Lagarde widersprach zudem Äußerungen aus der griechischen Regierung, wonach die Verhandlungen mit den Gläubigern kurz vor dem Abschluss stehen. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir in den nächsten Tagen eine umfassende Lösung erreichen werden", sagte sie.
Lagarde machte der Zeitung zufolge deutlich, dass sie die Verantwortung für den Verbleib Griechenlands in der Währungsunion nicht beim IWF sehe. Wenn die Europäer eine drohende Staatspleite vermeiden wollten, müssten sie selbst Vorkehrungen treffen. Wenn die Voraussetzungen erfüllt seien, könnten die Euro-Staaten und die EZB den Griechen "ein wenig Luft zum Atmen geben". Griechenland ringt seit Monaten mit EU, EZB und dem IWF um die Reformauflagen für weitere 7,2 Mrd. Euro, mit denen eine Pleite abgewendet werden soll.
Die griechische Regierung bleibt trotz der Skepsis der internationalen Geldgeber zuversichtlich, in den Verhandlungen über die Freigabe weiterer Hilfsgelder bald zu einer Einigung zu kommen. Athen hoffe darauf, dass es bis zum kommenden Sonntag ein Übereinkommen geben werde, sagte Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis am Donnerstag in Athen. Der IWF ist da skeptischer. Alle Seiten hätten den politischen Willen, eine Einigung zu erzielen. Der linke Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte am Mittwoch erklärt, die Verhandlungen befänden sich "auf der Zielgeraden" und stünden kurz vor einem Abschluss.
Die Europäische Zentralbank (EZB) mache klar, dass sie nicht die Rolle eines finanziellen Lückenbüßers übernehmen wird, falls sich die politischen Verhandlungen weiter hinziehen.
Gegen Spekulationen um die Situation in Griechenland hat sich Vizekanzler Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ausgesprochen. Zuerst müssten die Verhandlungen der Eurozone mit Athen abgewartet werden, sagte Mitterlehner am Donnerstag am Rande des EU-Wettbewerbsrats in Brüssel. Auf die Frage, ob er bereit wäre, weitere Hilfe für Griechenland zu leisten, wenn es notwendig ist, meinte der Vizekanzler, "in der Pauschalität ist die Frage nicht zu beantworten. Das ist ungenau. Daher ist jetzt eine abwartende Haltung sachlich angebracht. Schauen wir uns die Verhandlungen an".
Die griechische Regierung streitet seit Monaten mit den Geldgebern über die Bedingungen für weitere Hilfen, die eine Staatspleite abwenden sollen. Weitere soziale Einschnitte lehnt sie aber ab.
(Quelle: salzburg24)