Welt

Mansour offiziell neuer Anführer der Taliban

Veröffentlicht: 31. Juli 2015 15:59 Uhr
Mit der Ernennung von Mullah Akhtar Mansour zum neuen Anführer der afghanischen Taliban hat die radikalislamische Gruppe einen historischen Machtwechsel an ihrer Spitze vollzogen. Die Taliban bestimmten Mansour laut einer Mitteilung vom Freitag offiziell zum Nachfolger des langjährigen Anführers Mullah Omar. In der Erklärung wurden auch seine neuen Stellvertreter bekanntgegeben.

Das Führungsgremium der Taliban und islamische Gelehrte hätten sich für Omars Vertrauten und früheren Stellvertreter Mansour entschieden, hieß es in einer Erklärung, die die Taliban am Freitag auf ihrer Website veröffentlichten. Am Vortag hatten sie Omars Tod bestätigt, der sich nach Angaben der afghanischen Regierung bereits vor mehr als zwei Jahren ereignete. Omar hatte die Taliban rund 20 Jahre lang angeführt.

Auch die Stellvertreter Mansours wurden bekanntgegeben. Dabei handelt es sich zum einen um Sirajuddin Haqqani, der das mit den Taliban verbündete Haqqani-Netzwerk leitet und auf den die USA ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar ausgesetzt haben. Zum anderen wurde Haibatullah Akhundzada zum Stellvertreter Mansours bestimmt. Bei ihm handelt es sich um den ehemaligen Chef der Taliban-Gerichte.

Der Führungswechsel an der Spitze der Taliban wurde in einer entscheidenden Phase bekanntgegeben. Vor einigen Wochen hatten die Taliban Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung aufgenommen. Die erste Gesprächsrunde hatte nach zähen Vorbereitungen Anfang Juli in der pakistanischen Stadt Murree stattgefunden. Mansour gilt als pragmatisch und als Unterstützer der Friedensgespräche mit Kabul. Experten gehen deshalb davon aus, dass der Friedensprozess unter Mansur gestärkt wird.

Die Ernennung Mansours kommt aber auch zu einem Zeitpunkt, zu dem die Taliban einen internen Richtungsstreit führen und die Gruppe Konkurrenz durch die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) erhält. Mansour ist innerhalb der Taliban umstritten. Widerstand erhält er vor allem von einigen Mitgliedern der Quetta-Shura, dem Führungsgremium der Taliban, die Pakistan vorwerfen, zu viel Einfluss auf die Gruppe zu nehmen. Mansour gilt nach Angaben eines Taliban-Vertreters als "Mann Pakistans". In dem Nachbarland verbrachte er Teile seines Lebens.

Auch hinsichtlich des Friedensprozesses gibt es Taliban-Vertreter, die die Gespräche kritisch sehen. Mehrere Taliban-Kommandanten stellten die Legitimität der Gespräche offen in Frage. Noch vor der offiziellen Bestätigung von Omars Tod hatte die Gruppe erklärt, nichts von einem Friedensprozess zu wissen. Auch hinderten die bereits stattgefundenen Verhandlungen die Taliban nicht daran, an ihrer in diesem Jahr besonders blutigen Sommeroffensive festzuhalten.

Einige Taliban sehen Mansour überdies kritisch, weil er sie lange Zeit über den Tod Omars getäuscht haben könnte. Kreisen zufolge galt zunächst Omars Sohn Mullah Jakub als potenzieller Nachfolger an der Taliban-Spitze. Doch sei er mit 26 Jahren als zu jung und unerfahren für die Aufgabe des Anführers angesehen worden.

Der Vize-Sprecher des US-Außenministeriums, Mark Toner, erklärte, Omars Tod stelle eine Chance dar. Die Taliban seien aufgefordert, diese Chance zu nutzen und Frieden mit der afghanischen Regierung zu schließen.

(Quelle: salzburg24)

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