Ukraine-Krieg, Woche 17

Kiew schlägt Verhandlungen mit Moskau vorerst aus

++ HANDOUT ++ ZU APA0065 VOM 4.6.2022 - Die Chemiefabrik "Asot" in Swjewjerodonezk in der Ukraine. Der in Wien lebenden ukrainische Oligarch, Dmytro Firtasch, besitzt die Swjewjerodonezker Fabrik, in deren Bunkern sich 800 Zivilisten aufhalten sollen, darunter 200 Fabriksarbeiter.
Veröffentlicht: 18. Juni 2022 16:06 Uhr
Die Ukraine stellt sich auf einen länger andauernden Abwehrkrieg gegen Russland ein. Erst Ende August, nach Gegenangriffen, will der ukrainische Chefunterhändler David Arachamija die Friedensverhandlungen mit Moskau wieder aufnehmen, wie er in einem am Samstag erschienenen Interview mit dem Sender Voice of America sagte. Dann werde sein Land eine bessere Verhandlungsposition haben.
SALZBURG24 (tp)

Aus der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk gibt es indes kaum noch Wege heraus, in den Straßen wird gekämpft. Die Stadt und ihre Umgebung liege unter schwerem Artilleriefeuer, teilte der ukrainische Generalstab mit. Es sei unmöglich, die in Bunkern unter dem Chemiewerk Azot versteckten Zivilisten in Sicherheit zu bringen, sagte der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj.

Sjewjerodonezk fast vollständig eingeschlossen

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums gibt es für Zivilisten angesichts zerstörter Brücken außer den von Russland und seinen Verbündeten einseitig ausgegebenen humanitären Korridoren kaum Wege, um aus der Stadt zu kommen. Andererseits habe Moskau schon in früheren Fällen in der Ukraine und auch in Syrien solche Korridore als Mittel missbraucht, um sich Vorteile auf dem Schlachtfeld zu verschaffen und Menschen zwangsweise umzusiedeln. In dem Chemiewerk Azot sollen noch ukrainische Soldaten und Hunderte Zivilisten ausharren.

Bericht über versenktes Schiff

Russland verlor durch Angriffe des ukrainischen Militärs erneut ein Schiff seiner Schwarzmeerflotte. Der Schlepper "Wassili Bech" sei von ukrainischen Raketen beschädigt worden. "Später wurde bekannt, dass er gesunken ist", sagte der Militärgouverneur von Odessa, Maxym Martschenko, in einer Videoansprache auf seinem Telegram-Kanal. Eine Bestätigung von russischer oder unabhängiger Seite gibt es nicht. Den ukrainischen Angaben nach wurde das Schiff, das erst 2017 in Dienst gestellt und mit einem Luftabwehrsystem des Typs "Tor" ausgestattet worden war, von Harpoon-Raketen getroffen. Die Schiffsabwehrraketen hatte Dänemark an die Ukraine geliefert.

In der Stadt Krywji Rih im Zentrum der Ukraine schlugen nach Angaben der örtlichen Behörden Raketen ein. Es gebe mindestens zwei Opfer, teilen die Behörden auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Es sei ein Bezirk im Süden der Stadt getroffen worden. Krywji Rih liegt in der Region Dnipropetrowsk.

General meldet hohe materielle Verluste

Die ukrainische Armee erlitt nach Angaben eines ranghohen Generals seit Beginn des russischen Angriffskriegs hohe materielle Verluste. "Bis heute haben wir infolge aktiver Gefechte schätzungsweise 30 bis 40, manchmal bis zu 50 Prozent Verluste bei der Ausrüstung", sagte der Brigadegeneral Wolodymyr Karpenko dem US-Magazin "National Defense".

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"Schätzungsweise 1.300 Infanterie-Kampffahrzeuge, 400 Panzer und 700 Artilleriesysteme wurden verloren."

US-Soldaten in russischem TV vorgeführt

Zwei in der ukrainischen Armee kämpfende und von moskautreuen Truppen gefangen genommene US-Soldaten wurden in russischen Medien vorgeführt. Er habe der westlichen "Propaganda" von den "schlechten Russen" geglaubt und sei deswegen in den Krieg gezogen, rechtfertigte sich einer der Männer im Interview mit der kremlnahen Zeitung "Iswestija", das das Blatt am Freitag auf seinem Telegram-Kanal zeigte. "In den westlichen Medien wird uns nicht gesagt, wie inkompetent und korrupt die ukrainische Armee ist", sagte er.

Der zweite Gefangene trat beim Kremlsender RT auf. Er übermittelte nur einen Gruß an seine Mutter und sprach von der Hoffnung, nach Hause zurückkehren zu dürfen.

Selenskyj pocht auf EU-Beitritt

Die Ukraine will unterdessen möglichst schnell in die Europäische Union. Wolodymyr Selenskyj betonte den Wert, den das auch für die EU hätte. "Unsere Annäherung an die Europäische Union ist nicht nur für uns positiv", sagte er in seiner Videoansprache in Kiew. "Das ist der größte Beitrag zur Zukunft Europas seit vielen Jahren." Selenskyj besuchte indes Mykolajiw im Süden des Landes. Auf einem am Samstag erschienenen Video in seinem Telegram-Kanal ist zu sehen, wie Selenskyj Ruinen in der Stadt in Augenschein nimmt und nach einer Lagebesprechung Orden verteilt.

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Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich am Freitag in einem auf Englisch geführten TV-Interview der Deutschen Presse-Agentur zuversichtlich gezeigt, dass die EU-Staaten eine gemeinsame Position zum Beitrittsgesuch der Ukraine finden werden. Die EU-Kommission hatte sich am Freitag dafür ausgesprochen, die Ukraine und Moldau offiziell zu Kandidaten für den Beitritt zur Europäischen Union zu ernennen. Die Staats- und Regierungschefs wollen bereits bei einem Gipfeltreffen Ende kommender Woche über das Thema beraten.

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(Quelle: apa)

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