Treffen in Istanbul

Neue Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Teilnahme seines Landes an direkten Verhandlungen mit Russland am Montag in Istanbul bestätigt. (ARCHIVBILD)
Veröffentlicht: 01. Juni 2025 14:37 Uhr
Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine gehen am Montag in Istanbul in die nächste Runde.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Teilnahme seines Landes an direkten Verhandlungen mit Russland am Montag in Istanbul bestätigt. Die ukrainische Position für das Treffen ziele auf eine vollständige und bedingungslose Waffenruhe, die Freilassung Gefangener und die Rückkehr entführter Kinder, schrieb Selenskyj auf X. Die ukrainische Delegation werde von Verteidigungsminister Rustem Umjerow geleitet, schrieb Selenskyj am Sonntag weiter.

Ob er selbst in der Türkei sein wird, blieb offen. Die europäischen Verbündeten hatten die Ukraine nach Informationen von EU-Diplomaten gedrängt, an den Gesprächen teilzunehmen, auch wenn Russland seine Angriffe auf das überfallene Land unverändert fortsetzt. Auch europäische Spitzendiplomaten werden in Istanbul vor Ort sein.

Verhandlungen Montagmittag in Istanbul

Die Gespräche zwischen der Ukraine und Russland in Istanbul sollen am Montagmittag stattfinden. Es sei mit einem Beginn um 12.00 Uhr (MESZ, 13.00 Uhr Ortszeit) im Çırağan-Palast zu rechnen, verlautet aus Kreisen des türkischen Außenministeriums. Der ehemalige Sultanspalast direkt am Bosporus ist heute ein Luxushotel.

Die russische staatliche Nachrichtenagentur RIA berichtete am Sonntag, dass die russische Delegation nach Istanbul gereist sei. Nach Angaben des russischen Außenministeriums vom Freitag soll sie wie schon bei der ersten Runde Mitte Mai von Wladimir Medinski geleitet werden. Er gehört zu den rund drei Dutzend Beratern von Präsident Wladimir Putin.

"Ich habe vor dem Treffen in Istanbul am Montag die Positionen dargelegt", schrieb Selenskyj am Sonntag nach einem Treffen mit seiner Delegation auf Telegram. Aus einem Reuters vorliegenden Dokument geht hervor, dass die ukrainischen Unterhändler am Montag einen Fahrplan zur Erreichung einer dauerhaften Friedenslösung vorlegen werden. Dieser sieht zunächst einen vollständigen Waffenstillstand von mindestens 30 Tagen vor, gefolgt von der Rückführung aller Gefangenen, die von beiden Seiten festgehalten werden. Dies soll auch ukrainische Kinder umfassen, die von der russischen Armee in das von Russland kontrollierte Gebiet gebracht wurden. Am Ende soll es ein Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geben. Sowohl die Europäer als auch die USA sollen eingebunden sein. Ukrainische Beamte sagten, dass sie den Entwurf auch an die russische Seite geschickt hätten.

Die Ukraine pocht darauf, dass es am Ende der Gespräche keine Einschränkung ihrer militärischen Stärke und keine internationale Anerkennung der russischen Souveränität über die besetzten Teile der Ukraine geben dürfe. Zudem werden russische Reparationszahlungen an die Ukraine verlangt.

Zwei Brückeneinstürze durch Explosionen in Russland

Bei einem durch Explosionen verursachten Brückeneinsturz in der russischen Region Brjansk nahe der Ukraine sind unterdessen am Sonntag mindestens sieben Menschen getötet und 69 verletzt worden. Die Autobahnbrücke sei auf Bahngleise gestürzt und habe einen herannahenden Zug zum Entgleisen gebracht, teilten die Behörden mit. Wenige Stunden später stürzte in der Region Kursk eine weitere Brücke ein, als eine Güterlokomotive darüber fuhr. Beide Brückeneinstürze wurden laut russischen Ermittlern durch Explosionen ausgelöst.

