Welt

Industriellenvereinigung sieht Herbstdepression

IV-Generalsekretär Neumayer warnt vor Jobabbau
Veröffentlicht: 28. Oktober 2014 12:48 Uhr
Eine Kanonade an negativen Schlagwörtern zur Wirtschaftsentwicklung in Österreich hat es am Dienstag im Rahmen der Präsentation des neuesten Konjunkturbarometers der Industriellenvereinigung (IV) gegeben. "Wir erleben den Rückfall in die Stagnation, die Frühjahrserholung endet in einer Herbstdepression", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Nun droht auch in der Industrie ein Jobbaubbau.

Die IV geht unter den neuesten Vorzeichen davon aus, dass das Wachstum heuer in Österreich nur bei 0,75 Prozent landen werde, wie es bei einer Pressekonferenz am Dienstag hieß. Also brauche es "eine Steuerstrukturreform, die den Namen verdient; eine reine Lohnsteuersenkung wird nicht reichen - es geht auch um die Unfall- und Krankenversicherung und den Familienlastenausgleichsfonds", wiederholte Neumayer eine große Forderung der IV. Denn es gehe aufgrund der schwachen Konjunktur zunehmend auch um Arbeitsplätze.

"Ein Abbau von Beschäftigung wird unvermeidlich", sagte IV-Chefökonom Christian Helmenstein auf die Industrie bezogen - bisher habe der Abbau in anderen Sektoren stattgefunden. Das Umfeld sei nun aber derart schwach. "Das heißt nichts Gutes für die Arbeitslosenstatistik im Winter", warnte der Experte vor Journalisten.

Schließlich ist die heimische Wirtschaft "weit von einem sich selbst tragenden Aufschwung entfernt", so Helmenstein. "Wir müssen schauen, dass wir bei einer weiteren internationalen Abschwächung nicht in eine Rezession kommen."

Insgesamt zeigt das neueste IV-Konjunkturbarometer aus dem dritten Quartal laut Helmenstein "nur einen kleinen Lichtblick in einem insgesamt sehr tristen Umfeld" - und dieser ist der Auftragsbestand bei den befragten Unternehmen. Diese stabilisierten sich zuletzt nach einem Rückgang zuvor.

Alle anderen Ergebnisse des Barometers lagen aber schlechter als zuletzt. Über den Sommer hat die Konjunktur laut Helmenstein so stark an Dynamik verloren, dass die Herbstflaute nun Realität ist. "Ursachen sind nicht nur der geopolitische Gegenwind, der rau war in den vergangenen Monaten, sondern auch fehlende Reformfortschritte in Österreich und in der EU."

Der Saldo für die Ertragsaussichten im IV-Barometer ist beispielsweise von plus 14 Punkten auf minus einen Punkt eingebrochen. Die Geschäftserwartungen ließen keine baldige Wende zum besseren erwarten - im Gegenteil. Auch hier sank der Wert ins Negative von minus drei Punkten (nach +15 Punkten).

Um unternehmerisches Wachstum zu generieren, müsste man sich verstärkt auf jene weltweit 67 Volkswirtschaften stürzen, die heuer real ein Wachstum von mehr als vier Prozent verzeichnen. "Das sind nicht notwendigerweise Indien oder China oder Brasilien", sagte Helmenstein. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer forderte hierbei mehr Unterstützung seitens der Politik, wie etwa mehr Doppelbesteuerungsabkommen.

Die IV rief vor Journalisten in Wien gleich "das Ende der BRIC-Story" (BRIC bezeichnet die Staaten Brasilien, Russland, Indien und China als Wachstums-Volkswirtschaften, Anm.) aus. Brasilien und Russland seien "nicht mehr dabei" (zu wenig Wachstum in Brasilien, bzw. Sanktionen seitens Russland, Anm.), und auch China wachse nicht mehr so stark wie zuletzt, so Helmenstein. Für die Zukunft müsse man sich vom Gedanken Chinas als Konjunkturlokomotive verabschieden. Es gebe zwar noch Chancen in den BRIC-Staaten, aber: "Das Pendel schlägt in die 'Main Markets' USA und Großbritannien zurück", so der Wirtschaftsforscher. Die USA seien in allen Segmenten vor der EU.

(Quelle: salzburg24)

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