Beide Staaten pflegten bis 2010 enge wirtschaftliche und auch militärische Kontakte. Das änderte sich, als israelische Soldaten in dem Jahr Schiffe mit pro-palästinensischen und islamistischen Aktivisten aus der Türkei im Mittelmeer kaperten und dabei zehn Türken töteten. Die Schiffe sollten die israelische Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen und Güter in das palästinensische Küstengebiet bringen.
Die nun erreichte Übereinkunft sieht nach den Worten Yildirims vor, dass Israel 20 Millionen Dollar (18 Mio. Euro) an die Opfer der Militäraktion zahlt. Beide Staaten würden zudem wieder Botschafter austauschen. Insidern zufolge erwartet Israel, dass die Türkei Verfahren wegen Kriegsverbrechen gegen die für die Militäraktion verantwortlichen Politiker und Militärs ausschließe. Erst danach würden die Entschädigungen gezahlt.
Die Vereinbarung sieht nach den Worten Yildirims auch humanitäre Hilfslieferungen der Türkei in den Gazastreifen vor. Die erste im Umfang von 10.000 Tonnen werde am Freitag auf den Weg gebracht.
Netanyahu erklärte, er rechne mit positiven Auswirkungen auf die Wirtschaft seines Landes durch die Normalisierung der Beziehungen mit der Türkei. Das Abkommen, auf das sich Vertreter beider Staaten bereits am Sonntag geeinigt hatten, sei "ein wichtiger Schritt". Die israelische Blockade des Gazastreifens werde allerdings beibehalten, betonte Netanyahu. Israel will nach eigenen Angaben mit der Blockade des von der radikalislamischen Hamas regierten Gebiets verhindern, dass dort für einen neuen Krieg gegen Israel aufgerüstet wird.
Netanyahu stellte zudem in Aussicht, dass die Übereinkunft den Weg für Erdgas-Geschäfte zwischen beiden Staaten ebenen werde. Vor der Küste Israels wurden große Lagerstätten gefunden. Der türkische Ministerpräsident äußerte sich in dieser Frage zurückhaltender: Es sei noch zu früh, über Gasverträge mit Israel zu reden.
Das Versöhnungsabkommen mit der Türkei bewertete Netanyahu allerdings als strategisch wichtigen Schritt. Die Vereinbarung könne zu einer Beruhigung in Nahost beitragen, der "in Aufruhr" sei, sagte Netanyahu am Montag in Rom. "Meine Politik ist es, Zentren der Stabilität zu schaffen."
Die Türkei habe sich verpflichtet, von Klagen gegen israelische Soldaten abzusehen, sagte der Regierungschef. Im türkischen Parlament solle ein entsprechendes Gesetz erlassen werden. Die Seeblockade des Gazastreifens werde aufrechterhalten. Man werde jedoch den Transport von Hilfsgütern über den Hafen von Ashdod in die Palästinenserenklave ermöglichen. Die Verbesserung der Energie-und Wasserversorgung im Gazastreifen sei auch "ganz klar in Israels Interesse", sagte Netanyahu.
Teil der Vereinbarung sei auch eine Zusage der Türkei, Terroraktionen der radikal-islamischen Hamas von türkischem Boden aus zu verhindern. Dies schließe auch die Finanzierung von Terror ein. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan habe sich außerdem schriftlich verpflichtet, dass türkische Sicherheitsbehörden bei der Suche nach vermissten Israelis im Gazastreifen helfen, sagte Netanyahu. Die Türkei werde Israel auch beim Beitritt in internationale Organisationen helfen, in denen sie selbst Mitglied sei.
(Quelle: salzburg24)