Selten konnte man bisher in der steirischen Hauptstadt eine derart professionelle Demonstration von geschmeidigen, ästhetisch choreografiertem und hochakrobatischem "Neuem Zirkus" bewundern. Den neun Protagonisten, drei Damen und fünf Herren, gelang es, mit ihren sagenhaft schwerelos wirkenden Darbietungen, die Premierengäste zu begeistern und immer wieder zu heftigen Akklamationen bis hin zur Standing Ovation am Schluss hinzureißen.
Näher betrachtet hatte der Abend aber auch seine Schwachstellen: Der "Schmäh" der überleitenden Moderationen hielt sich in engen Grenzen, ebenso wie die großteils aufgesetzt wirkende Einbindung des Publikums. Nicht besser wurde dies durch die über weite Strecken so gut wie unverständlichen Moderationen und Texte der Künstler, egal ob sie in bemühtem Deutsch, auf kaum weniger akzentbehaftetem Englisch oder überhaupt in Staccato-muttersprachlichen Kaskaden daherkamen.
Die im Programmtitel angekündigten Bekenntnisse ("Confessions") der Künstler mit angeblichen oder echten biografischen Offenlegungen fielen belanglos bis eine Spur peinlich aus. Etwa, wenn ein aus Argentinien stammendes Mitglied der Truppe erzählt, wie sein Vater von Junta-Schergen zuhause abgeholt wird um auf Nimmerwiedersehen in einem Konzentrationslager zu verschwinden, wird die Tragik der Geschichte mit spektakulären, aber in ihrer traumatischen Motivation ziemlich unglaubwürdigen Turnübungen auf der Stange illustriert.
Mit "Straßenkunst" im engeren Sinn hat das Ganze angesichts der satten Normalkartenpreise zwischen 36 und 48 Euro und des gewählten Aufführungsortes, dem altehrwürdigen, bürgerliche Atmosphäre verströmenden Grazer Opernhaus, sowieso nichts zu tun.
Fast wie ein Hohn mag es dem einen oder der anderen vorkommen, wenn die Künstler das durchwegs gut situiert wirkende Publikum am Ende des Abends zu der während der Performance gekochten Gratispasta auf die Bühne bitten, während auf der wirklichen Straße kaum Hundert Meter weit weg in die eine Richtung die regelmäßige Obdachlosen-Essensausgabe stattfindet und ebenso weit weg in die andere Richtung im Stadtpark der Drogenhandel blüht.
( S E R V I C E- "La Strada - Internationales Festival für Straßenkunst und Figurentheater": Von 1. bis 9. August in Graz. Programm-Infos und Tickets unter. Das Programm von "The 7 Fingers" wird noch weitere fünf Mal am 1. sowie von 4.- 7. August, jeweils um 20.00 Uhr in der Oper Graz dargeboten.)
(Quelle: salzburg24)