Das "Handelsblatt" zitierte am Samstag aus einem Brief der beiden. Die EU will am Sonntag bei einem Gipfeltreffen mit der Türkei in Brüssel einen gemeinsamen Aktionsplan zum Kampf gegen die Flüchtlingskrise beschließen.
"Der Ministerpräsident und die (türkische) Regierung (...) lassen leider jede Achtung und jeden Respekt für die Meinungs- und Pressefreiheit vermissen", heißt es in dem Brief. Dündar und Gül werden Unterstützung einer terroristischen Vereinigung und Spionage vorgeworfen. Hintergrund ist ein Bericht über angebliche Waffenlieferungen der Türkei nach Syrien, wo Aufständische seit Jahren gegen die Regierung von Machthaber Bashar al-Assad kämpfen.
Ein Sprecher der deutschen Bundesregierung wollte zu dem Brief keine Stellung nehmen. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Freitag gesagt, dass Fragen von Presse- und Medienfreiheit immer wieder eine Rolle spielen, wenn die Bundesregierung mit Vertretern der türkischen Regierung zusammentreffe.
Neben den beiden bekannten Journalisten muss sich ein weiterer türkischer Autor wegen seiner Berichterstattung vor Gericht verantworten. Der "Hürriyet"-Journalist Ertugrul Özkök sei wegen Beleidigung des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan angeklagt worden, berichtete die Nachrichtenagentur DHA am Samstag.
Özkök drohten bis zu fünf Jahre und vier Monate Haft. Hintergrund sei eine im September in der Zeitung "Hürriyet" erschienene Kolumne mit dem Titel: "Schäme dich, großer Mann." In dem Text kritisiert Özkök Präsident Erdogan, ohne ihn namentlich zu nennen.
Am Donnerstag war gegen den Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar, und den Hauptstadtkorrespondenten der Zeitung, Erdem Gül, Haftbefehl erlassen worden. Ihnen werden unter anderem Unterstützung einer terroristischen Vereinigung und Spionage vorgeworfen. Hintergrund ist ein von Dündar und Gül verfasster Bericht vom Sommer über angebliche Waffenlieferungen von der Türkei an Extremisten in Syrien. Erdogan hatte persönlich Anzeige erstattet.
(Quelle: salzburg24)