Durch einen russischen Raketenangriff wurden nach ukrainischen Angaben am Sonntag mindestens zwölf ukrainische Soldaten getötet. Mehr als 60 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf ein Trainingsgelände der ukrainischen Armee verletzt worden, erklärte die ukrainische Armee. Wo sich der Angriff ereignete, gab die ukrainische Armee nicht bekannt.

Der Kommandant des ukrainischen Heers, General Mychajlo Drapatij, übernahm die Verantwortung für den Zwischenfall und kündigte seinen sofortigen Rücktritt an. "Als Kommandant habe ich es versäumt, die Ausführung meiner Befehle in vollem Umfang sicherzustellen, schrieb er auf Facebook. "Ich habe keinen Druck ausgeübt, nicht überzeugt und die Einstellung zu den Männern in den Reihen nicht geändert. Dafür trage ich die Verantwortung."

Ukrainische Angriffe auf russische Luftwaffe

Die Ukraine führte indes am Sonntag "großangelegte" Angriffe auf russische Luftwaffen-Stützpunkte weit hinter der ukrainischen Grenze bis nach Ostsibirien aus. Ziel des Einsatzes sei "die Zerstörung feindlicher Kampfbomber", hieß es aus Kreisen des ukrainischen Geheimdienstes SBU. Mehr als 40 Flugzeuge seien getroffen worden.

Demnach richteten sich die Angriffe unter anderem gegen die russische Militärbasis in Belaja in Ostsibirien, die rund 4.200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt in der Region Irkutsk liegt. Ziel der Angriffe waren den Angaben zufolge auch die Luftwaffen-Stützpunkte in Djagilewo, Iwanowo und in Olenia in der Region Murmansk in der russischen Arktis. Diese Region liegt rund 1.900 Kilometer von der Ukraine entfernt.

Den Angaben zufolge waren die angegriffenen Flugzeuge genutzt worden, "um ukrainische Städte jede Nacht zu bombardieren". Auf dem Stützpunkt in Belaja sei ein Feuer ausgebrochen, verlautete aus den SBU-Kreisen weiter. Es wurde ein Video übermittelt, das die Luftwaffenbasis in Belaja zeigen soll, und in dem mehrere brennende Flugzeuge sowie schwarze Rauchsäulen zu sehen sind.

Der Gouverneur der Region Irkutsk, Igor Kobzew, gab am Sonntag einen "Drohnenangriff" auf das Dorf Srednij bekannt, das direkt neben der Militärbasis von Belaja liegt. "Das ist der erste Angriff dieser Art in Sibirien", sagte er. Er rief die Bevölkerung auf, nicht in "Panik" zu verfallen. Auf einem Video, das der Gouverneur veröffentlichte und das anscheinend von Anrainern gedreht worden war, ist eine Drohne am Himmel zu sehen und eine große, graue Rauchwolke im Hintergrund. Der Gouverneur der Region Murmansk, Andrej Tschibis, bestätigte, dass sich "feindliche Drohnen" am Himmel befänden und dass die Luftabwehr arbeite.

Güterzug gesprengt

In einem von russischen Truppen kontrollierten Teil des Gebiets Saporischschja wurde nach Angaben des Kiewer Militärgeheimdienstes ein Güterzug gesprengt. Der Vorfall ereignete sich demnach bereits in der Nacht auf Samstag.

Ein Zug mit Treibstofftanks und Güterwagons sei infolge einer Explosion auf dem Gleisbett entgleist, hieß es in der Mitteilung. Es habe sich um einen Militärzug gehandelt, der in Richtung der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim unterwegs gewesen sei. Durch die Explosion sei eine wichtige logistische Verkehrsader des russischen Militärs in den besetzten Gebieten der Region Saporischschja und der Krim unterbrochen worden.

Russland äußerte sich nicht zu dem Vorfall. Unabhängig ließen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg. Ukrainische Geheimdienste verüben regelmäßig Sabotageakte und Anschläge auf russischem Gebiet.

(Quelle: apa)

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