Syrische Regierungstruppen hatten offenbar in den vergangenen Wochen versucht, das Dorf Dair al-Assafir, in dem 2.700 Familien leben sollen, einzunehmen. In der Region, die von der Gruppe Jaisch al-Islam beherrscht wird, dürfte es wegen einer weitgehenden Waffenruhe zwischen Regime und Rebellen eigentlich keine Kämpfe geben. Die radikalen Islamisten nannten den Angriff ein Massaker und schworen Vergeltung.
Kurdische Einheiten bereiten indes nach eigenen Angaben die Rückeroberung der nordsyrischen Stadt Raqqa aus den Händen der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" vor. Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) planten gemeinsam mit der internationalen Anti-IS-Koalition eine Offensive, um die Jihadisten-Hochburg zu "befreien", sagte der Kurdenpolitiker Saleh Muslim am Donnerstag in Paris.
Muslim ist der Vorsitzende der syrisch-kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD). Kurdische Kämpfer bilden das Rückgrat der SDF. Zur Eroberung von Raqqa, die als "Hauptstadt" der IS-Miliz in Syrien gilt, sei neben der Luftunterstützung des Anti-IS-Bündnisses auch die Hilfe von bis zu 50.000 arabischen Einwohnern der Region nötig, sagte Muslim.
Der syrische Staatschef Bashar al-Assad hat sich unterdessen zu vorgezogenen Präsidentenwahlen bereit erklärt. Entscheidend sei, ob das Volk Neuwahlen wolle, sagte Assad der russischen Agentur RIA Nowosti. "Wenn es diesen Willen gibt, ist das für mich kein Problem", sagte Assag in dem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Zugleich warb er für ein weiteres militärisches Engagement seines engen Partners Russland in dem Bürgerkriegsland.
Assad hatte am 16. Juli 2014 seine dritte siebenjährige Amtszeit angetreten. Allerdings fanden damals in den von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und den Rebellen kontrollierten Gebieten im Norden und Osten keine Wahlen statt. Gegen den Machthaber traten nur zwei Zählkandidaten aus dem Regierungslager an. EU und USA kritisierten die Abstimmung scharf und bezeichneten sie als nichtig.
Die syrische Opposition und der Westen schließen eine Zukunft Syriens unter der Herrschaft Assads aus. Russland dringt darauf, die künftige Rolle Assads von den Friedensverhandlungen in der Schweiz auszunehmen.
Nach fünf Jahren Bürgerkrieg gelten dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge mehr als 4,8 Millionen Syrer als Flüchtlinge. Hunderttausende haben in der EU Zuflucht gesucht, vor allem in Deutschland. An einer möglichen Abstimmung sollten alle Syrer teilnehmen, auch jene im Ausland, betonte Assad.
Sollte es zu einer Wahl kommen, halten Beobachter einen Sieg des Amtsinhabers in den von der Regierung kontrollierten Gebieten für wahrscheinlich. Die Organisation einer richtigen Wahl gilt auch als schwierig, weil Terrorgruppen wie der IS weiterhin Teile Syriens kontrollieren. Für den 13. April sind in Syrien bereits vorgezogene Parlamentswahlen angesetzt. Dies zeige, dass der Staat trotz der Bedrohung durch den Terrorismus funktioniere, meinte der Staatschef.
Assad lobte den international kritisierten russischen Militäreinsatz in Syrien als Erfolg. Der IS sei auf dem Rückzug, meinte er. Russland hatte im September Kampfjets nach Syrien geschickt, um eine Offensive der syrischen Armee zu unterstützen. Der Westen wirft Moskau vor, dabei auch Zivilisten und Oppositionskämpfer angegriffen zu haben.
Syrien sei daran interessiert, dass die russischen Streitkräfte in seinem Land blieben, betonte Assad. "Der Terrorismus ist noch stark", warnte er. Die Größe der russischen Streitkräfte müsse daher ausreichen, um den Kampf gegen den Terrorismus fortzusetzen. Aus Sicht von Assad sind all jene Terroristen, die gegen sein Regime kämpfen.
Zuletzt hatte Russland Syrien geholfen, dem IS die historische Oasenstadt Palmyra zu entreißen. Allein im März hätten Kampfjets etwa 2.000 Ziele dort bombardiert, sagte der russische Generalleutnant Sergej Rudskoi. Auch Hubschrauber vom Typ Mi-28N kamen zum Einsatz.
Für den Wiederaufbau von Palmyra trafen in der Früh die ersten von rund 100 russischen Pionieren in Syrien ein. Rudskoi sprach von einer schwierigen Aufgabe. Mindestens 180 Hektar müssten entmint werden - das ist etwa die Fläche von 250 Fußballfeldern. Experten zufolge dürfte dies mehrere Monate dauern. "Sprengsätze liegen nicht nur im historischen Teil von Palmyra, sondern auch im neuen Teil der Stadt", sagte Rudskoi. "Etwa 100.000 Bewohner haben Palmyra verlassen. Sie wollen zurück in ihre Häuser", meinte er.
(Quelle: salzburg24)