Zuvor hatte der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, von 35 Toten gesprochen. In der Nacht seien weitere Leichen aus den Trümmern geborgen worden. Der Kreml dementierte indes den Angriff.
Suche nach Vermissten
"Die russischen Streitkräfte haben keine Angriffe auf Wohngebäude oder Einrichtungen der sozialen Infrastruktur durchgeführt. Militärische Ziele - sowohl offensichtliche als auch verdeckte - wurden angegriffen", sagte der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow am Montag. Er sprach davon, dass die Tragödie durch einen ukrainischen Gegenangriff der Luftabwehr verursacht worden sei.
Noch immer würden Dutzende Menschen vermisst, hieß es von ukrainischer Seite. Ein großer Teil des neunstöckigen Hochhauses war am Samstag nach einem Raketentreffer eingestürzt. "Die Suche nach den Menschen unter den Trümmern geht weiter", sagte Resnitschenko. In Dnipro herrschten Minusgrade, weshalb kaum noch mit Überlebenden gerechnet wurde. Der Militärgouverneur gab die Zahl der Verletzten mit 75 an. Die Rede war nun auch von 14 verletzten Kindern. Demnach überlebten mehr als 100 Menschen den Einsturz des Hauses.
Tote nach Raketeneinschlag in Ukraine
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner Videoansprache am Sonntagabend mit Blick auf die Verschütteten, dass weiter um jeden Menschen gekämpft werde. "Und die Rettungsarbeiten werden so lange andauern, wie auch nur die geringste Chance besteht, ein Leben zu retten."
Der Raketeneinschlag in einem Wohnhaus zeigt aus Sicht der EU die russische Barbarei und Brutalität. Aktionen wie in der Stadt Dnipro seien Kriegsverbrechen und sofort einzustellen, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am Montag in Brüssel. Das barbarische Handeln Russlands bestärke die EU nur in ihrer Entschlossenheit, die Ukraine und die Menschen dort zu unterstützen, sagte er.
Neuer milliardenschwerer EU-Kredit
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte Kiew am Montag einen neuen Hilfskredit über drei Milliarden Euro für Dienstag zu. Das Geld ist Teil eines insgesamt 18 Milliarden Euro umfassenden Darlehensprogramms, das im Dezember von den EU-Mitgliedstaaten für dieses Jahr vereinbart wurde.
Österreich verurteilte "Russlands gezielte Angriffe auf zivile Infrastruktur wie der auf ein Wohnhaus in Dnipro" als "verabscheuungswürdigen" Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht. "Zivilisten sind keine Ziele", betonte das Außenministerium am Sonntagabend auf Twitter. "Wir verurteilen diese Gewalt auf das Schärfste und sind solidarisch mit dem ukrainischen Volk."
Angesichts der kritischen Lage bat der ukrainische Botschafter in Wien, Wassyl Chymynez, auch Österreich um Hilfe. "Um die Stromversorgung wichtiger Infrastrukturobjekte in Dnipro sowie in der Dnipropetrowsk-Oblast zu gewährleisten, ersuchen wir dringend um Stromaggregate", ersuchte der Diplomat am Samstagabend auf Twitter.
Der Angriff auf das im Gebiet Dnipropetrowsk gelegene Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Die heftigste russische Angriffswelle seit dem Jahreswechsel richtete sich erneut auch gegen die ukrainische Energieinfrastruktur. Neben Dnipropetrowsk waren unter anderem auch die Region um die Hauptstadt Kiew, das im Westen gelegene Lwiw (Lemberg) und Charkiw im Osten schwer betroffen. Es gab vielerorts Stromausfälle.
(Quelle: apa)