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Poker um Casinos: ÖBIB will Novomatic nicht überbieten

Veröffentlicht: 27. Juli 2015 22:55 Uhr
ÖBIB-Chefin Martha Oberndorfer begrüßt den geplanten Einstieg des Glücksspielkonzerns Novomatic bei seiner Erzrivalin Casinos Austria. Dadurch erhöhe sich der Wert des staatlichen Anteils an den Casinos, so Oberndorfer am Montag zur APA. Die Staatsholding werde Novomatic nicht überbieten - der Anteil der Staatsholding ÖBIB (vormals ÖIAG) könnte sogar reduziert werden.

Bei der Übertragung des staatlichen Casinos-Anteils von 33,24 Prozent von der Nationalbank-Tochter Münze Österreich auf die ÖBIB sei der Wert der Casinos Austria AG (Casag) in Gutachten mit 406 Mio. Euro festgelegt worden. "Novomatic hat kolportiert einen Preis ins Treffen geführt, der in der Nähe von 500 Mio. Euro liegt. Das ist ein Preis, der uns zu hoch erscheint", so Oberndorfer.

Es sei "schwer zu argumentieren, warum die Republik 500 Mio. Euro zahlen soll", so die Chefin der ÖBIB. Die Staatsholding habe bereits "beleuchtet, ob wir die rechtlichen Möglichkeit haben, einen höheren Preis zu bezahlen. Aber die Basis ist relativ dünn", erklärte Oberndorfer. Der Staat war mit seinem 350-Millionen-Angebot bei den Casinos-Aktionären abgeblitzt.

"Theoretisch könnte die Republik ihren Anteil auf die Sperrminorität reduzieren", sagte die ÖBIB-Chefin zur APA. Die Entscheidung darüber müsse der Finanzminister treffen. "Wenn man sich die Optionen ansieht, stellt man als Betriebswirt fest, dass die Überschneidungen der Konzerne gering sind", so Oberndorfer auf die Frage nach einer möglichen Reduktion des ÖBIB-Anteils. "Die beiden Konzerne würden sich gut ergänzen", es gebe "eine ganze Menge an Synergieeffekten".

Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hält der Republik die Optionen für die Casinos Austria offen. Den geplanten Einstieg des Glücksspielkonzerns Novomatic werde man prüfen, dass man ihm aber Staatsanteile verkaufen werde, "glaube ich nicht", sagte er am Montag in der ZiB2. Wenn man sich zu solch einem Schritt entschließen würde, werde man wohl "an einen anderen Partner verkaufen", so Schelling.

Auf die Sperrminorität wolle sich der Staat "fixieren", sagte Schelling, wenn er auch "grundsätzlich die Frage" sieht, ob eine Staatsbeteiligung am Glücksspielkonzern nötig sei. Man wolle "dabei sein", aber das "ist nicht zwingend so", auch hier gelte es, die Optionen zu prüfen. Was das Novomativ-Angebot betreffe, werde man dieses nun ebenfalls prüfen, sagte Schelling mit Hinweis auf das bestehende Vorkaufsrecht.

Novomatic hat sich bereits mehr als 28 Prozent der Casinos-Anteile gesichert - die MTB Privatstiftung sowie der Mühlenkonzern Leipnik-Lundenburger Invest (LLI) haben ihre Aktien abgegeben. Novomatic spitzt auf weitere Anteile und hat gute Chancen, diese auch angedient zu bekommen.

Die Niederösterreicher haben dem Vernehmen nach der gesamten Medial Beteiligungs-Gesellschaft - derzeit mit 38,29 Prozent die größte Casinos-Aktionärin - ein Offert gelegt. In der Medial sitzen neben LLI die Versicherungen UNIQA und VIG (Vienna Insurance Group) sowie die mehrheitlich zur GraWe gehörende ehemalige Kirchenbank Schelhammer & Schattera.

UNIQA bestätigte am Montag, ein Angebot von Novomatic erhalten zu haben. "Die Gremien werden im Laufe dieser Woche entscheiden", so ein Sprecher zur APA. Ob die Versicherung noch weitere Angebote für den Casinos-Anteil, etwa vom Bieterkonsortium rund um die Beteiligungsgesellschaft Epic von Peter Goldscheider, vorliegen hat, sagte der UNIQA-Sprecher nicht. "Das kann ich weder bestätigen noch dementieren." UNIQA hält 11,35 Prozent an den Casinos.

Bei der VIG, der durchgerechnet ebenfalls 11,35 Prozent gehören, hielt man sich am Montag offiziell bedeckt. VIG-Aufsichtsratspräsident Günter Geyer hatte dem "Kurier" am Sonntag gesagt: "Wir prüfen im Lauf dieser Woche, ob wir verkaufen oder ob wir die Anteile behalten." Es gehe nicht nur um den Preis, sondern auch um "die Meinung der Republik" - sprich, ob Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) den Verkauf akzeptiert.

Bei Schelhammer & Schattera wollte man "zu laufenden Geschäftsfällen keine Stellungnahme abgeben." Dem Geldhaus gehören insgesamt - direkt und indirekt - 9,44 Prozent der Casinos sowie durchgerechnet 8,45 Prozent der Lotterien, bei denen Novomatic auch schon eingestiegen ist.

Die Eigentümerstruktur der Casinos Austria ist kompliziert: Diverse Aktionäre sind über Syndikatsverträge aneinander gebunden. Wenn einer verkaufen will, haben die anderen das Recht, die Anteile zum gleichen Preis wie der neue Bieter aufzugreifen. Im Falle des Novomatic-Anbots an die MTB-Stiftung läuft die zweimonatige Frist bis 20. September. Die ÖBIB jedenfalls "hat keine Absicht, einen höheren Preis als Novomatic zu bezahlen", stellte Oberndorfer klar.

Die ÖBIB-Chefin sprach sich erneut für eine Vereinfachung der Casag-Eigentümerstruktur aus. So könnten Entscheidungen rascher getroffen werden. "Das wird letztendlich auch eine Wertsteigerung des Konzerns zur Folge haben."

Ob Novomatic tatsächlich Mehrheitseigentümer der Casinos Austria werden darf, steht noch in den Sternen, könnten doch die Kartellwächter ein Veto einlegen. Noch ist die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) nicht mit dem Fall befasst.

Novomatic betreibt in Österreich kein Vollcasino. Aus dem Vorhaben des Gumpoldskirchner Milliardenkonzerns, seine Prater-Spielhalle zu einem Casino umzubauen sowie in Bruck an der Leitha eine neue Spielbank aufzumachen, wurde nichts, da das Bundesverwaltungsgericht (BVG) vergangene Woche die neuen Casinolizenzen für Wien und Niederösterreich gekippt hat. In den Casinos-Austria-Spielbanken stehen heute schon viele Novomatic-Automaten.

Auch die mehrheitlich zu den Casinos gehörenden Lotterien sind mit ihren WINWIN-Spielhallen im Automatengeschäft. Novomatic stellt Glücksspielgeräte her und betreibt und vermietet diese auch auf der ganzen Welt. Auch im Sportwettenbereich ist Novomatic aktiv - mit den Admiral-Wettsalons ist der Konzern in Österreich Marktführer.

(Quelle: salzburg24)

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