Im Streit um mehr Lohn bei der Deutschen Bahn (DB) hat der Konzern mit Unverständnis auf die Ablehnung seines jüngsten Angebots durch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) reagiert – und die EVG wiederum mit Streik.
Bereits zweimal hat die EVG im laufenden Tarifstreit zu Warnstreiks aufgerufen und den Bahnverkehr in Deutschland damit weitgehend zum Erliegen gebracht. Wegen den Streiks fielen auch zahlreiche Züge von und nach Österreich aus. Auch Salzburg war von den Verzögerungen betroffen.
Deutsche Eisenbahngewerkschaft droht mit Streik
„Die Gewerkschaft zeigt kein Entgegenkommen und macht keine Lösungsvorschläge. Sie beharrt einfach stur auf ihren Ausgangsforderungen“, kritisierte DB-Personalvorstand Martin Seiler. EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch meinte daraufhin: „Die Option für Streiks ist natürlich auf dem Tisch.“ Darüber werde jetzt konkret beraten. Zuvor hatte die EVG ein Angebot der Deutschen Bahn von vergangener Woche abgelehnt. Der Staatskonzern warf der EVG daraufhin völlige Unbeweglichkeit vor.
„Das ist im Moment sinnlos, weil die EVG sich keinen Millimeter bewegt“, wurde Bahnvorstand Seiler zuvor zitiert. Das Unternehmen wolle nun „die Gesamtsituation umfassend bewerten“ und in den zuständigen Gremien über weitere Schritte beraten.
Gewerkschaft weist Angebot von Deutscher Bahn zurück
Die EVG hatte das jüngst nachgebesserte Angebot des Konzerns am späten Dienstagabend als unzureichend zurückgewiesen und die Arbeitgeberseite für diesen Mittwoch zu weiteren Verhandlungen in Berlin aufgerufen. „Wesentliche Punkte unserer Forderungen sind weiterhin nicht erfüllt“, teilte Verhandlungsführer Kristian Loroch mit. „Das, was derzeit auf dem Tisch liegt, ist sozial ungerecht.“ Weitere Verhandlungen seien im Interesse des Konzerns, „denn so lange wir am Verhandlungstisch sitzen, wird nicht gestreikt“. Ob es nun zu weiteren Warnstreiks kommt, hängt von den nächsten Tagen ab.
Die Deutsche Bahn hatte das aktuelle Angebot bei der jüngsten Verhandlungsrunde vergangene Woche in Fulda unterbreitet und stufenweise 12 Prozent bei den unteren Lohngruppen in Aussicht gestellt. Insgesamt 10 Prozent mehr sollen die mittleren Gruppen bekommen, 8 Prozent die oberen. Die erste Erhöhungsstufe soll demnach noch heuer umgesetzt werden. Hinzu kommt eine ebenfalls stufenweise Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2.850 Euro, die steuer- und abgabenfrei ab diesem Juli gezahlt werden könnte. Die Laufzeit beträgt 24 Monate.
Schwierige Verhandlungen mit Deutscher Bahn
Gemessen an den bisherigen Angeboten ist die Bahn der EVG damit zwar weiter entgegengekommen, doch liegen beide Seiten noch immer weit auseinander: Die Gewerkschaft fordert einen Festbetrag von mindestens 650 Euro pro Monat mehr oder 12 Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit soll nach ihren Vorstellungen nur zwölf Monate betragen. Einmalzahlungen lehnte die EVG bis jetzt strikt ab.
Weitere Warnstreiks oder gar eine Urabstimmung, die unbefristete Streiks zur Folge haben könnte, sind daher nicht vom Tisch.
(Quelle: apa)