Pühringer strebt eine Zusammenarbeit auf "möglichst breiter Basis" an. Man wolle "niemanden von einer konstruktiven Zusammenarbeit ausschließen". Wie groß die von ihm angestrebte "breite Basis" sein werde und "in welcher Form die Zusammenarbeit" stattfinden werde, "wird man sehen", ließ sich der Landeshauptmann auch die Möglichkeit eines Spiels der freien Kräfte offen.
Es könne sein, dass man mit allen ein Übereinkommen beschließe. Er sei für "Zusammenarbeit mit allen bereit", so der Parteichef, der im Vorstand die Vertrauensfrage nicht gestellt hat. Der Vorstand stehe hinter ihm und habe ihn auch als Verhandlungsführer für die Sondierungsgespräche nominiert. Zunächst werden auf Ebene der Parteichefs erste Gespräche stattfinden. Nach den Bürgermeisterstichwahlen in 14 Tagen werde man dann in Verhandlungen treten. Bis zur konstituierenden Landtagssitzung Ende Oktober will Pühringer Klarheit über die künftige Landesregierung haben.
Die Parteiengespräche werden von zwei Teams geführt, einem kleinen und einem großen. Beide Teams werden von Pühringer selbst angeführt. Das große Team bilden die Landesräte Michael Strugl, Doris Hummer, Max Hiegelsberger, Klubobmann Thomas Stelzer, Landtagspräsident Viktor Sigl und Landesparteigeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer. Im kleinen Team sind Stelzer, Strugl und Hattmannsdorfer.
Dass die oberösterreichische Industriellenvereinigung auf Schwarz-Blau drängt, lässt Pühringer kalt. Es sei das Recht der IV, diese Koalitionsvariante zu favorisieren. Er sehe das anders, meinte Pühringer. Personelle Entscheidungen werde es erst später geben.
Bei der SPÖ gibt es nach der Schlappe vorerst keine personellen Konsequenzen. Die Partei will nach vorne blicken, sich auf die Koalitionsverhandlungen und auf die Bürgermeisterstichwahlen am 11. Oktober konzentrieren. Erst am Tag darauf sollen die Ergebnisse genauer analysiert werden, wie Parteichef Reinhold Entholzer nach der Sitzung des Parteivorstands Montagabend sagte. Der Parteivorstand hat bereits ein Verhandlungsteam für Koalitionsverhandlungen nominiert: Neben Entholzer werden ihm Frauenvorsitzende Sabine Prombeger, Klubobmann Christian Makor, AK-Präsident Johann Kalliauer, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger und sein Steyrer Kollege Gerald Hackl angehören.
Er wolle den Verhandlungen nicht vorgreifen, sagte Entholzer, daher lege er sich auch noch nicht fest, welche Ressorts die SPÖ beansprucht, Gemeinden und Soziales seien aber wichtige Inhalte. Auch, wer seinen Sessel räumen muss, wenn die SPÖ einen Landesratssitz verliert, ließ er offen. Seine Regierungskollegin Gertraud Jahn war aber bereits am Wahlabend davon ausgegangen, dass sie betroffen wäre.
Nach wie vor gelte, die SPÖ werde den Kandidaten der stimmenstärksten Partei zum LH wählen und sie sei für alles offen - egal ob ein Arbeitsübereinkommen oder eine Koalition. Wenn die ÖVP die von den Grünen gewünschte "Koalition der Menschlichkeit" (schwarz-rot-grün) vorschlage, werde man auch das diskutieren. Nicht zu haben sei er für Rot-Blau. "Wir wollen mitgestalten, aber nicht um jeden Preis", so Entholzer.
Die Flüchtlingskrise habe diese Wahl überschattet, aber auch andere Themen hätten mitgespielt, "das wollen wir genau analysieren" - aber eben erst am 12. Oktober im Landesparteivorstand. Entholzers Fazit: "Es ist der FPÖ gelungen, Ängste zu schüren, und uns ist es nicht gelungen, diese Ängste zu nehmen." Im Jänner 2016 findet der nächste Parteitag statt. Ob er bis dahin Parteichef sein werde? "Davon gehe ich aus."
Die NEOS trafen sich am Montagnachmittag in Linz zur Analyse der Ergebnisse. Nachdem die Pinken den Einzug in den Landtag verpasst haben, konzentrieren sie sich jetzt voll auf jene Orte, in denen sie Gemeinderatssitze erhalten haben. Die NEOS haben in 14 Gemeinderäten insgesamt 20 Sitze ergattert. Angetreten sind die Pinken in 18 Gemeinden. Der Startschuss für Arbeit dort sei deshalb am Montag gefallen, hieß es aus der Partei. Weiter wurde bei dem Treffen vereinbart, dass Ende November die nächste Mitgliederversammlung stattfinden soll. Spitzenkandidatin Judith Raab hatte bereits am Wahlabend angekündigt, dass die NEOS auch auf Landesebene die nächsten sechs Jahre weitermachen wollen. Personalfragen seien nicht einmal am Rande des Treffens diskutiert worden.
Grüne und Blaue nutzten hingehen den Tag nach der Wahl zum Reflektieren und Ausrasten. So gab es bei beiden Parteien weder offizielle Gremientreffen noch Sitzungen. Auch auf öffentlichen Statements verzichteten sie. Allerdings saßen bei einem informellen Treffen der Grünen sehr wohl Vertreter des Leitungsteams zusammen, um intern das Wahlergebnis zu analysieren und "mögliche Szenarien durchzuspielen", hieß es aus der Partei. Über die weiteren Schritte und Aktivitäten der Grünen werden am Dienstag Landesrat Rudi Anschober und Landessprecherin Maria Buchmayr die Medien informieren. Dies will auch FPÖ-Landesparteichef Manfred Haimbuchner tun, allerdings in Wien gemeinsam mit dem Bundeschef und Wiener Spitzenkandidaten Heinz-Christian Strache.
(Quelle: salzburg24)