Die sechs ISS-Besatzungsmitglieder dürfen sich dann auf frische Lebensmittel und Nachschub an Treibstoff, Wasser und Atemluft freuen. Die vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana gestartete Ariane-5-Rakete stellte mit dem Flug einen neuen Rekord auf. Mit einem Gesamtgewicht von mehr als 20,2 Tonnen brachte sie so viel Nutzlast in den Orbit wie nie zuvor. Der Transporter vom Typ ATV (Automated Transfer Vehicle) ist das größte und technisch ausgefeilteste Raumfahrzeug, das je in Europa entwickelt worden ist.
Unter anderem wegen der knappen Kassen in Mitgliedsländern der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) wird es allerdings nicht weiter produziert werden. Künftig ist die ISS-Besatzung deswegen von US-amerikanischen und russischen Transportern abhängig. Am ATV-Produktionsstandort von Airbus Defence and Space in Bremen sollen unteren anderem die Arbeiten an einem Servicemodul (ESM) für das geplante US-Raumschiff "Orion" die Ausfälle kompensieren. Es wird derzeit auf Basis der Raumfrachter-Technologie entwickelt.
"Das ATV ist auch sechs Jahre nach seinem ersten Flug ein einzigartiger Raumtransporter, der uns vor Augen führt, was die ESA gemeinsam mit der europäischen Industrie zur Zusammenarbeit und Innovation in Europa beitragen kann", sage ESA-Chef Jean-Jacques Dordain. "Es ist dieser Erfolg, der die NASA dazu bewogen hat, für ihr künftiges Mannschaftstransportsystem auf das Versorgungsmodul des ATV zurückzugreifen."
Zum wissenschaftlichen Teil der Ladung des letzten ATV gehört der experimentelle Laserinfrarotbildsensor "Liris". Mit seiner Hilfe sollen Lenkungs-, Navigations- und Steuerungssysteme für Anflüge an sogenannte unkooperative Ziele wie Weltraumschrott und Asteroiden entwickelt werden.
Zudem ist unter anderem ein Schmelzofen für die Materialforschung an Bord, der von Gerst eingebaut und getestet werden soll. Die Experimentieranlage beruht auf dem Prinzip der elektromagnetischen Schwebetechnik (Levitation), das es erlaubt, verschiedene metallische Legierungen ohne Kontakt zu einem Gefäß zu schmelzen und zu analysieren. Die Erkenntnisse sollen für die Optimierung von industriellen Gießvorgängen und in der Grundlagenforschung genutzt werden.
Die nach dem belgischen Wissenschaftler und Begründer der Urknall-Theorie "George Lemaître" benannte ATV-Mission wird insgesamt rund sechs Monate dauern. Am Ende soll der Frachter mit Raumstationsmüll beladen von der ISS abdocken und bei seinem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre über dem Südpazifik verglühen.
(Quelle: salzburg24)