Gegen die in Dresden und Bayern festgenommenen Tatverdächtigen im Alter von 39 und 61 Jahren wurde am Dienstag Haftbefehl erlassen. Sie hätten sich Anneli bewusst als Opfer ausgesucht und sich vor der Entführung über sie auf Facebook informiert, so die Ermittler. Die Erpresser forderten 1,2 Millionen Euro Lösegeld vom Vater der 17-Jährigen, einem Unternehmer. Doch die Übergabe scheiterte, was an dem völlig undurchdachten Handeln der Verbrecher lag.
Nach den Angaben der Polizei lassen sich die dramatischen Stunden wie folgt rekonstruieren:
Donnerstag, 13. August:
- Anneli verlässt gegen 19.20 Uhr das Wohnhaus ihrer Eltern in Meißen, um mit dem Hund Gassi zu gehen. Schon zehn Minuten später dürfte sie ihren Kidnappern begegnet sein. Diese überwältigten sie und sperrten sie in ihr Auto.
- Um 19.57 Uhr rufen Annelies Entführer den Vater am Handy an und fordern Lösegeld in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Im Hintergrund sind Schreie des Mädchens zu hören, sie sind das letzte Lebenszeichen von Annelie. Die Eltern informieren umgehend die Polizei.
- Die Entführer melden sich rund um 21 Uhr erneut, sprechen dem Vater auf die Mailbox, dass bis zum nächsten Tag das Geld gezahlt werden müsse, sonst sei Annelie tot.
Freitag, 14. August
- Ein Polizei-Spürhund führt die Ermittler in den frühen Morgenstunden zu einem Hof. Der gesamte Bauernhof wird durchsucht – ohne Erfolg. Weitere Hinweise von Zeugen laufen ein.
- Um 11.50 Uhr telefonieren Vater und Entführer erneut. Einer der Kidnapper verlangt die Überweisung des Lösegeldes per Online-Banking auf ein Konto in Übersee. Bei der Höhe dieser Summe ist das aber nicht möglich, erklärt Polizeipräsident Peter Kroll später. Ein Lebenszeichen von Anneli gibt es am Freitag nicht. Der Kontakt zu den Entführern reißt nach dem Telefonat ab.
Samstag, 15. August
- Ermittler gehen Hinweisen nach – unter anderem wird ein Erlebnisbad in der Nähe durchsucht – ohne Ergebnis. Bis zum Abend wird eine linguistische Beurteilung des Entführers anhand des Telefonats vorgelegt. Daraus wird klar: Der Anrufer mit schwäbischem Dialekt versuchte durch Nase-Zuhalten seine Stimme zu verfälschen.
Sonntag, 16. August
- Treffer beim DNA-Abgleich mit Spuren an Annelis Fahrrad. Ein bereits vorbestrafter Mann gilt als tatverdächtig. Die Ermittler können den Mann über Telefondaten in Bayern orten.
- Um kurz nach 19 Uhr geht die Polizei mit dem Fall an die Öffentlichkeit. Die Eltern des Mädchens wenden sich in einem Brief an die Täter. Auch SALZBURG24 berichtete.
Montag, 17. August
- Nach den Medienberichten sind über 50 Hinweise eingegangen. Ein Großaufgebot der Polizei durchsucht unter anderem einen Bauernhof südlich von Meißen.
- Gegen 4.30 Uhr nimmt die Polizei in Dresden einen zweiten Tatverdächtigen fest, einen engen Bekannten des ersten Verdächtigen. Diesen fassen Polizisten dann gegen 7 Uhr in Bayern.
- Um 18 Uhr finden die Ermittler nach den ersten Verhören eine Leiche, die später eindeutig identifiziert wurde.
(SALZBURG24/APA)
Links zu diesem Artikel:
- Gefundene Leiche indentifiziert
- 17-Jährige in Dresden entführt
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(Quelle: salzburg24)