Ukraine-Krieg, Woche 14

Kämpfe um Sewerodonezk toben weiter

Bild der Zerstörung in Mariupol. Aufgenommen am 29. Mai 2022. 
Veröffentlicht: 31. Mai 2022 08:18 Uhr
Die russischen Streitkräfte rücken in der strategisch wichtigen Stadt Sewerodonezk (Sjewjerodonezk) im Osten der Ukraine nach Behördenangaben weiter vor. Sie hätten nun etwa die Hälfte der Stadt unter ihrer Kontrolle, teilt die Stadtverwaltung im Fernsehen mit.
SALZBURG24 (tp)

In der Stadt tobten schwere Kämpfe. Hilfsorganisationen warnten daher am Dienstag, dass die humanitäre Lage vor Ort immer katastrophaler werden könnte.

Drittel der Stadt unter russischer Kontrolle

Ein Separatistenführer meldete am Dienstag, dass russische Truppen etwa ein Drittel der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht hätten. Die Truppen kämen aber nicht so schnell voran, wie man es sich erhofft habe, zitierte die russische Nachrichtenagentur TASS am Dienstag den Anführer der pro-russischen Separatistenregion Luhansk, Leonid Pasetschnik. Der Vormarsch werde auch erschwert, weil es mehrere große Chemieanlagen in der Region gebe. Man wolle vor allem die Infrastruktur der Stadt erhalten.

Nach ukrainischen Angaben sind dagegen große Teile der Stadt durch russischen Beschuss zerstört. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erklärt, rund 90 Prozent der Gebäude von Sewerodonezk seien beschädigt, mehr als zwei Drittel der Wohnhäuser zerstört.

12.000 Zivilist:innen im Kreuzfeuer

„Wir befürchten, dass bis zu 12.000 Zivilist:innen in der Stadt im Kreuzfeuer gefangen sind, ohne ausreichenden Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten oder Strom“, teilte Jan Egeland, Generalsekretär der Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC), am Dienstag mit. Die sich zuspitzenden Gefechte machten nun die Lieferung von Hilfsgütern unmöglich. Der nahezu ununterbrochene Beschuss zwinge die Zivilisten dazu, in Luftschutzräumen und Kellern Zuflucht zu suchen. Es gebe nur noch wenige Fluchtmöglichkeiten. Egeland forderte alle Beteiligten auf, Organisationen unverzüglich Zugang zu gewähren.

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Nach Angaben der Stadtverwaltung halten die ukrainischen Truppen Sewerodonezk nach wie vor. Die Streitkräfte kämpften weiter gegen die langsam eindringenden russischen Verbände, sagte Bürgermeister Olexandr Strjuk im ukrainischen Fernsehen. Die ukrainischen Truppen dort seien nicht in Gefahr, eingekesselt zu werden, da sie sich auf die andere Seite des Flusses Siwerskyj Donez nach Lyssytschansk zurückziehen könnten, sagt der Gouverneur der Region, Serhij Gajdaj, im staatlichen Fernsehen.

Kampf um Donbass tobt weiter

Sewerodonezk mit eigentlich rund 100.000 Einwohnern ist die größte Stadt im Donbass, die von der Ukraine noch gehalten wird. Die Einnahme von Sewerodonetsk und der Nachbarstadt Lyssytschansk am Ufer des Flusses Siwerskyj Donez würde Russland die faktische Kontrolle über die Region Luhansk im Donbass geben und die Möglichkeit, nach mehr als drei Monaten Krieg eine Art Sieg zu verkünden. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte kürzlich die Einnahme des Donbass als eine bedingungslose Priorität für sein Land bezeichnet. Russland erkennt die separatistischen Donbass-Regionen Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten an.

Russische Truppen rücken weiter vor

Nach Erkenntnissen des britischen Militärgeheimdienstes rücken die russischen Truppen in dem Gebiet weiter vor. „Der Vormarsch erfolgt langsam, aber die Geländegewinne werden gehalten“, teilte das britische Verteidigungsministerium auf Basis des Lageberichts auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. Russland habe durch die Bündelung seiner Truppen und die Konzentration des Beschusses örtlich mehr Erfolge erzielt als zu Beginn der Invasion. Die Straßen in die umkämpften Gebiete seien jedoch weiterhin unter ukrainischer Kontrolle. Zudem müssten die russischen Streitkräfte mit dem massiven Zusammenziehen der Truppen Risiken in anderen besetzten Gebieten eingehen.

Russland schießt Kampfjet ab

Auch bei den Kämpfen im Süden leisten die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben erbitterten Widerstand. Die russischen Truppen seien auf Verteidigungspositionen an drei Dörfern am südlichen Ufer des Flusses Inhulez zurückgedrängt worden, teilte die Regierung in Kiew mit. Der Fluss bildet die Grenze zur Provinz Cherson, in der Russland versucht, seine Kontrolle zu festigen. In der nahegelegenen Region Mykolajiw schoss Russland nach eigenen Angaben einen ukrainischen Su-25-Kampfjet ab. Das russische Verteidigungsministerium teilte zudem mit, dass seine Streitkräfte eine Radarstation und zwei Munitionsdepots in der Ostukraine bombardiert hätten. Die Angaben beider Seiten aus den Kampfgebieten konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Slowjansk wurde nach Angaben des Chefs der Militärverwaltung von Donezk, Pawlo Kyrylenko, in der Nacht von einem Raketenschlag getroffen. Dabei seien eine Schule und sieben Wohnhäuser getroffen worden, teilte er am Dienstag mit. Seinen Angaben nach wurden drei Menschen getötet und sechs verletzt.

Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte in einer Videobotschaft in der Nacht auf Dienstag, die Lage im Osten der Ukraine bleibe äußerst schwierig. Dort sei nun die „maximale Kampfkraft der russischen Armee“ versammelt. Diese versuche, im Donbass immer mehr Druck auf ukrainische Soldaten auszuüben.

(Quelle: apa)

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