Passagiere des Dampfers, die Augenzeugen der Rettung geworden waren, berichteten von dramatischen Szenen. Das zypriotische Kreuzfahrtschiff "Salamis Filoxenia" war am Donnerstag mit rund 700 Passagieren an Bord auf dem Weg zur zypriotischen Hafenstadt Limassol, als es zur Rettung der Flüchtlinge aufgefordert wurde. Die zypriotischen Behörden hatten zuvor einen Notruf eines Flüchtlingsboots erhalten, das bei rauer See etwa 90 Kilometer südwestlich der Küstenstadt Paphos trieb und zu kentern drohte.
"Das Meer war schrecklich", sagte die Passagierin Chrystalla Eflatsoumis. Auf dem Kreuzfahrtschiff seien deshalb viele Passagiere seekrank gewesen. Als das Schiff dem kleinen, überfüllten Flüchtlingsboot zur Hilfe kam, sei dieses bereits drei Tage auf See gewesen. Eflatsoumis sah nach eigenen Angaben "viele schwangere Frauen und 20 Säuglinge" unter den Flüchtlingen. Ihr Ehemann Georgios Eflatsoumis sagte: "Wären wir nicht da gewesen, wären sie tot".
Nach Angaben des zypriotischen Verteidigungsministeriums wurden 345 Menschen von dem Boot geborgen, darunter 52 Kinder. Alle Geretteten waren dem Hafenchef von Limassol zufolge bei guter Gesundheit. Doch nach der Ankunft in Limassol waren nur einige Dutzend Flüchtlinge bereit, in das vorbereitete Auffanglager nahe der Hauptstadt Nikosia zu gehen. Rund 280 Gerettete forderten, stattdessen nach Italien gebracht zu werden und blieben auf dem Kreuzfahrtschiff.
"Wir haben alles getan, um sie zu retten, wir haben ihnen zu Essen gegeben und Hilfe geleistet, und jetzt wollen sie unser Unternehmen ruinieren", klagte der Chef der Kreuzfahrtgesellschaft Salamis Cruise Lines, Kikis Vassiliou. Schließlich ging die Polizei an Bord und überzeugte in mehr als sechs Stunden währenden Gesprächen die Flüchtlinge davon, das Kreuzfahrtschiff zu verlassen. Für 300 russische Passagiere auf dem Weg in die israelische Hafenstadt Haifa war die Kreuzfahrt in Limassol vorzeitig beendet.
Das Flüchtlingsboot soll vom Bürgerkriegsland Syrien aus auf die gefährliche Seereise gegangen und vom Kapitän im Stich gelassen worden sein. Zypern liegt nur rund 100 Kilometer von der syrischen Küste entfernt. Die zahlreichen Konflikte im Nahen Osten sowie in Ost- und Zentralafrika haben 2014 eine beispiellose Zahl von Menschen in die Flucht getrieben. Seit Jahresbeginn kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration bereits etwa 300 Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer ums Leben.
(Quelle: salzburg24)