"Taurus-Leak"

So konnte Russland Bundeswehr-Offiziere abhören

German Defence Minister Boris Pistorius gives a press conference on March 5, 2024 in Berlin to comment on a leaked audio recording of senior German army officers discussing the Ukraine war. The recording posted on March 1, 2024 on Russia's state-backed RT channel has caused a diplomatic firestorm and raised serious questions about the security of German military communications. Russia has declared the recording proves direct involvement of Western countries in the conflict in Ukraine. (Photo by Tobias SCHWARZ / AFP)
Veröffentlicht: 05. März 2024 13:22 Uhr
Dass Russland Gespräche deutscher Offiziere zum Taurus-Waffensysteme abhören konnte, liegt nach ersten Untersuchungen an einem „individuellen Anwendungsfehler“. Ein Teilnehmer habe sich von einer „nicht sicheren Datenleitung“ aus eingewählt.
SALZBURG24 (mem)

Nach ersten Untersuchungen ist ein "individueller Anwendungsfehler" verantwortlich dafür, dass das Gespräch hochrangiger Offiziere der deutschen Armee über das Taurus-Waffensystem von Russland abgehört werden konnte. Das sagte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius am Dienstag in Berlin. Der Fehler gehe auf einen Teilnehmer zurück, der von Singapur aus an dem Gespräch teilnahm. Er habe sich über eine "nicht sichere Datenleitung" eingewählt, Mobilfunk oder WLAN.

Dass ein russischer Spion an dem Gespräch teilgenommen hat, ohne bemerkt worden zu sein, schloss Pistorius aus. Der Verteidigungsminister sagte, dass disziplinarische Vorermittlungen gegen alle vier Teilnehmer des Gesprächs eingeleitet worden seien. Er betonte aber auch: "Persönliche Konsequenzen stehen derzeit nicht auf der Agenda." Er werde "niemanden meiner besten Offiziere Putins Spielen opfern", betonte Pistorius.

Kommunikation über Internetplattform Webex

Laut Pistorius hat das Gespräch der vier Offiziere vorschriftsgemäß über die Internetplattform Webex stattgefunden, die von der Bundeswehr in unterschiedlich geschützten Versionen für solche Gespräche genutzt werde. Dass es trotzdem abgehört werden konnte, gehe darauf zurück, dass sich der Teilnehmer in Singapur nicht an das sichere Einwahlverfahren gehalten habe.

"Taurus-Leak": Abhöraktionen in Hotel in Singapur?

In dem südostasiatischen Stadtstaat fand zur Zeit des Gesprächs die Singapur Air Show statt, an der viele hochrangige europäische Militärs teilnahmen. "Für russische Geheimdienste nachvollziehbar ein gefundenes Fressen so eine Veranstaltung in diesem Umfeld", sagte Pistorius. In den genutzten Hotels hätten flächendeckend Abhöraktionen stattgefunden. Der Zugriff auf die Webex-Konferenz der Bundeswehr-Offiziere sei ein "Zufallstreffer, im Rahmen einer breit angelegten, gestreuten Vorgehensweise" gewesen.

Am Freitag hatte Russland eine mitgeschnittene Onlinekonferenz von vier hohen Offizieren, darunter Luftwaffen-Chef Ingo Gerhartz, veröffentlicht. Darin erörterten diese Einsatzszenarien für den deutschen Marschflugkörper Taurus, falls dieser doch noch an die Ukraine geliefert werden sollte. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat das zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen und sein Nein damit begründet, dass Deutschland dann in den Krieg hineingezogen werden könnte. Am Montag bekräftigte er seine Position und sagte: "Ich bin der Kanzler, und deshalb gilt das." Taurus hat eine Reichweite von 500 Kilometern und kann damit von der Ukraine aus auch Ziele in Moskau treffen.

Pistorius: Vertrauen nicht beschädigt

Pistorius sieht nach Gesprächen mit Verbündeten wegen der Abhöraffäre keine Beschädigung des Vertrauens in den NATO-Partner Deutschland. Er habe in Gesprächen am Montag keine Verärgerung wahrgenommen, sagte der SPD-Politiker am Dienstag in Berlin. Dass Russland einen Mitschnitt des Gesprächs deutscher Offiziere über einen Einsatz des Taurus-Marschflugkörper durch die Ukraine anfertigen konnte, sei zwar ein schwerer Fehler. Dieser sei aber eben laut dem Zwischenergebnis nicht durch vermeintlich unsichere Kommunikationssysteme der Bundeswehr, betonte der Verteidigungsminister. "Unsere Kommunikationssysteme wurden nicht kompromittiert.

Pistorius betonte auch, dass die Kommunikationssysteme der Bundeswehr weiterhin laufend überprüft und verbessert werden müssten. "Wir müssen unsere Systeme weiter härten", sagte er. Dies sei ein laufender Prozess. Die "Breite der Angriffe" auf die Kommunikationssysteme nehme massiv zu. Kenntnis von einem weiteren Abhörfall habe er nicht. "Das schließt aber nicht aus, dass es einen weiteren gibt."

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(Quelle: apa)

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