Welt

Proteste gegen Trump - Dieser greift Medien an

Trump steht jetzt auf der Seite der Geheimdienste
Veröffentlicht: 22. Jänner 2017 10:03 Uhr
Einen Tag nach seiner Vereidigung sind weltweit Millionen Menschen gegen US-Präsident Donald Trump auf die Straße gegangen. Nach Schätzungen von Medien versammelten sich allein in Washington am Samstag mindestens 500.000 Menschen zu einem "Marsch der Frauen". Der Verkehr im Herzen der US-Hauptstadt war fast den ganzen Tag über lahmgelegt.

Der sonst so twitterfreudige Trump äußerte sich zumindest zunächst nicht zu den Demonstrationen. Stattdessen feuerte er erneut Breitseiten gegen die "unehrlichen" Medien und warf ihnen unter anderem vor, absichtlich falsche Angaben über die Besuchermenge bei seiner Vereidigung am Freitag verbreitet zu haben. Er bezog sich dabei unter anderem auf Tweets, in denen ein Bild vom Publikumsandrang bei seiner Amtseinführung neben eine Aufnahme von den Zuschauern bei der Vereidigung seines Vorgängers Barack Obama gestellt worden war. Das Foto von der Trump-Vereidigung zeigte eine leere Fläche, die auf dem vergleichenden Bild voll bevölkert war.

Attacke gegen die Medien

Trump war offenbar so erzürnt, dass er seinen Sprecher Sean Spicer in den Presseraum des Weißen Hauses schickte, um die Medien anzugreifen. Das Foto von Trumps Vereidigung sei absichtlich so ausgeschnitten, dass es die Wahrheit verzerre, sagte Spicer und sprach von einem "schändlichen" Vorgang.

"Dies war das größte Publikum, das je bei einer Vereidigung dabei war. Punkt.", sagte Spicer. "Solche Versuche, den Enthusiasmus über die Vereidigung zu mindern, sind beschämend und falsch." In den Medien werde viel darüber geredet, dass es eine Pflicht gebe, Trump zur Rechenschaft zu ziehen. "Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass das für beide Seiten gilt. Wir werden die Presse ebenso zur Verantwortung ziehen."

Massenkundgebung gegen Trump

Luftaufnahmen zeigen, dass sich am Freitag deutlich weniger Menschen auf dem Washington Mall versammelten als bei der Amtseinführung von Trumps Vorgänger Barack Obama vor acht Jahren. Nach Behördenschätzungen kamen damals 1,8 Millionen Zuschauer, so viele wie noch nie. Zu den Teilnehmerzahlen in diesem Jahr lägen keine Zahlen vor, sagte Spicer. Der für 720.000 Menschen vorgesehene Platz sei aber voll gewesen, als Trump seinen Eid abgelegt habe.

Neben der Massenkundgebung gegen Trump in Washington gab es "Schwesternmärsche" in mehreren hundert Städten der USA und im Ausland - von London über Paris bis nach Mexiko-Stadt und Sydney in Australien. Auch in Wien kam es zu einer Demonstration mit rund 2.500 Teilnehmern.

Riesiger Protest

In Schätzungen war von 2,5 Millionen Protestlern weltweit die Rede und der größten Demonstration im Zusammenhang mit dem Amtsantritt eines neuen Präsidenten in der Geschichte der USA. Offiziell bestätigt wurden die Zahlen aber zunächst nicht. Die Proteste richteten sich unter anderem gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz - sie reichten also weit über frauenspezifische Fragen hinaus. So marschierten auch zahlreiche Männer und Kinder mit.

Die Demonstrationen waren schon seit längerem geplant gewesen, aber Trumps unversöhnliche, düster-aggressiven Antrittsrede im Stil seines Wahlkampfes mobilisierte anscheinend die Menschen zusätzlich. Vielerorts wurden die Erwartungen der Veranstalter bei weitem übertroffen, so in Washington, wo zunächst mit 200.000 Demonstranten gerechnet worden war. Prominente wie die Schauspielerinnen Emma Watson, Ashley Judd und Scarlett Johansson sowie die Sängerinnen Madonna und Alicia Keys feuerten hier die Menge an.

Demos auch in anderen Städten

Große Demonstrationen mit schätzungsweise mehr als 100.000 Teilnehmern gab es auch in New York, Chicago, Boston, Denver und Seattle. In Los Angeles waren es nach Polizeiangaben sogar 500.000 Teilnehmer, unter ihnen waren auch Jane Fonda, Miley Cyrus und Marcia Gay Harden. Bis zum Abend blieben die Demonstrationen zumeist friedlich, es gab lediglich Berichte über kleinere Ausschreitungen.

Trump hatte den Samstag mit einer Andacht in der National Cathedral begonnen. Am Nachmittag dankte er den Mitarbeitern der Geheimdienste bei einem Besuch im CIA-Hauptquartier in Langely (Virginia) Besuch für ihre Arbeit und versicherte: "Ich stehe 1000-prozentig hinter euch." Es war ein offensichtlicher Versuch der Versöhnung, nachdem er sich in den vergangenen Wochen wiederholt mit der Geheimdienstgemeinde angelegt hatte.

Obamacare abschaffen

Bei seinem Besuch in Langley behauptete Trump auch, seine Auseinandersetzung mit den Geheimdiensten sei eine Erfindung der Medien. Diese hätten den Eindruck erweckt, er habe eine "laufende Fehde" mit den Geheimdiensten. Dabei sei "genau das Gegenteil der Fall". Journalisten gehörten zu "den unehrlichsten Menschen auf der Erde", sagte er weiter.

Noch am Abend seiner Vereidigung hatte der Republikaner damit begonnen, die Politik seines Vorgängers Barack Obama rückgängig zu machen. So unterschrieb er in einer seiner ersten Amtshandlungen eine Anordnung, mit der die Versicherungspflicht für alle und damit die flächendeckende Gesundheitsvorsorge in den USA abgeschafft werden könnte, ohne dass bisher ein Ersatz in Sicht ist.

(APA/ag.)

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken