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Referendum in Schottland: "No" zur Unabhängigkeit

Veröffentlicht: 19. September 2014 06:48 Uhr
Die schottische Unabhängigkeitsbewegung hat das Referendum über die Loslösung von Großbritannien verloren. Die Wahlbehörde verkündete Freitagfrüh, dass mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten mit "Nein" stimmten. Unabhängigkeits-Speerspitze Alex Salmond hat daraufhin am Freitag seinen Rücktritt erklärt.

Die Niederlage hat Alex Salmond nicht verdaut. Er gab am Freitag seinen Rücktritt bekannt. Er werde im November nicht erneut für den Vorsitz der Scottish National Party kandidieren und auch das Amt des schottischen Regierungschefs abgeben, sagte Salmond. Für ihn als Spitzenpolitiker sei die Zeit fast abgelaufen, aber für Schottland gehe die Kampagne weiter. "Der Traum (von der Unabhängigkeit) wird niemals sterben", sagte der 59-Jährige.

55 Prozent gegen Unabhängigkeit

Dem am Freitagvormittag veröffentlichten Endergebnis zufolge kam das Nein-Lager in Schottland auf 55,3 Prozent und konnte mehr als zwei Millionen Stimmen auf sich vereinen. Die Befürworter der Unabhängigkeit erzielten laut dem Endergebnis 44,7 Prozent. Die Stimmbeteiligung erreichte einen Rekordwert von 84,6 Prozent.

 

 

APA/EPA/ROBERT PERRY Salzburg24
APA/EPA/ROBERT PERRY

Wahlbeteiligung bis zu 90 Prozent

Bei dem historischen Referendum zeichnet sich eine hohe Wahlbeteiligung ab. Mit Quoten um die 90 Prozent in vielen Wahlkreisen könnte die Abstimmung sogar den britischen Rekord bei der Parlamentswahl 1950 übertreffen. So hatten sich am Donnerstag in Stoßzeiten lange Schlangen vor den Wahllokalen in den 32 Wahlbezirken Schottlands gebildet. Das Thema hatte die Bevölkerung in dem Fünf-Millionen-Einwohner-Land im Norden Englands monatelang elektrisiert.

 

APA/EPA/ANDY RAIN Salzburg24
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Die Meinungsumfragen vor der Abstimmung hatten wochenlang ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen beider Lager vorhergesagt.

Niederlage für Unabhängigkeits-Befürworter

Die Schottische Nationalpartei von Ministerpräsident Alex Salmond, die vehement für die Unabhängigkeit eingetreten war, konnte in ihren Hochburgen nach ersten Analysen nicht genügend Wähler mobilisieren. "Gut gemacht, Glasgow, unsere Commonwealth-Stadt, und an die Menschen von Schottland für solch eine unglaubliche Unterstützung", schrieb Salmond bei Twitter. Die Metropole Glasgow und die Stadt Dundee stimmten zwar mehrheitlich für die Abspaltung von Großbritannien. Glasgow, die mit rund 600.000 Einwohnern größte Stadt Schottlands, hatte mit 53 Prozent für die Unabhängigkeit gestimmt. Die Wahlbeteiligung war aber hier nicht hoch genug, um das Ergebnis aus anderen Regionen umkehren zu können. Die Hauptstadt Edinburgh ging mit 61 zu 39 Prozent an die "Nein"-Wähler.

Großbritannien wird sich nach dem Referendum in Schottland dennoch verändern. Premierminister Cameron hatte dem ohnehin bereits teilautonomen Schottland weitere Befugnisse versprochen. Gleichzeitig wurden Rufe vor allem aus englischen Regionen laut, ebenfalls mehr föderale Macht zugesprochen zu bekommen.

Schottland: Es geht nicht weiter, wie bisher

Nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen liegen die Unabhängigkeits-Gegner beim Schottland-Referendum vorn. Bleibt es dabei, gehört Schottland auch weiterhin zu Großbritannien. Trotzdem ginge es nicht weiter wie bisher, denn London hat Edinburgh mehr Eigenständigkeit versprochen. Die nächsten Schritte:

  • 19. September 2014: Die großen Parteien im britischen Parlament - Konservative, Labour und Liberaldemokraten - haben zugesagt, sofort mit der Planung für den als Devolution bezeichneten Machttransfer zu beginnen.
  • Ende Oktober 2014: London will ein erstes Papier mit Vorschlägen fertig haben, das dann diskutiert wird. Was es enthalten wird, ist nicht ganz klar - vermutlich soll Edinburgh mehr Freiheit beim Erheben von Einkommenssteuern und in anderen Bereichen der Steuerpolitik bekommen.
  • Ende November 2014: Ein Informationsbericht des Unterhauses legt die neuen Kompetenzen für Edinburgh im Detail dar.
  • 25. Jänner 2015: Der Gesetzentwurf ist fertig, das Unterhaus stimmt darüber ab.
  • 7. Mai 2015: Parlamentswahlen in Großbritannien. Mit dem Zusammentreten des neuen Parlaments sollen auch die neuen Devolution-Gesetze in Kraft treten.
  • 5. Mai 2016: Schottland wählt ein neues Regionalparlament.
  • 2017: Sollte David Cameron wiedergewählt werden, hat er für 2017 ein Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU in Aussicht gestellt. Wenn die Briten mehrheitlich für den Austritt stimmen, könnte das der Nationalbewegung in Schottland neuen Schwung geben - denn die Schotten sind eher EU-freundlich.

 

(Quelle: salzburg24)

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