Die Türkisch Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich, kurz ATIB, vertritt über 60 Vereine mit über 100.000 Mitgliedern in ganz Österreich. ATIB fungiert als Dachverband und koordiniert die religiösen, sozialen und kulturellen Tätigkeiten der türkisch-islamischen Moscheegemeinden in Österreich. ATIB stand immer wieder unter türkischem Nationalismusverdacht.
Drei mögliche Verstöße, die allesamt im Islamgesetz geregelt sind, sollen durch das Kultusamt geprüft werden: Jener gegen die "positive Einstellung zu Gesellschaft und Staat", eine Behinderung der Entwicklung der Kinder sowie die verbotene Finanzierung aus dem Ausland. Als erster Schritt stehen Ermittlungen und Einvernahmen mit Verantwortlichen, auch jenen von ATIB, an.
Wird Kultusgemeinde ATIB aufgelöst?
Nach Erstellung der Sachverhaltsdarstellung sollen gemeinsam mit Innen- und Finanzministerium weitere Schritte eingeleitet werden. Am Ende könne auch eine Auflösung der Kultusgemeinde ATIB stehen, hieß es aus dem Ministerium. Im Licht der Vorfälle in der Moschee sei es gut, dass das Personal des Kultusamtes verdoppelt worden sei und weiter aufgestockt werde, denn: "Unter früheren Kanzlern ist das Kultusamt leider stets untätig gewesen".
Kinder stellten Weltkriegsschlacht nach
Zuletzt sorgte eine ATIB-Moschee in Wien für Aufregung, die eine in der Türkei ausgetragene Schlacht aus dem Ersten Weltkrieg mit Kindern in paramilitärischen Tarnanzügen nachstellte. Kritiker warfen der Organisation in der Vergangenheit auch Spionage und Bespitzelung von in Österreich lebenden Türken für das Regime des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor. Von dort soll ATIB auch finanzielle Unterstützung erhalten. Vorgehalten wurde dem Verein auch, dass er in islamischen Kindergärten und Schulen bewusst die Schaffung einer Parallelgesellschaft fördere und so die Integration von Türken in Österreich erschwere.
Verein ATIB weist Vorwürfe zurück
Der Verein wies alle Vorwürfe zurück. ATIB beweise seit mehr als 30 Jahren, dass der Verein für Toleranz und gegenseitigen Respekt steht und keinerlei Berührungspunkte zu religiösem Fanatismus oder radikalem Nationalismus hat, heißt es auf der Homepage der Organisation. In seinen Statuten betont der Verein die Befolgung der österreichischen Gesetze und empfiehlt den Weg zur Integration in der Gesellschaft. ATIB wurde Anfang der 1990er Jahre gegründet. Hinter ATIB verbirgt sich der türkische Name Avusturya Türkiye ?slam Birli?i (Österreichisch türkische islamische Vereinigung). Der Dachverband organisiert Pilgerfahrten nach Mekka, bietet Bildungs-und Kulturangebote und leistet Beerdigungshilfe wenn es der letzte Wunsch von Verstorbenen ist, in der alten Heimat begraben zu werden.
Größter muslimischer Verband in Österreich
ATIB ist der größte muslimische Verband in Österreich und gibt damit seit einigen Jahren auch den Ton in der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) an. Seit 2016 stellt man mit Ibrahim Olgun den Präsidenten der IGGÖ. Bei anderen muslimischen Gruppen stieß die türkische Dominanz seither wiederholt auf Kritik. Der Verband vertritt den sunnitischen Islam und stellt seinen Moscheegemeinden staatliche Imame aus der Türkei zur Verfügung. ATIB gilt als verlängerter Arm der türkischen Religionsbehörde Diyanet und Erdogans AKP-Partei. Während man sich selbst eher als Kulturverein definiert, sehen Gegner die Organisation als Hort von Islamisten. Ziel von ATIB sei es, türkische Werte in Österreich zu etablieren und den Koran zu verbreiten, so der Vorwurf. Dass immer wieder versucht werde, ATIB mit diesen Positionen in Verbindung zu bringen, ändere nichts an der gefestigten Einstellung von ATIB als Hüter von demokratischen Werten, heißt es dazu seitens des Vereins.
(APA)
(Quelle: salzburg24)