Oberstaatsanwalt Bernd Haldorn gab an, dass er gegen die Jugendliche dennoch keinen Haftbefehl beantragen werde. Es lägen keine Haftgründe vor.
"Rein rechtlich gehe ich von gefährlicher Körperverletzung aus", sagte er. Gegen ein Tötungsdelikt als Tatbestand spreche, dass die Tochter selbst den Notruf gewählt habe. Der Zustand der Verletzten sei nach aktuellen Erkenntnissen besser als zunächst angenommen. Sie sei außer Lebensgefahr.
Die Motivlage ist den Ermittlern zufolge unklar. Es habe familiäre Streitigkeiten gegeben, sagte der Leiter der Mordkommission, Jens Rautenberg.
Adoptivkinder bereits polizeibekannt
Beide Adoptivkinder der Kommunalpolitikerin lebten mit ihr in dem Wohnhaus in Herdecke, sagte Rautenberg. Der 15 Jahre alte Bub und die 17 Jahre alte Tochter seien bereits polizeibekannt gewesen, so Polizeidirektorin Ursula Schönberg. Sowohl die Tochter als auch der Sohn seien noch nicht vernommen worden. Inwieweit der Bursche Zeuge der Tat war oder Beihilfe geleistet hat, müsse noch ermittelt werden, erläuterte Oberstaatsanwalt Haldorn.
Die Ermittler hatten bereits mitgeteilt, dass die Tat einen familiären Hintergrund haben dürfte. Die beiden Jugendlichen waren nach der Tat zur Klärung des Sachverhalts zu einer Polizeiwache gebracht worden. Zudem ist nach Angaben der Ermittler inzwischen der Tatort entdeckt - er liege im Keller des Hauses. Danach habe sich die Verletzte offenbar noch ins Erdgeschoss geschleppt, wo die Einsatzkräfte sie in einem Sessel sitzend vorgefunden hätten. Auf einen politischen Hintergrund deute derzeit nichts hin. Als Tatwaffen seien zwei Messer sichergestellt worden.
Mordkommission eingesetzt
Die 57-Jährige war am Dienstag lebensgefährlich verletzt in ihrem Wohnhaus gefunden worden. Laut Sicherheitskreisen erlitt sie mehrere Messerstiche in den Oberkörper. Ein Rettungshubschrauber brachte die Kommunalpolitikerin in eine nahe gelegene Klinik, wo sie umgehend intensivmedizinisch versorgt wurde.
Eine Mordkommission übernahm die Ermittlungen. Bis in den späten Dienstagabend sicherten Polizisten im Wohnhaus der Familie Spuren.
Fall erschüttert quer durch alle politischen Lager
Die Nachricht vom Angriff auf die erst vor wenigen Tagen in einer Stichwahl zur Bürgermeisterin der 22.500-Einwohner-Stadt gewählten SPD-Politikerin hatte quer durch alle politischen Lager Bestürzung ausgelöst: Vom Kanzler bis zum SPD-Generalsekretär taten Politiker umgehend ihre Anteilnahme kund. Stalzers offizielle Amtszeit soll am 1. November beginnen.
(Quelle: apa)