Welt

Mechitaristen-Kongregation in Wien gedachte Armenier-Genozid

Veröffentlicht: 26. April 2015 19:28 Uhr
Die Mechitaristen-Kongregation in Wien hat am Sonntagnachmittag des Völkermordes an den Armeniern vor 100 Jahren gedacht. An der Feier nahmen der Armenisch-Apostolische Patriarchaldelegat Tiran Petrosyan, Weihbischof Franz Scharl, Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und der Botschafter der Republik Armenien, Arman J. Kirakossian, teil.

"Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts war einer der schrecklichsten", sagte der Abt des armenisch-katholischen Klosters im 7. Wiener Bezirk, Pater Paulus. "Der Völkermord war wie ein Blitz vom Himmel, der drei Viertel des armenischen Volkes vernichtete." Noch im 19. Jahrhundert hätten zwei Millionen Armenier in der Region gelebt, die meisten im Osmanischen Reich.

Auch Justizminister Brandstetter ergriff bei der Gedenkfeier im neu gestalteten Klosterhof das Wort. Er plädierte für einen offenen Umgang mit der Vergangenheit. Mit Blick auf die Völkermord-Erklärung im Nationalrat betonte der Minister, die Bundesregierung wolle zusammen mit dem Parlament "ein Zeichen für die Erinnerungskultur setzen". Österreich habe einen mehrfachen Bezug zur Armenien-Thematik.

Brandstetter verwies in diesem Kontext auf Franz Werfels Werk "Die 40 Tage des Musa Dagh" und "die lange Zeit der Verdrängung" in Österreich. Wörtlich sagte der Minister: "Man muss sich der eigenen Vergangenheit stellen. Man muss sich der Wahrheit in ihrer ganzen Dimension stellen." Es gelte, "offen und ehrlich in die Vergangenheit zu blicken, sonst verbaut man sich den Weg in die eigene Zukunft". Das Europa der Zukunft baue auf stabile rechtsstaatliche Strukturen, dass jeder Bürger seine Rechte durchsetzen könne, "besonders wenn er einer ethnischen oder religiösen Minderheit angehört".

Abt Paulus nahm Bezug auf das Verhältnis und das Verhalten der Türkei gegenüber seiner Geschichte mit den Armeniern. "Zusammenarbeit setzt ein Mindestmaß an Vertrauen voraus." Die Türkei leugne noch nach hundert Jahren "und führt das eigene Volk in die Irre". Botschafter Kirakossian richtete einen Appell "der Anerkennung und Versöhnung" an die Türkei. Nur eine Anerkennung könne die Wunden zwischen den heutigen Nachbarn heilen und eine Versöhnung herbeiführen.

Nach den Reden nahmen die Mechitaristen-Patres gemeinsam mit dem Oberhaupt der Armenisch-Apostolischen Kirche in Österreich, Pater Petrosyan, die Segnung eines armenischen Kreuzsteins (Khatschkar) vor, der aus Basalt und in traditioneller Technik in Armenien gefertigt worden war, und weihten die Maria-Schutz-Kapelle mit einem prächtigen Mosaik. 22 Zedern und Zypressen im neu gestalteten Garten erhielten Namen, die an zentrale Stätten des Völkermordes erinnern, darunter Adana, Erzurum, Van, Dyarbakir, Trabzon, Kayseri, Urfa. Das restaurierte Museum der Armenischen Volkskunst im Klostergebäude war erstmals wieder zugänglich.

(Quelle: salzburg24)

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