Die Euro-Finanzminister hätten dem Ansuchen Griechenlands, das Ende Juni auslaufende Hilfsprogramm um ein weiteres Monat zu verlängern, nicht stattgegeben, weil von den Griechen keine wie immer gearteten Konditionen akzeptiert worden seien und ihnen die griechische Regierung mit dem Referendum und der Empfehlung, dagegen zu stimmen, keine andere Möglichkeit gelassen habe.
"Wir sind verhandlungsbereit, jeden Tag und jede Stunde", sagte Schelling. Griechenland habe aber den Verhandlungstisch verlassen und ein Referendum angekündigt. "Das ist, glaube ich, kein guter Stil", so Schelling. Die Euro-Finanzminister wollten aber Griechenland im Euro halten. "Wir sind für jede Lösung zu haben. Wir werden alles dazu tun, was notwendig ist. Griechenland hat es anders entschieden", so Schelling.
Auch die internationalen Kommentare würden die Position der Euro-Finanzminister bestätigen. Griechenland habe bis zur letzten Sekunde ein sehr gewagtes Spiel gespielt. Das sei bedauerlich, seien die beiden Programme doch nicht so weit auseinandergelegen, dass man nicht eine Einigung zustande bringen hätte können.
"Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir die Tür nicht zu machen", sagte Schelling. Wenn ein neuer Vorschlag auf den Tisch komme, werde man ihn unmittelbar prüfen. Die jetzigen Vorschläge der Griechen seien aber offensichtlich für die Institutionen nicht ausreichend was die Nachhaltigkeit anbelange.
"Man ist in Griechenland den politischen Weg gegangen und hat gesagt, wir schieben die Verantwortung auf das griechische Volk", so Schelling. Nun stelle sich die Frage, was passiere, wenn das griechische Volk nein sage. "Wir sind den Griechen extrem weit entgegengekommen. Alles wurde abgelehnt. Alle 18 Finanzminister haben entschieden, wir verlängern das Programm nicht", so Schelling.
Die Banken vorübergehend zu schließen, sei eine richtige Entscheidung, damit der gigantische Kapitalabfluss der letzten Monate nicht so weiter gehe. Mit dem Referendum beschreite die griechische Regierung aber einen Irrweg. Wenn man es richtig gemacht hätte, hätte man schon vorher gesagt, welche Frage man stellen wolle und man hätte damit schon vor Wochen beginnen müssen. "Das Papier am Tisch ist ja nicht neu", so Schelling.
Schelling hält es für sehr unwahrscheinlich, dass im Zuge der Griechenland-Schuldenkrise für Österreich Verluste in Milliardenhöhe in Aussicht stehen. "Dass Haftungen schlagend werden, ist derzeit sehr unwahrscheinlich". "Unser Risiko ist durchaus ein eingeschränktes, aber ein unangenehmes", sagte Schelling. Denn alle wollten Griechenland helfen, Griechenland habe diese Hilfe aber nicht angenommen. "Jetzt stehen wir vor dieser sehr schwierigen und dramatischen Situation", so Schelling.
Österreich habe gegenüber Griechenland einen bilateralen Kredit über 1,6 Mrd. Euro laufen. Dieser Kredit habe einen langen Rückzahlungszeitraum, den man auch "schieben" könnte. Die Zinsen für diesen Kredit seien bisher pünktlich bezahlt worden. Bei den anderen Verpflichtungen Österreichs handle es sich um Garantieleistungen, die hauptsächlich gegenüber dem EFSF-Fonds bestünden. "Der Fonds wird nicht insolvent werden, daher werden die Garantien nicht schlagend werden", betonte Schelling.
Die österreichischen Exporte nach Griechenland sind in den vergangenen Jahren der Krise um die Hälfte eingebrochen. Im bilateralen Warenaustausch erzielte Österreich 2014 aber immer noch einen Außenhandelsüberschuss von 221,1 Mio. Euro, geht aus den endgültigen Zahlen der Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer Österreich hervor. Griechenland ist sehr stark importabhängig.
"Es ist ein Problem der griechischen Wirtschaft, dass es zu wenig Produkte für den eigenen Inlandsmarkt hat", sagte der Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer in Athen, Gerd Dückelmann-Dublany, am Montag zur APA. Das betreffe auch den landwirtschaftlichen Sektor.
Österreich liefert hauptsächlich Handys, Tonträger, Energy Drinks, Käse, Topfen, Maschinen, Arzneiwaren und Papier nach Griechenland. Im abgelaufenen Jahr erhöhten sich die heimischen Lieferungen dorthin um 6,6 Prozent auf 412,3 Mio. Euro. Aus Griechenland bezieht Österreich hauptsächlich Biodiesel, Käse, Topfen, Drähte, Kabel, Olivenöl und T-Shirts. 2014 stiegen die Importe im Jahresabstand um neun Prozent auf 191,2 Mio. Euro.
(Quelle: salzburg24)