Welt

"Knaller" und Überraschungen bei 33. Ausgabe von ImPulsTanz

Veröffentlicht: 16. Juni 2016 18:36 Uhr
Der dänische Choreograf Marten Spangberg hält es bei der Interpretation von Tanz wie mit der Malerei: "Ein Maler wird ja auch nicht gefragt, was sein Gemälde bedeutet." Die Verbindung von Tanz und (bildender) Kunst ist dann auch der rote Faden, der sich von 14. Juli bis 14. August durch das Programm von ImPulsTanz 2016 zieht.

Erstmals kooperiert Wiens internationales Tanzfestival in diesem Rahmen mit dem Leopold Museum, "und dann gleich in so einer geballten Variante", schwärmte der museologische Direktor des Hauses, Hans-Peter Wipplinger, am Donnerstag ebenda bei der Eröffnungspressekonferenz. 19 speziell für den Museumskontext konzipierte Arbeiten von u.a. Xavier Le Roy und Chris Haring werden hier zu sehen sein, 80 Vertreter der bildenden Kunst und Choreografie im Rahmen der von Tino Seghal konzipierten Reihe "visual arts x dance" miteinander in einen Dialog treten.

Inhaltlich sei die erstmalige Kooperation für Wipplinger insofern begründbar, dass Tanz zur Zeit um 1900, auf die das Leopold einen Schwerpunkt setzt, "von großer Bedeutung" war. Legenden wie Isodora Duncan oder Loie Fuller hätten den Tanz von Amerika kommend in Europa populär gemacht und zahlreiche bildende Künstler von Rodin über Kandinsky inspiriert. "Auch unser Hausheiliger Egon Schiele war fasziniert von Tanz", versicherte Wipplinger, der das auch im eigenen Haus künftig sichtbarer machen will: Ein Raum der Dauerausstellung "Wien um 1900" werde dem Tanz gewidmet, und in Kooperation mit ImPulsTanz werde eine Tanzausstellung für 2018 geplant.

Einen "Knaller" versprach Regensburger im Rahmen der erneuten mumok-Kooperation, ist unter den Programmpunkten zur aktuellen Ausstellung "Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter" doch auch ein Workshop mit Choreograf Keith Hennessy und Sängerin Peaches angekündigt. Was die beiden planen, ist ungewiss, "es wird auf jeden Fall eine Überraschung", lachte Kuratorin Christine Standfest. Bis zuletzt überraschend und "sehr herausfordernd" gestaltet sich laut Workshop-Koordinator Rio Rutzinger auch das "Abenteuer" "visual arts x dance", habe doch etwa MoMA PS1-Leiter Klaus Biesenbach bis dato seinen Workshop nicht bestätigt.

Fix ist der nicht minder hochkarätige Auftakt der Reihe am 17. Juli im Leopold Museum, eine Begegnung zwischen der deutschen Kunsthistorikerin Dorothea von Hantelmann und des französischen Choreografen Jerome Bel. Auch im Performanceprogramm finden sich unter den 53 Künstlern und Compagnien große internationale Namen, nachdem diese im Vorjahr aus Kostengründen fehlten: Die belgische Starchoreografin Anne Teresa De Keersmaeker gastiert ebenso wie ihr Landsmann Wim Vandekeybus mit jeweils zwei Stücken, Jan Lauwers und seine Needcompany stellen sich mit "The blind poet" im Volkstheater sowohl der Migrationsgeschichte als auch ihrer eigenen Biografie. Und die Französin Maguy Marin, die in Venedig kürzlich den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk erhalten hat, bestreitet am 14. Juli mit ihrer neuen Arbeit "BiT" im Wiener Volkstheater den Auftakt zum diesjährigen Tanzreigen.

Insgesamt 65 Produktionen, darunter 14 Uraufführungen und 41 österreichische Erstaufführungen, sind an 15 Spielstätten zu sehen, wobei neben großen Theaterbühnen auch Studios, Museen und Galerien bespielt werden. Alexander Gottfarb etwa lädt im Rahmen der Nachwuchsreihe zu einer 72-Stunden-Performance in die Galerie Elena Mildner in der Burggasse 21 und Marten Spangberg veranstaltet mit "Natten" und "La substance, but in English" gleich zwei mehrstündige Happenings. Letztere Produktion bringe "die besten viereinhalb Stunden, die ihr je in eurem Leben hattet", versprach Spangberg bei der Pressekonferenz, und streute dem Festival - und vor allem dessen 250 Kurse umfassendem Workshopprogramm - Rosen: "ImPulsTanz ist die wichtigste Ausbildungsplattform für zeitgenössischen Tanz in Europa. Was da im Arsenal passiert, ist schlicht unglaublich."

Die unterschiedlichen Ansätze und Herangehensweisen hielten das Festival auch nach 33 Jahren jung, bekräftigten die beiden Gründer Ismael Ivo und Karl Regensburger, die heuer wieder "weit über 100.000 Besucher" erwarten und über ein leicht gestiegenes Gesamtbudget von 5,5 Millionen Euro (2015: 5,2 Mio. Euro) verfügen. Das Bundeskanzleramt hat demnach seine Subvention um 50.000 Euro auf 550.000 Euro erhöht, die Stadt Wien schießt weiterhin 2,15 Mio. Euro zu. Die zweite Hälfte des Budgets müsse man durch EU-Fördergelder, Sponsoring und Kartenerlösen selbst aufstellen, "das ist hart und wird immer härter", meinte Regensburger, der immer wieder "neidisch auf die Salzburger Festspiele und deren Eigendeckungsgrad von 80 Prozent" blicke. "Aber das schaffen wir auch noch", schmunzelte er.

(Quelle: salzburg24)

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