Welt

Kindesmissbrauch setzt Vatikan arg unter Druck

Veröffentlicht: 26. September 2014 11:48 Uhr
Nach der Verhaftung des früheren vatikanischen Botschafters in der Dominikanischen Republik, Jozef Wesolowski, wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen ist der Vatikan immer stärker mit dem Problem der Pädophilie konfrontiert, das ein globales Ausmaß aufweist. Ermittlungen laufen zurzeit gegen vier Bischöfe, 1.800 Priester wurden in den letzten Jahren angezeigt.

2011 und 2012 wurden 400 Geistliche wegen Kindermissbrauchs zwangslaisiert. Die Glaubenskongregation im Vatikan hat 2004 eine Rekordzahl von 800 Anzeigen wegen Kindesmissbrauchs durch Geistliche erhalten. In den letzten drei Jahren wurden circa 600 Fälle pro Jahr gemeldet, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica".

Papst Franziskus hat im März eine Kinderschutzkommission zum Kampf gegen sexuellen Missbrauch im kirchlichen Raum eingesetzt. Sie arbeitet noch an ihrer endgültigen Form und Arbeitsweise. In ihr sollen Kleriker und Laien effiziente Handlungsweisen gegen Pädophilie entwickeln. Der Kommission gehören unter anderen das irische Missbrauchsopfer Marie Collins sowie der Jesuit und Psychologieprofessor Hans Zollner an. Koordiniert wird die Arbeit vom Bostoner Kardinal Sean O'Malley.

Zu den eklatantesten Fällen, mit denen sich Papst Franziskus befasst hat, zählt die Laisierung des peruanischen Weihbischofs Gabino Miranda Melgarejo wegen sexueller Vergehen im Juli 2013. Den Vorwurf der Pädophilie hatte Melgarejo stets zurückgewiesen. Der chilenische Bischof Marco Antonio Ordenes Fernandez, dem sexueller Missbrauch von zwei Minderjährigen vorgeworfen wird, musste 2012 unter dem Druck der Pädophilievorwürfe zurücktreten.

Am Mittwoch enthob Papst Franziskus den Bischof von Ciudad del Este in Paraguay, Rogelio Ricardo Livieres Plano, seines Amtes. Dem Bischof, der dem erzkatholischen Orden Opus Dei angehört, war vorgeworfen worden, seinen mit Missbrauchsvorwürfen konfrontierten Generalvikar Carlos Urrutigoity geschützt zu haben. Daraufhin hatte der Bischof den Erzbischof in der Hauptstadt Asuncion "homosexuell" genannt. Dem aus Argentinien stammenden Generalvikar wird vorgeworfen, während eines Aufenthalts in den USA junge Seminaristen sexuell missbraucht zu haben.

Die Ermittlungen des Vatikan gegen Wesolowski wegen mutmaßlichen Kindermissbrauchs laufen derweil auf Hochtouren. Gesucht werden jetzt Komplizen, die dem 65-jährigen Polen Kinder vermittelt und sich mit ihm an sexuellen Misshandlungen beteiligt haben könnten.

Aus den Dokumenten der Vatikan-Ermittlern geht klar hervor, dass der Nuntius mit anderen Personen Minderjährige sexuell missbraucht habe, berichtete die Tageszeitung "Corriere della Sera" am Freitag. Nicht ausgeschlossen wird, dass Wesolowski einem internationalen Pädophilenring angehörte. Überprüft wird die Email-Korrespodenz des Geistlichen.

In Wesolowskis Computer wurden 100.000 Dateien mit kinderpornografischem Material entdeckt, 45.000 weitere Bilder waren gelöscht worden, berichtete das Blatt. In den Fotos sind Minderjährige im Alter zwischen 13 und 17 Jahren zu sehen. Aus den Ermittlungen geht hervor, dass der Geistliche besonders geschickt mit Computertechnologie umgehen konnte. Er hatte in einem Computer im Vatikan-Besitz ein wahres Archiv kinderpornografischer Fotos angesammelt, berichtete "Corriere della Sera".

Wesolowski drohen sechs bis sieben Jahre Haft, sofern sich die Vorwürfe nicht ausweiten sollten. Das im Juli 2013 reformierte Strafrecht des Vatikans sieht für sexuellen Missbrauch Minderjähriger bis zu zwölf Jahre Haft und eine Geldbuße bis zu 150.000 Euro vor. Sollten die Missbrauchsopfer jünger als 14 Jahre sein, könnte die Strafe auch höher ausfallen.

(Quelle: salzburg24)

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