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Neue Oper Wien mit hochpolitischer Saison 2016/17

Veröffentlicht: 25. Februar 2016 12:04 Uhr
Mit einem hochpolitischen Programm geht die Neue Oper Wien in der kommenden Saison 2016/17 in Vorlage. Die "Staatsoperette" von Otto M. Zykan, Ernst Kreneks "Pallas Athene weint" und "Le Malentendu" von Fabian Panisello nach Albert Camus' "Das Missverständnis" bilden dabei die drei Eckpfeiler, wie der künstlerische Leiter Walter Kobera bei der Präsentation am Donnerstag enthüllte.

Zum Auftakt bringt man die Bühnenfassung von Zykans "Staatsoperette" als Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen, wo das Stück in der Werkstattbühne am 2. August uraufgeführt wird. Ins Wiener Theater Akzent kommt die Inszenierung dann am 13. September. "Das ist für mich ein brennaktuelles Stück", unterstrich Kobera. Schließlich sei die Zeit des Austrofaschismus, welche das Werk behandelt, noch lange nicht aufgearbeitet: "Dabei ist das eine Zeit, von der wir sehr viel lernen könnten, was das Auseinanderdriften der Gesellschaft betrifft."

Zykan-Witwe Irene Suchy hat gemeinsam mit Michael Mautner die Bühnenfassung nach dem Skandal-Fernsehfilm von Fritz Novotny und Zykan aus 1977 erstellt. Dabei hat man die historischen Figuren wieder entschlüsselt und mit Klarnamen gekennzeichnet - wobei die Kanzler von Dollfuß bis Seipel allesamt mittels Puppen von Szenestar Nikolaus Habjan dargestellt werden. Als Regisseur wurde Simon Meusburger verpflichtet.

Ebenfalls ein dezidiert politisches Stück ist Kreneks "Pallas Athene weint" - ein Werk aus Mitte der 1950er-Jahre, das ausgehend von Sokrates und seinen Schülern zeigt, wie schnell Demokratie ins Wanken gerät. Regisseur Christoph Zauner verlegt das Stück, das im Museumsquartier gespielt wird, in die Säulenhalle des Parlaments, seien die Frage wie Überwachung und Verlust der Freiheitsrechte doch auch im heurigen Jahr des 25. Todestags von Krenek aktueller denn je, so Zauner. Die Neue Oper Wien setzt dabei auch ein gesellschaftspolitisches Zeichen, indem sie junge Flüchtlinge in Kooperation mit dem Georg Danzer Haus und dem Verein Alpine Peace Crossing für die Inszenierung als Statisten einbindet.

Eher gesellschafts- als staatspolitisch geht es dann in der letzten Produktion 2016/17 zu, wenn mit "Le Malentendu" des argentinisch-spanischen Musikers Fabian Panisello eine Camus-Bearbeitung ins Semperdepot kommt. Die Koproduktion mit dem argentinischen Teatro Colon hat im April in Buenos Aires Uraufführung, wobei auch hier Kobera die musikalische Leitung innehaben wird. "Panisello geht über die analog produzierte Klangwelt hinaus und verwendet sehr stark Elektronik", umriss der Dirigent die Charakteristik des Stückes. Im September wandert das Werk um eine meuchelmordende Mutter und Tochter sowie einen heimkehrenden Sohn nach Madrid weiter - inklusive Besetzung.

Ebenfalls auf Reise macht sich die Inszenierung "Die Nase" von Schostakowitsch, die in Wien im September zu sehen war und im April nach einer Zwischenstation in Budapest auch in Trient zu sehen sein wird. Überdies dient das Stück als Vorlage für ein Workshop-Projekt unter dem Titel "Junge Oper Wien", mit dem Jugendliche aus Rudolfsheim-Fünfhaus inklusive einiger junger Flüchtlinge ans Musiktheater herangeführt werden. Die darauf entstehende Aufführung ist für den 4. Mai im Probenraum der Neuen Oper Wien angesetzt.

Finanziell stehen der Neuen Oper indes spannende Zeiten bevor, läuft der Subventionsvertrag mit der Stadt doch 2017 aus. Derzeit zahlt die Stadt 450.000 Euro - ein Wert, der dringend valorisiert werden müsste, so Kobera, der sich in dieser Hinsicht allerdings nicht verzagt zeigte: "Aufgegeben wird ein Brief."

(Quelle: salzburg24)

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