Welt

London wirbt um Verständnis für Atomkraft-Rückkehr

Veröffentlicht: 28. September 2014 07:39 Uhr
Großbritannien könnte in Kürze von der EU Grünes Licht für den ersten AKW-Ausbau seit der Atomkatastrophe in Fukushima erhalten. Der Entscheid zum Ausbau neuer Reaktoren in Hinkley Point könnte Startpunkt für den Ausbau der Atomkraft in ganz Europa sein. Der wissenschaftliche Chef-Berater des britischen Außenministeriums, Robin Grimes, verteidigt die Entscheidung Londons gegenüber der APA.

"Für Österreich macht die Entscheidung zu erneuerbaren Energien aus wissenschaftlicher und ökonomischer Sicht großen Sinn", sagte der Nuklearphysiker. Großbritannien gehe aber einen anderen Weg und stütze sich dabei mit Atomkraft - aus ökonomischen und ökologischen Gründen - auf eine langfristige Alternative zu fossilen Energieträgern wie Erdöl, Gas oder Kohle. "Atomstrom ist nicht die einzige Energiequelle, aber er muss Teil der Auswahl sein."

Das Kraftwerk Hinkley Point C mit zwei Druckwasserreaktoren des französischen Herstellers Areva soll in Somerset in Südwestengland entstehen. Es ist der erste derartige Neubau in Großbritannien seit rund 20 Jahren. Das Projekt hat für Großbritannien eine hohe Priorität, weil das Land in den kommenden Jahren jedes Fünfte seiner alternden Atomkraftwerke (AKW) ersetzen will.

Der Staat spielt bei der Entscheidung für Atomkraft eine große Rolle - ohne Subventionen ist die Errichtung eines AKW nach EU-Vorgaben unrentabel. Es sei aber "nicht wahr", dass Nuklearenergie teurer als etwa erneuerbare Energien sei - die echte Konkurrenz seien lediglich billige, aber umweltschädliche Stoffe wie Kohle, sagt Grimes. Dabei gehe es auch um die Frage der langfristigen Versorgung: "Wir können tausende Jahre an Energie aus Uran und Thorium gewinnen." Die Entscheidung für Atomkraft werde auf wissenschaftlicher Basis getroffen.

Die deutsche Energiewende sieht Grimes hingegen als "Experiment" mit noch ungewissem Ausgang. "Nicht jedes Land entscheidet sich dazu, sich das zu leisten."

Die Gefahr der Atomenergie hält der britische Experte für übertrieben. Es gebe in Industriestaaten eine "langfristige Überreaktion" auf Atomunfälle und ihre Auswirkungen. "Wie viele Menschen sind in Fukushima gestorben?", fragt er, um sich gleich darauf selbst zu antworten: "Es gab null Tote durch radioaktive Strahlung." Vielmehr seien es allein die "sozialen Auswirkungen" des Atomunfalls, die verheerend wirkten: Die Evakuierung von zehntausenden Menschen aus ihren Häusern, Selbstmorde als Folge der Katastrophe, und andere Folgen. Dafür gebe es eine Antwort: "Wir brauchen mehr Aufklärung und Verständnis", sagte er bei einem Gespräch in der britischen Botschafter-Residenz in Wien.

(Quelle: salzburg24)

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