Welt

Londoner Big Ben wird saniert: Streit um lange Bimmel-Pause

Vier Jahre Schweigepause für die berühmten Turmglocken
Veröffentlicht: 21. August 2017 14:57 Uhr
Der Glockenschlag des Londoner Big Ben ist Montagmittag für Jahre verstummt. Wegen dringender Sanierungsarbeiten soll das Läuten voraussichtlich bis 2021 aussetzen. Nur zu besonderen Anlässen wie Neujahr wird es - so der Plan - zu hören sein. Nach Protesten von Abgeordneten muss sich das britische Unterhaus nach der Rückkehr aus der Sommerpause erneut mit der Länge der Glockenpause beschäftigen.

Im Herbst soll dann die endgültige Entscheidung fallen. Hunderte Londoner und Touristen verfolgten das Spektakel um 12.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr MESZ).

Auch Premierministerin Theresa May und Brexit-Minister David Davis hatten Kritik an dem langen Aussetzen des Geläuts geübt. Brexit-Anhänger forderten, dass der Big Ben am Tag des EU-Austritts im März 2019 ertönen müsse. Labour-Politiker Stephen Pound hatte ebenfalls Kritik an den langen Sanierungsarbeiten geübt und pathetisch verkündet: "Die Hoffnung ist in unserem Herzen."

Glocken so laut wie Polizeisirenen

Die Abgeordnete Jess Phillips und andere Politiker bezeichneten das als "lächerlich". Forderungen, dass Big Ben auch während der Sanierung häufig schlagen sollte, hätten nur einen Effekt: Taubheit der Arbeiter im Turm. Labourchef Jeremy Corbyn sagte, dass Verstummen der Glocken sei nicht gerade ein "nationales Desaster".

Experten verglichen die Lautstärke der Glocken in dem Turm an der Themse mit Polizeisirenen. Bei knapp 120 Dezibel könnten in der Nähe der Glocken Gesundheitsschäden auftreten. Außerdem wäre der organisatorische Aufwand, das Geläut während der Sanierungszeit häufiger zu ermöglichen, enorm - was die Sanierung verzögern könnte. Während der Bauphase wird unter anderem das Uhrwerk überholt und ein Lift in dem Turm am Parlament in Westminster eingebaut.

Auch Parlament in London wird saniert

Der Big Ben ist nicht die einzige Großbaustelle in London. Auch das Parlamentsgebäude selbst, das teils aus dem 18. Jahrhundert stammt, muss runderneuert werden. Seit Jahrzehnten wurde in den etwa 1.100 Räumen nur das Nötigste geflickt. So wird die Heizung in dem Gebäude nicht ausgestellt, weil man fürchtet, sie nie wieder anzubekommen. Die meisten der etwa 4.000 Fenster schließen nicht richtig, von den Wänden bröckelt es und viele Mäuse huschen durch die Gänge. Das Milliardenprojekt ist noch nicht vom Parlament abgesegnet.

Buckingham-Palast ebenfalls renovierungsbedürftig

Der Buckingham-Palast der Queen mit seinen 775 Räumen ist ebenfalls marode. An den elektrischen Leitungen, die sich gut 160 Kilometer durch den Palast schlängeln, wurde seit gut 60 Jahren nichts gemacht. Das Personal musste zeitweise eindringendes Wasser mit Kübeln auffangen, um Kunstwerke zu retten. Als ein Handwerker eine Privat-Toilette der Queen reparieren sollte, kam ihm nach einem Bericht der Zeitung "The Guardian" das Klo aus der Wand entgegen.

(APA/ag.)

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken