In dem Haus hatte die Gruppe die Attentate offenbar vorbereitet. Neben 120 Gasflaschen waren in dem Gebäude auch Leichenteile von zwei Menschen gefunden worden.
Bereits seit wenigen Tagen war klar, dass es sich bei der ersten Leiche um den als Anführer der Terrorzelle gesuchten Imam Abdelbaki Es Satty handelte. Laut spanischer Medien wurde der zweite Tote als Youssef Aalla identifiziert. Er sei der Bruder eines in Cambrils von der Polizei erschossenen Terroristen und zudem Bruder eines der vier festgenommenen Verdächtigen, schrieb "La Vanguardia".
Acht von zwölf tot, vier festgenommen
Die Polizei geht von einer zwölfköpfigen Terrorzelle aus. Davon sind acht tot, vier wurden gefasst und waren am Dienstag dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden. Der Ermittlungsrichter setzte einen weiteren der vier gefassten mutmaßlichen Mitglieder der Terrorzelle vorläufig auf freien Fuß. Der 34-jährige Salh (Sahal) el Karib müsse aber jeden Montag beim Gericht vorstellig werden und dürfe Spanien nicht verlassen, berichtete die Zeitung "El Mundo" am Donnerstag unter Berufung auf Gerichtskreise.
Sie kommunizierten ausschließlich offline und waren laut Experten sektenähnlich organisiert: Die spanische Polizei ist der islamistischen Terrorzelle von Ripoll deshalb lange Zeit nicht auf die Schliche gekommen. Auch die Explosion vergangene Woche in einem Haus in Alcanar, wo die späteren Attentäter offenbar Bomben bauen wollten, rief die Ermittler nicht sofort auf den Plan.
Ausmaß der Terrorzellen nach Anschlägen erst bekannt
Erst nach den Anschlägen von Barcelona und Cambrils mit 15 Todesopfern und mehr als 120 Verletzten wurde das gesamte Ausmaß des Netzwerks bekannt. "Die Gruppe ist ein geschlossener Kreis, und es wird alles unternommen, damit nichts nach außen dringt", beschreibt die Direktorin des European Institute of the Mediterranean, Lurdes Vidal, die Vorgehensweise. Propaganda und Rekrutierungstaktiken seien ähnlich zu denen einer Sekte, erklärt sie.
"Es ist ein altes Modell, Menschen kennen sich und es gibt einen Guru, der ihre Entwicklung begleitet", sagt der ehemalige französische Geheimdienstmitarbeiter Alain Rodier. Eine zentrale Figur habe die orientierungslosen jungen Männer vereint und sie islamistisch ideologisiert - und diese Führungsfigur sei Imam Abdelbaki Es Satty gewesen. Er kam bei der wohl aus Versehen ausgelösten Explosion in Alcanar ums Leben.
Wie der Imam wohnten die meisten Mitglieder der Terrorzelle in der Kleinstadt Ripoll in Katalonien. Unter ihnen waren auch vier Brüderpaare. So konnte die Gruppe besonders verschwiegen agieren und sich der Loyalität untereinander sicher sein. "Man verrät nicht seinen Bruder", hebt Rodier hervor.
Kein Zufall, dass Attentäter so jung waren
Gemeinsam mit anderen Experten ist sich Vidal zudem sicher: Es ist kein Zufall, dass die Attentäter so jung waren. Einer der Verdächtigen, Moussa Oukabir, war erst 17 Jahre alt - er wurde von der Polizei in Cambrils erschossen. In dieser Lebensphase seien junge Leute besonders beeinflussbar, ruft Vidal in Erinnerung. Die Religion sei das Mittel gewesen, um an die jungen Männer heranzukommen - über den Imam.
Gruppe kommunizierte ohne Handys und soziale Netzwerke
Ein ehemaliger Mitbewohner Es Sattys hatte den Imam als verschlossen bezeichnet: "Er hat wenig gesprochen, war oft mit seinem Computer in seinem Zimmer und hatte ein altes Mobiltelefon ohne Internet." Für Alberto Bueno, Mitglied des International Observatory of Studies on Terrorism, ist auch dies ein Muster: Die ganze Gruppe habe keine Handys benutzt und die sozialen Netzwerke gemieden - während Terrorfahnder weltweit das Internet nach potenziellen Attentätern durchforsten.
Es Satty war Behörden bekannt
Dennoch: Der Imam war den Behörden bekannt. Eine Moschee in Diegem bei Brüssel hatte sich Ende 2016 geweigert, Es Satty anzustellen, weil er "zu extrem" war und zu stark der Gewalt in seinen Predigten zuneigte, wie der Bürgermeister der Stadt berichtete. Und in Spanien war der Imam zeitweise im Gefängnis, offenbar wegen Drogendelikten. Seine geplante Abschiebung im März 2015 stoppte ein Richter.
(APA/dpa)
(Quelle: salzburg24)