Israel hat die Tötung des potenziellen Nasrallah-Nachfolgers Hashem Safieddine in Beirut bestätigt. "Es kann nun bestätigt werden, dass bei einem Angriff vor etwa drei Wochen Hashem Safieddine, der Chef des Exekutivrats der Hisbollah, und Hossein Ali Al-Zima, der Chef des Nachrichtendienstes der Hisbollah, zusammen mit anderen Hisbollah-Kommandanten getötet wurden", erklärte die israelische Armee am Dienstagabend. Die pro-iranische Hisbollah äußerte sich zunächst nicht dazu.
Israelischer Luftschalg in Beirut
Die israelische Luftwaffe habe vor drei Wochen "einen präzisen, auf Geheimdienstinformationen basierenden Angriff auf das Hauptquartier der Hisbollah" im südlichen Beiruter Vorort Dahieh ausgeführt, der wichtigsten Hisbollah-Hochburg in der libanesischen Hauptstadt. Während des Angriffs hätten sich mehr als 25 Hisbollah-Kämpfer dort aufgehalten, "darunter Bilal Saib Aish", der für die Sammlung von Luftwaffeninformationen zuständig gewesen sei.
"Wir haben Nasrallah, seinen Nachfolger und den Großteil der Führungsspitze der Hisbollah erreicht", sagte der israelische Armeechef Herzi Halevi nach der Bestätigung von Safieddines Tod.
Unmittelbar nach dem Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Jahr infolge des beispiellosen Überfalls der radikal-islamischen Hamas auf den Süden Israels hatte die Hisbollah im Libanon mit permanenten Raketenangriffen auf den Norden Israels eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Als Reaktion beschoss Israel Ziele im Nachbarland.
Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon
Seit einigen Wochen hat die israelische Armee ihre Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon deutlich verstärkt und zudem vor rund drei Wochen auch Bodeneinsätze gegen Hisbollah-Stellungen im Südlibanon begonnen. Bei ihren Angriffen nimmt die israelische Armee vor allem Ziele in den Hisbollah-Hochburgen im Südlibanon sowie in südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut ins Visier. Dabei wurden Ende September Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und andere hochrangige Kommandanten der Schiitenmiliz getötet.
Weitere israelische Luftangriffe eine Woche nach dem Tod Nasrallahs galten Medienberichten zufolge dessen voraussichtlichem Nachfolger Safieddine. Die israelische Armee bestätigte diese Berichte jedoch nicht. Ein hochrangiger Hisbollah-Vertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP am Tag nach den mutmaßlichen Angriffen auf Safieddine, dass die Verbindung zu ihm seit dem 4. Oktober "verloren" gegangen sei.
Am 8. Oktober sagte der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu, dass die israelische Armee Safieddine "ausgeschaltet" habe, ohne ihn allerdings namentlich zu nennen. In einer Ansprache an die libanesische Bevölkerung sagte Netanyahu, die israelischen Streitkräfte hätten "Tausende von Terroristen ausgeschaltet, darunter Nasrallah selbst sowie Nasrallahs Stellvertreter und den Stellvertreter seines Stellvertreters".
Laut Hisbollah-Kreisen war Safieddine, ein Cousin Nasrallahs und eines der wichtigsten Mitglieder des Hisbollah-Shura-Rates, "der wahrscheinlichste Kandidat" für dessen Nachfolge an der Spitze der vom Iran finanzierten und militärisch hochgerüsteten Miliz. Wie sein Cousin mütterlicherseits trug er einen grauen langen Bart, eine Brille und den schwarzen Turban, zumal er sich nicht minder als direkter Nachkomme des Propheten Mohammed sah. Safieddines Alter wurde auf Ende 50 oder Anfang 60 geschätzt.
Saffieddine pflegt Verbindungen zum Iran
Safieddine pflegte enge religiöse Verbindungen zum Iran, der Schutzmacht der Hisbollah im Libanon und dem Erzfeind Israels. In der heiligen iranischen Stadt Qom absolvierte er ein Islamstudium. Auch familiär war Safieddine dem Iran verbunden: Sein Sohn ist mit Zeinab verheiratet, der Tochter des für Auslandsoperationen zuständigen mächtigen iranischen Generals Qassem Soleimani, der 2020 bei einem US-Luftangriff im Irak getötet wurde.
USA und Saudi-Arabien stuften Saffieddine als Terroristen ein
Die USA und Saudi-Arabien stuften Safieddine 2017 als gesuchten "Terroristen" ein. Das US-Finanzministerium bezeichnete ihn als "hochrangigen Anführer" der Hisbollah und als "Schlüsselmitglied" ihrer Exekutive.
Als Reaktion unter anderem auf die Tötung von Nasrallah hatte der Iran Israel am 1. Oktober mit rund 200 Raketen angegriffen - es war der zweite direkte iranische Angriff auf das Land binnen sechs Monaten. Israel kündigte seinerseits eine Antwort auf den iranischen Angriff an.
Keine Äußerungen der Hisbollah
Die Hisbollah äußerte sich nicht zum Tod von Safieddine, die israelische Armee erklärte aber, dass die unter anderem von den USA als Terrororganisation eingestufte Miliz am Dienstag weiter Raketen und Flugkörper auf Israel abgefeuert habe. Bis zum späten Dienstagabend seien etwa 140 Geschosse aus dem Libanon nach Israel gelangt, hieß es in einer Armee-Erklärung.
Unterdessen rief die israelische Armee die Bewohner der südlichen Beiruter Vororte am Dienstagabend erneut zur Evakuierung auf und warnte vor bevorstehenden Angriffen.
(Quelle: apa)