Der britische Konsumgüterriese Unilever hat bei seinen Kund:innen Preiserhöhungen für seine breite Produktpalette durchsetzen können und so im vierten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Der Konzern mit mehr als 400 Marken von Ben & Jerry's-Eis, Knorr-Tütensuppen bis zum Reinigungsmittel Domestos rechnet damit, dass die Verbraucher:innen auch in den kommenden Monaten tiefer in die Tasche greifen müssen, wie Unilever am Donnerstag mitteilte.
Die Preiserhöhungen würden sich in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen, "aber es werden niedrigere Steigerungsraten sein", sagte Finanzvorstand Graeme Pitkethly. "Wir haben wahrscheinlich den Höhepunkt der Inflation überschritten, aber noch nicht den Höhepunkt der Preisgestaltung."
Nestle, Danone und Henkel erhöhen Preise
Lebensmittel- und Konsumgüterkonzerne wie Unilever, Nestle, Danone oder Henkel haben die Preise erhöht, um mit den steigenden Preisen für Energie und Rohstoffe zurechtzukommen, und teils knifflige Verhandlungen mit Supermarkt-Ketten und anderen Einzelhändlern geführt. Mit den Preiserhöhungen habe Unilever bisher nur rund 75 Prozent der Kostensteigerungen abgedeckt, sagte Pitkethly. "Das muss mehr als 100 Prozent sein, damit wir bei der Bruttomarge wieder aufholen". Das Management erwarte aktuell 2023 ein Umsatzwachstum zwischen 3 und 5 Prozent und nur eine moderate Verbesserung der Marge.
Unilever baut 1.500 Stellen ab
Unilever hat ein dramatisches Jahr hinter sich - Milliardenschwere Kaufangebote für die Konsumgütersparte des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline scheiterten, kurz darauf kündigte der Konzern einen Umbau und den Abbau von 1.500 Stellen im Management an. Der aktivistische Investor Nelson Peltz zog in den Verwaltungsrat ein und drängte auf einen Strategiewechsel. Im Juni soll nun der Chef der niederländischen Großmolkerei FrieslandCampina, Hein Schumacher, das Ruder beim britischen Dickschiff von Alan Jope übernehmen.
Rekordwert bei Preissteigerungen
Im vierten Quartal 2022 steigerte Unilever seinen Umsatz um 9,2 Prozent und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Der Konzern konnte Preissteigerungen im Volumen von 13,3 Prozent durchsetzen, nach eigenen Angaben ein Rekordwert. Die operative Marge ging um 230 Basispunkte auf 16,1 Prozent zurück und wird voraussichtlich im ersten Halbjahr bei etwa 16 Prozent verharren, hieß es weiter.
"Manche Beobachter hatten auf eine Verbesserung der Rendite gehofft", sagte Tineke Frikkee, Portfolio-Managerin bei Waverton Investment Management. Margen-Verbesserungen werde es aber wohl erst in der zweiten Jahreshälfte geben. An der Londoner Börse notierten die Unilever-Aktien leicht im Plus.
(Quelle: apa)