Welt

Salzburger Festspiele: Letztes YDP startet heute

Veröffentlicht: 31. Juli 2014 14:25 Uhr
Noch vier Premieren, dann ist das erfolgreiche Format "Young Directors Project" (YDP) bei den Salzburger Festspielen Geschichte. Nach 13 Jahren und 51 Produktionen junger Theaterregisseure zieht sich Sponsor Montblanc zurück, man wolle sich "neu erfinden" (Lutz Bethge, Montblanc Kulturstiftung). Wie es weitergehen soll, darüber informierten die Festspiele am Donnerstag in einer Pressekonferenz.

Erst einmal mit den vereinbarten Premieren des YDP 2014, von denen zumindest drei um das Generalthema "Erster Weltkrieg" kreisen. Der Reigen beginnt am Donnerstag mit dem Stück "Hinkemann" von Ernst Toller (1893-1939). Dieser deutsch-jüdische Dramatiker schrieb im Gefängnis ein ebenso brutal-realistisches wie berührendes Drama über einen Arbeiter, dem die Männlichkeit weggeschossen wurde. Inszeniert wird der Drei-Akter vom Serben Milos Lolic, "Hinkemann" ist eine Koproduktion der Festspiele mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus.

YDP-2 heißt "36566 Tage" - das ist genau jene Anzahl von Tagen, die seit den Schüssen von Sarajevo bis zur Premiere am 8. August 2014 vergangen sein werden. Hinter diesem Theaterprojekt steht die Schauspielabteilung der Salzburger Kunsthochschule Mozarteum. "Zwei Jahre lang haben die Studenten für dieses Stück recherchiert", sagte Projektleiter Hans-Werner Kroesinger, "die jungen Schauspieler haben nach Geschichten von Salzburgern gegraben, die beim Ausbruch des Krieges gleich alt waren wie die Studenten heute. Und aus diesem Material wurden Szenen und Bühnenbilder entwickelt."

Am 13. August kommt "Orpheus" - ein Gastspiel des britischen Little Bulb Theatre. In der Regie von Alexander Scott geht es um den Gitarristen Django Reinhardt im Milieu eines herunter gekommenen Kabaretts im Paris der 1930er-Jahre. "Ich weiß schon, das geht beim besten Willen nicht durch als Theater zum Thema Erster Weltkrieg", räumte der Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf ein, "aber das Stück ist einfach witzig, verrückt, traurig und unglaublich gut gemacht. Einfach zum Genießen", sagte Bechtolf.

Letzte YDP-Premiere des Sommers und zugleich der Festspielgeschichte trägt den vielfach passenden Titel "Der Abschied". Das Stück ist ein Werkauftrag der Festspiele an Büchner-Preisträger Walter Kappacher, der die letzten Tage des Dichters Georg Trakl (1887-1914) als Sanitäter an der Ostfront zu einem Ein-Personen-Drama verarbeitet hat. Die Uraufführung von "Der Abschied" ist am 17. August in der ARGEkultur, für die Inszenierung ist der Franzose Nicolas Charaux verantwortlich.

Für den letzten YDP-Durchgang haben die Festspiele noch eine neue Jury zusammengetrommelt - so wird neben Galerist Thaddäus Ropac und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler auch jener Theater-Impresario in der Jury sitzen, der diese Reihe im Jahr 2002 gegründet hatte, nämlich Ex-Intendant Jürgen Flimm. Vervollständigt wird die YDP-Jury von Georg Schmiedleitner, der für die aktuelle Festspiel-Inszenierung von "Die letzten Tage der Menschheit" gesorgt hat sowie Julia Gschnitzer. Die 82-jährige Schauspielerin ist zur Zeit im "Jedermann" in der Rolle von "Jedermanns Mutter" zu erleben.

Sven-Eric Bechtolf und Helga Rabl-Stadler bedauerten den Rückzug von Sponsor Montblanc und bedankten sich für eine "außergewöhnlich fruchtbare und langfristige Zusammenarbeit". Jetzt will Bechtolf "ein Taschentuch nehmen, weinen und dann nach vorne sehen." Ab 2015 wären, so der Schauspielchef, Einladungen besonders interessanter Theaterstücke statt Eigenproduktionen denkbar. "Immerhin, unser reguläres Theater ist ja ohnehin kein tradiertes Altherrentheater. Die jungen Regisseure des YDP haben es gar nicht immer so leicht gehabt, den Unterschied deutlich zu machen."

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

25.09.2025
Kultserie

"Baywatch" bekommt Neuauflage

15.02.2024
"Das bisschen Haushalt"

Schauspielerin Johanna von Koczian ist tot

Von SALZBURG24 (mem)
Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken