Welt

Jazzlegende Ornette Coleman im Alter von 85 Jahren gestorben

Ornette Coleman galt als Vater des Free Jazz
Veröffentlicht: 11. Juni 2015 17:04 Uhr
Die Jazzszene ist um einen ihrer wichtigsten Vertreter ärmer: Ornette Coleman erlag am Donnerstagvormittag (Ortszeit) in Manhattan einem Herzinfarkt, wie die "New York Times" unter Berufung auf die Familie berichtete. Sein Manager Ken Weinstein bestätigte das Ableben des Saxofonisten und Komponisten, der mit seinem Spiel eine ganze Generation prägte und nicht zuletzt als Vater des Free Jazz galt.

Coleman wurde am 9. März 1930 in Texas geboren und schlug eine damals wohl typische Laufbahn ein: Kein Musiklehrer war es, der den jungen Ornette unter seine Fittiche nahm, sondern er selbst widmete sich im Alter von 14 Jahren intensiv dem Saxofon. Musiktheorie, Harmonielehre, das Notenlesen - Coleman brachte sich, ganz Autodidakt, alles Nötige selbst bei. Mit 19 Jahren schien dennoch der Plafond erreicht, jedenfalls was die örtliche Umgebung betraf. Der junge Musiker machte sich auf nach Kalifornien, um sein Glück zu versuchen.

Dort gelang es ihm, neben diversen Hilfsjobs, die ihn über Wasser hielten, tiefer in die Szene einzutauchen und sein Spiel zu verfeinern. Mit seiner ersten Band erhielt er schlussendlich ein Angebot einer Plattenfirma, die nicht nur ein Stück der Gruppe kaufte, sondern sie es auch selbst einspielen ließ. In weiterer Folge landete Coleman bei Atlantic Records, was sich als wegweisend herausstellen sollte.

Denn in Zuge dessen konnte Coleman auch im legendären "Five Points" auftreten, einem Jazzclub im New Yorker East Village. Dort sollte ihm der Durchbruch gelingen. Zusehends entfernte sich der Saxofonist von üblichen Hörgewohnheiten und dem klassischen American Songbook, und widmete sich dem weiten Feld der Improvisation. 1960 folgte schließlich sein bis heute wohl bekanntestes Album - und die Namensgebung für ein ganzes Genre: "Free Jazz: A Collective Improvisation", aufgenommen mit Eric Dolphy, Don Cherry, Freddie Hubbard, Charlie Haden, Scott LaFaro, Ed Blackwell und Billy Higgins. Die rund 37-minütige Improvisation erstreckte sich über beide Seiten einer Platte und wurde zusammenhängenden aufgenommen. Aber weniger die Länge des "Stücks", als vielmehr die Freiräume, die sich die Musiker nahmen und gegenseitig ermöglichten, war in dieser Form bis dahin beinahe beispiellos.

Es sollte aber beileibe nicht die einzige wichtige Veröffentlichung des 2007 mit einem Pulitzerpreis für Musik ausgezeichneten Coleman bleiben. Schon das 1959 veröffentlichte "The Shape Of Jazz To Come", auf dem sich der Klassiker "Lonely Woman" findet, galt als Meilenstein. Mit "Dancing In Your Head" (1973) und "In All Languages" (1987) sollten zwei weitere folgen. Für Neues zeigte sich Coleman bis ins hohe Alter offen, wie auch seine Ausflüge auf der Geige oder Trompete immer wieder unter Beweis stellten. Aber auch in Bereichen wie Rock- oder Filmmusik bewegte sich der Ausnahmekünstler, der etwa 2003 mit Lou Reed und anderen "The Raven" vertonte. Dass er der Klassik nicht abgeneigt war, zeigte unter anderem sein Auftritt beim Jazzfestival Saalfelden 2009, als er beispielsweise Bach-Suiten in sein Programm einbaute.

(Quelle: salzburg24)

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