hürden, so der "Washington Post" zufolge etwa in Mississippi. Dort verfügte der staatliche Justizminister, dass erst ein niedrigere Instanz bestätigen müsse, dass Schwule und Lesben auch wirklich getraut werden sollten.
Das höchste Gericht in Washington hatte am Freitag mit fünf zu vier Stimmen verfügt, dass noch bestehende Verbote von Homo-Ehen in 13 von 50 Staaten sowie in Teilen von Missouri aufgehoben werden müssen. Die Entscheidung des Supreme Court ist der bisher größte rechtliche Erfolg für Schwule und Lesben in den USA.
"Nie wieder darf ihnen diese Freiheit verwehrt werden", schrieb Richter Anthony Kennedy stellvertretend für die fünf Befürworter. In ihrer Begründung stützten diese sich auf das im 14. Zusatzartikel zur US-Verfassung verankerte Gleichbehandlungsgebot. Zuvor hatten 36 Bundesstaaten Staaten sowie der Bundesdistrikt Washington D.C. die Homo-Ehe erlaubt.
Nachdem Beschluss in den USA sind am Samstag in Mailand rund 50.000 Personen auf die Straße gegangen, um auch in Italien die Legalisierung von Lebenspartnerschaften zu verlangen. Angeführt von Mailands Bürgermeister Giuliano Pisapia, beteiligten sich die Menschen an der Gay Pride-Parade und defilierten von der zentralen Piazza Duca d"Aosta aus durch die Innenstadt. "Rechte ernähren den Planeten", lautete der Slogan der Veranstaltung in Anspielung auf das Thema der zurzeit laufenden Expo "Den Planeten ernähren, Energie fürs Leben". Die Demonstranten feierten das Urteil der Supreme Court in den USA.
Rechtsparteien kritisierten die Gay Pride-Parade in Mailand im Vorfeld. Nach dem Sieg des "Ja" beim Referendum zu Homo-Eheschließungen in Irland im Mai wächst im katholischen Italien die Debatte über Pläne der Regierung zur Legalisierung eheähnlicher Lebenspartnerschaften. Ein dementsprechendes Gesetz soll demnächst im Parlament verabschiedet werden. Dagegen wehren sich jedoch konservative Parteien und katholische Organisationen heftig.
In der Justizkommission des Senats liegt ein von Premier Matteo Renzis Demokratischer Partei (PD) vorgelegter Gesetzentwurf vor, der homosexuellen Paaren, die eine rechtlich anerkannte Lebenspartnerschaft eingehen, die Rechte und Pflichten eines heterosexuellen Ehepaares einräumt. Homosexuelle Ehen, die im Ausland geschlossen wurden, sollen in Italien automatisch als Lebenspartnerschaften registriert werden.
Die Frage der Institutionalisierung der Lebenspartnerschaften ist seit Jahren in Italien ein umstrittenes Thema. Ein Versuch der Regierung von Romano Prodi, 2007 die Lebensgemeinschaften zu regeln, hatte zu einer dramatischen Kraftprobe zwischen verschiedenen katholischen Strömungen in der Koalition geführt. Prodi hatte daraufhin auf sein Projekt verzichtet. Jetzt versucht es Renzi erneut.
(Quelle: salzburg24)